Weil es Überkapazitäten bei der Abfallverbrennung gibt, könnte Hamburg Ende 2016 aus der “Mülle“ aussteigen.

Stapelfeld. Noch quillt Rauch aus dem Schlot der Müllverbrennungsanlage (MVA) Stapelfeld, noch wird dort Abfall aus Hamburg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg verbrannt. Ist es damit bald vorbei? Diese Frage wird in den kommenden Jahren die Politiker in der Region Hamburg beschäftigen - und beschäftigt schon jetzt die Politiker in Stapelfeld.

Die Müllmengen sinken, weshalb sich die Stormarner im kommenden Jahr auf reduzierte Abfallentgelte freuen können. Im Schnitt werden sie vier Prozent weniger bezahlen müssen - so hat es der Kreisumweltausschuss gerade empfohlen.

Das dürfte auch die Stapelfelder freuen. Für sie haben die sinkenden Müllmengen allerdings auch etwas Bedrohliches. Die drei Hamburger Müllverbrennungsanlagen sind nicht ausgelastet. Die Hansestadt könnte die Lieferverträge für die MVA Stapelfeld zum Jahresende 2016 kündigen. Die Anlage wäre dann nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Wird sie abgeschaltet, bleibt bei 90 Prozent der Stapelfelder die Heizung kalt: Sie werden von der MVA mit Fernwärme versorgt.

Die Gemeindevertreter haben sich deshalb schon frühzeitig um eine Alternative bemüht: Geothermie - Wärme aus den Tiefen der Erde. Doch nach mehreren Gutachten, die insgesamt 38 000 Euro gekostet haben, zieht Stapelfelds Bürgermeister Jürgen Westphal (WGS) jetzt das ernüchternde Fazit: "Es lohnt sich nicht. Eine solche Anlage würde rund 18 Millionen Euro kosten. Das können wir nicht stemmen."

Dennoch. Eine Alternative zur MVA-Fernwärme muss her. Uwe Schwab, der leitende Verwaltungsbeamte des Amtes Siek, sagt: "Wir gehen mit Sicherheit davon aus, dass Hamburg die Lieferverträge mit der MVA kündigt." Sie können bis Ende 2011 mit Wirkung zum Ende 2016 aufgelöst werden.

An die Stelle der MVA könnte dann ein Blockheizkraftwerk treten, das die Fernwärme produziert. Oder jeder Stapelfelder kümmert sich wieder selbst um eine funktionierende Heizungsanlage, verbrennt also in seinem Keller Gas oder Öl. Die Gemeindevertretung möchte das verhindern. "Wir haben hier 35 Kilometer Fernwärmeleitungen liegen, da sind wir fraktionsübergreifend der Meinung, dass wir die auch weiterhin nutzen sollten", so Westphal.

Die Stapelfelder haben schon bei der Hamburger Stadtreinigung nachgefragt, wie es mit der Stapelfelder MVA weitergehen wird. Antwort: Es gebe dazu noch keine politischen Beschlüsse. Ein Druckmittel haben die Stapelfelder immerhin in der Hand. Die MVA versorgt auch rund 4500 Haushalte in Hamburg-Rahlstedt und -Farmsen mit Fernwärme. Wer die Mülllieferungen stoppt, muss also auch Hamburgern erklären, wie sie ihre Wohnung warm kriegen sollen.