In Bargteheide ist ein Streit um die Veranstaltungen im Kleinen Theater ausgebrochen. Es geht darum, wer über die Vergabe der Termine für die Weihnachtsmärchen entscheiden darf.

Bargteheide. Pächterin Kirsten Martensen beansprucht den ersten Zugriff. "Nur so kann ich vernünftig wirtschaften", sagt sie. Die Stadt Bargteheide hält dagegen und pocht auf Mitsprache. "Nur so ist ein Interessensausgleich zwischen den Kulturschaffenden möglich", sagt Bürgermeister Henning Görtz.

Leidtragende ist Elke Heilsberger mit ihrer Laienspielgruppe vom Verschönerungsverein Bargteheide (VVB). Sie steht mit ihrem "Kleinen Gespenst" vor der Tür. Eigentlich sollte das Stück von Ottfried Preußler im Kleinen Theater Premiere haben. Jetzt muss sie mit ihren jungen Schauspielern und den viel zu großen Kulissen ins Kopernikus-Gymnasium umziehen. "Dabei spielen wir schon seit 1990 jedes Jahr im Kleinen Theater. Ich bin sehr enttäuscht und sehr traurig", sagt Heilsberger.

Ihre Schauspieler seien sauer. Sie hatten im Kleinen Theater sogar zwei Benefizvorstellungen für die Anschaffung neuer Stühle gegeben. "Und jetzt werden sie vor die Tür gesetzt. Das verstehen die einfach nicht", sagt die Regisseurin. Sie ist froh ist, dass wenigstens ein Ersatzspielort gefunden wurde. Heilsberger: "Dafür bin ich der Stadt und der Schule sehr dankbar."

Dennoch sei die Aula kein gleichwertiger Ersatz. "199 Zuschauer passen dort rein, im Theater sind es mehr als 300", sagt VVB-Vorstandsmitglied Rainer Kowalik. Er stand schon 1990 im "Unmöglichen Weihnachtsmann" mit auf der Bühne - beim allerersten Märchen des Vereins im Kleinen Theater.

Jetzt sieht Elke Heilsberger den Spaß und obendrein die Einnahmen schwinden: "Einige Kindergärten haben schon gesagt, sie kommen nicht zu unseren Vorstellungen. Das sei ja kein richtiges Theater." An einen kleinen Überschuss wie in den Vorjahren, mit dem sie Jugendlichen die Teilnahme an Fortbildungen und Theaterworkshops finanzieren konnte, sei daher nicht zu denken. Heilsberger: "Wir arbeiten ehrenamtlich und sind auf das Eintrittsgeld angewiesen."

Dass auch Kirsten Martensen rechnen müsse und gute Arbeit leiste, stehe außer Frage. "Sie hat fix zu kämpfen. Und sie macht viel", meint Elke Heilsberger und bekommt das Kompliment von Kirsten Martensen zurück: "Frau Heilsberger macht Super-Inszenierungen. Dass sie in diesem Jahr bei mir nicht spielen darf, ist auch keine Bösartigkeit. Ich brauche die Einnahmen aus den Weihnachtsmärchen, um zu überleben. Da kann ich doch nicht die besten Zeiten an den Verein abgeben!"

Ginge es nach Kirsten Martensen, würde die Frage über die Nutzung des Kleinen Theaters vor Gericht geklärt. "Wenn die Stadt meint, dass ich die von mir gewünschten Termine nicht haben darf, dann soll sie eine Feststellungsklage einreichen."

Daran denkt im Rathaus aber niemand. "Da kann immer nur eine Seite verlieren. Und das wollen wir nicht", sagt der Bürgermeister. Er könne verstehen, dass Elke Heilsberger unglücklich sei. "Und Frau Martensen kann ich auch verstehen. Aber bisher gab es immer eine gütliche Einigung", sagt Görtz.

Zumindest fürs nächste Jahr zeichnet sich ein Kompromiss ab. Kirsten Martensen kündigt an, "Momo" schon ab Mitte November aufzuführen. "Die zweite Dezemberhälfte gehört dann dem VVB", sagt sie, "da ist die Superzeit." Elke Heilsberger will unbedingt wieder ins Kleine Theater. Aber sie ist skeptisch geworden: "Letztes Jahr um diese Zeit hieß es auch, ich dürfe spielen. Und die zweite Dezemberhälfte bedeutet unter dem Strich auch nur die eine Woche vor Weihnachten."