Ein Glinder Unternehmen plant am westlichen Ortsrand von Grande Kies abzubauen. Jetzt gibt es 400 Einwände beim Bergamt im Harz.

Grande. Es ist ein gigantisches Vorhaben, das sich über mehr als 30 Jahre erstrecken wird. Das Lärm und Dreck mit sich bringt und das Leben von 2150 Menschen in den Gemeinden Grande und Kuddewörde nachhaltig beeinträchtigen wird: Auf einer Fläche von 80 Hektar will die Glinder Firma Koops am westlichen Ortsrand von Grande Kies abbauen. 350.000 Tonnen pro Jahr. Schon heute ist die Verkehrsbelastung hoch, es rollen rund 100 000 Fahrzeuge täglich über die Hamburger Straße (L 94). Über die Landesstraße soll der Sand zur A 24 abtransportiert werden, mit großen Lastwagen, die beladen wegfahren und leer zurückkommen. "Wir rechnen mit mindestens 100 Touren am Tag", sagt der Grander Bürgermeister Heinz Hoch. Amtskollege Hans-Joachim Conrad aus Kuddewörde rechnet mit mindestens 45 Touren täglich. Hinzu kommen der Lärm von den Anlagen, die Schäden für die Natur und eine Gefährdung der Trinkwasserversorgung in Grande, weil unterirdische Kaltwasserquellen "abgegraben" werden könnten.

Fünf Jahre währt der Kampf der Gemeinde gegen die Behörden bereits. Das heißt, gegen das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Clausthal-Zellerfeld. Dort ist das Vorhaben angesiedelt, weil es sich beim Grander Kies um hochwertigen Quarzsand handelt, der als Bodenschatz eingestuft wird und damit dem Bergrecht unterliegt. "Ein Recht, das aus der Kaiserzeit stammt und heutigen Umweltschutzrichtlinien in keiner Weise Rechnung trägt", sagt Heinz Hoch. Für das Bergrecht und gegen ein Raumordnungsverfahren hatte die Landesplanungsbehörde bei der Antragstellung der Firma Koops im Jahr 2004 entschieden. Probebohrungen hatten einen Quarzgehalt oberhalb von 85 Prozent ergeben. Der von der Gemeinde 2008 beauftragte Gutachter kam zu demselben Ergebnis. Dennoch ist nicht nur Heinz Hoch der Meinung, dass bei einem Vorhaben dieses Ausmaßes ein Raumordnungsverfahren notwendig gewesen wäre. Auch die Bundestagsabgeordnete und Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion für ländliche Räume und nachwachsende Rohstoffe, Christel Happach-Kasan, sagt: "Dass darauf verzichtet wurde, sehe ich als große Nachlässigkeit der vorigen rot-grünen Regierung." Sie richtete deswegen im Juli eine Anfrage an die Landesregierung.

In der schriftlichen Antwort von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen heißt es: "Dieses Gebiet ist als Vorbehaltsgebiet ausgewiesen, in welchem dem Abbau oberflächennaher Rohstoffe wie Kies besonderes Gewicht bei der Abwägung mit anderen Nutzungen beizumessen ist." Christel Happach-Kasan überzeugt das nicht. Beim Grander Vorhaben, das Bergrecht anzuwenden, sei mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Für die tatsächliche industrielle Verwendung müsse der Anteil deutlich höher sein. "Ich glaube, hier geht es um Kies- und nicht um Quarzsandabbau", sagt Happach-Kasan. Diese Einschätzung sieht sie dadurch untermauert, dass der von der Firma beantragte Maschinenpark "in keiner Weise für die Auswaschung von Quarzsanden ausreicht." Zweifel hegt die Politikerin an dem Umstand, dass das Unternehmen angibt, dass die "prinzipielle Zustimmung zu einer Veräußerung im Falles des genehmigten Rohstoffabbaus von der Mehrheit der Eigentümer vorliegt" und das ausgereicht hat, um das Planfeststellungsverfahren zu eröffnen. Bisher gehören der Firma 12,4 Hektar, als 15,3 Prozent des Planungsgebietes. Ministerpräsident Carstensen antwortete: "Der zuständigen Genehmigungsbehörde sind Gründstücksnachweise bekannt. In der Summe verfügt die Vorhabensträgerin über mehr als 50 Prozent der Antragsfläche." Bürgermeister Hoch sagt: "Bis Juni hatte noch keiner der sechs Eigentümer verkauft oder verpachtet." Zudem gebe es einen Landwirt, der seine Flächen auf jeden Fall weiter bewirtschaften möchte. Grande liegt im Billetal, das als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet unter der höchsten europäischen Schutzstufe steht. Für die Gemeinde ist das ein gewichtiges Argument in ihrem Kampf, der von einer breiten Mehrheit getragen wird. Nach Auskunft des Bergamtes sind rund 400 Einwendungen von Bürgern eingegangen. Einen Erörterungstermin gibt es noch nicht.