Beamte stoppten an Fußgängerüberwegen elf Fahrer innerhalb von zwei Stunden. Die hatten ein erschreckend geringes Schuldbewusstsein.

Bargteheide/Ahrensburg. "Es ist erschreckend, wie viele Autofahrer sich an Fußgängerüberwegen nicht richtig verhalten", sagte Polizeioberkommissarin Anett Zimmer (31) vom Bezirksrevier Bad Oldesloe. Sie und fünf weitere Beamte kontrollierten gestern Vormittag in Bargteheide und Ahrensburg zwei Stunden lang, ob Autofahrer vor Zebrastreifen anhielten, wenn Fußgänger die Straße überqueren wollten. Die Polizisten stoppten elf Autofahrer. Und das dürften längst nicht alle gewesen sein, die sich falsch verhielten: Sobald ein Verkehrssünder aus einem der beiden Videofahrzeuge heraus gefilmt worden war, mussten sich die Beamten mit ihm allein beschäftigen. Eine permanente Überwachung der Fußgängerüberwege gab es gar nicht.

In Ahrensburg postierte sich ein Videofahrzeug nahe des Zebrastreifens am Bahnhof. Als drei ältere Damen die Straße überqueren wollten, fuhr ein Taxi vorbei, ohne anzuhalten. Anett Zimmer und ihre Kollegin Romina Denker (26) nahmen die Verfolgung auf. "Die Damen waren doch noch weit entfernt", behauptete der 79 Jahre alte Taxifahrer, nachdem er angehalten worden war. Er finde es gut, dass die Polizei kontrolliere, sei sich aber keiner Schuld bewusst, sagte er.

Deshalb filmen die Polizisten die