Thomas Reich, Michael Sarach und Jörn Schade reden über ihre Ziele. Klaus Schädel verweigert Teilnahme an der Diskussion.

Ahrensburg. Der Ahrensburger Bürgermeisterwahlkampf geht in die heiße Phase. Zur offiziellen Vorstellung trafen sich die Kandidaten Thomas Reich (parteilos), Michael Sarach (unterstützt von SPD und FDP), Jörn Schade (CDU) und Klaus Schädel (parteilos) vor rund 650 Bürgern im Alfred-Rust-Saal.

18.25 Uhr. Menschen stehen in einer langen Schlange vor der Eingangstür. Sie wollen die vier Bewerber für das Amt des Verwaltungschefs unter die Lupe nehmen. Als die Besucher fünf Minuten später ins Gebäude strömen, steigt die Temperatur im Saal. Ebenso wie die Aufregung bei den drei in dunklen Anzügen gekleideten Kandidaten, die mit Moderator Werner Mitsch vor der Tribüne stehen. Klaus Schädel fehlt. Er verteilt Handzettel vor der Tür.

19 Uhr. Bürgermeisterin Ursula Pepper begrüßt die Gäste. Alle 500 Sitzplätze sind besetzt, die Menschen stehen rechts und links in den Gängen oder auf der Empore. Thomas Reich darf als Erster ans Rednerpult. Die anderen drei Kandidaten müssen jeweils den Saal verlassen, während der Kontrahent zehn Minuten Zeit hat, um sich vorzustellen. Nach einem Abriss seines Lebenslaufs inklusive Hobbys ("Ich lese gern Reiseberichte und philosophische Literatur") gewinnt Reich mit einer Seefahrer-Metapher die Aufmerksamkeit. "Für mich ist der Bürgermeister wie der Kapitän auf einem Schiff", sagt der 55-Jährige, den auch die Menschen in der letzten Reihe auf einer großen Leinwand sehen können. "Sie sind die Passagiere und die Schiffseigner. Sie bestimmen die Zielhäfen des Schiffes", sagt der Stadtjustiziar. Nicht vertretbar auf einem Schiff sei ein Kapitän ohne Patent und Erfahrung. Er verfüge über beides.

19.20 Uhr. Michael Sarach betritt das Podium. Er hält sich nicht lange mit seiner Biografie auf. "Ich stehe für einen unbelasteten Neuanfang", sagt der Diplom-Finanzwirt. Er sei der Kandidat, der nicht verantwortlich für die gestörte Kommunikation zwischen Verwaltung und Politik sei. "Ich stehe für Gradlinigkeit, Kreativität, Kommunikationsfähigkeit." Der 56-Jährige sagt: "Ich bin nicht der, der die Asche aufhebt, sondern der Fackelträger."

19.30 Uhr. Jörn Schade hat das Wort. Spricht über seine Frau, seine beiden Töchter, betont, dass er " nur in Ahrensburg kandidieren würde". "Ahrensburg ist mir eine Herzensangelegenheit", sagt der 47-Jährige. Sein Ziel sei es, dass die Verwaltung ein "freundlicher und berechenbarer Partner für Bürger und Unternehmen" werde. "Verwaltung sollte sich ein Stück zurücknehmen, aber nicht zurücklehnen", sagt der Diplom-Verwaltungswirt.

19.40 Uhr. Klaus Schädel, dessen Ärmel hochgekrempelt sind, beginnt seine Präsentation mit einem ausführlichen Lebenslauf ("Meine Familie ist seit 1910 in Ahrensburg ansässig") und begrüßt seine Mutter. Er sei Zeitsoldat gewesen, habe Elektrotechnik studiert und arbeite als Privatdetektiv und Umzugsunternehmer. "Meine Hobbys sind Politik, Geschichte, Natur, Menschenrechte, Ahrensburg und meine zukünftige Ehefrau", sagt der 50-Jährige. Als Bürgermeister würde er "keine Klüngelwirtschaft unterstützen" und "keine Geheimpolitik in Hinterzimmern" betreiben. Als er dem Publikum nahelegt, darüber nachzudenken, ob Jörn Schade fremdgesteuert denke, kippt die Stimmung. Aus den Zuschauerreihen ertönen Pfui-Rufe. Die vermischen sich mit Buh-Rufen, ein Zuschauer brüllt ihm "Feigling" entgegen. Klaus Schädel will nicht mehr mit den anderen diskutieren, verlässt den Saal.

19.55 Uhr. Souverän und mit unfreiwilliger Komik reagiert Werner Mitsch, der mit den übrig gebliebenen drei Kandidaten auf der Bühne Platz nimmt, auf den Abgang: "Man hätte auch gar nicht zu kommen brauchen." Gelächter erfüllt den Saal. Eine Stunde lang steht das Trio dem Moderator Rede und Antwort. Ein Thema: der Rathausplatz. "Meine Gefühle waren sehr gemischt, als ich das erste Mal auf dem Platz stand", sagt Sarach. Da müsse was geschehen. "Der Platz könnte auch der zentrale Punkt für ein Stadtbussystem sein." Für Jörn Schade kommt das nicht in Frage: "Busse über den Platz zu jagen, ist keine sinnvolle Idee." Und: "Der Rathausplatz ist seit 30 Jahren hässlich, daran haben wir uns schon etwas gewöhnt", sagt der CDU-Kandidat mit ironischem Unterton und trifft damit den Humor vieler Zuhörer. Schön wäre, in die Betonwüste Grün reinzukriegen.

Auch Michael Sarach erhält Applaus für Seitenhiebe, die sich gegen Schade richten. Thema Nordtangente. Schade verdeutlicht, dass er nichts davon halte, etwas mit der heißen Nadel zu stricken. "Herr Schade, Sie waren jahrelang Bauausschussvorsitzender", sagt Sarach, "wenn Sie nichts bewegen, wer soll denn dann etwas in dieser Hinsicht bewegen?" Gemeinwohl gehe vor Einzelinteressen. Und die Trasse sei für das Gemeinwohl. Thomas Reich sagt dazu: "Im Flächennutzungsplan ist die Trasse nicht drin. Das ist ein Versäumnis der Verwaltung und der Politik." Zudem hätte es eine frühzeitige Bürgerbeteiligung geben müssen.

20.50 Uhr. Die Bürger dürfen ihre Fragen stellen. "Was passiert, wenn Sie nicht Bürgermeister werden, Herr Reich?", fragt ein Zuschauer. Der Volljurist lacht und kontert gelassen: "Das müssen Sie den neuen Bürgermeister fragen. Wenn es Herr Schädel wird, lande ich vielleicht im Archiv. Ich werde auf jeden Fall meine Pflichten erfüllen." Auch Jörn Schade zeigt sich schlagfertig. "Wie stehen Sie zur Planung des Schlossparks?", fragt ein Bürger. "Er ist ein Stück Luxus, nice to have", sagt Schade. "Aber wir sollten die Kirche im Dorf lassen." Einen Zuschauer interessiert es, als welches Tier sich die drei beschreiben würden. "Ich wäre gerne so stark wie ein Löwe", sagt Reich. Sarach knüpft an die Antwort seines Vorredners an: "Ich bin das, was Reich gern wäre." Ein Löwe - zumindest als Sternzeichen. Schade kann sich auch mit dem Elefanten anfreunden: "Viel Kraft braucht man als Bürgermeister auf jeden Fall."

22.05 Uhr. Werner Mitsch beendet die Diskussionsrunde. Die drei Kandidaten wirken zufrieden. Und vor allem erleichtert. Nur ein Mensch scheint noch gelöster zu sein: Ursula Pepper. Mit einem Strahlen im Gesicht hält sie das Schlusswort: "Jetzt haben Sie die Wahl. Und eins steht fest: Der nächste Bürgermeister wird ein Mann."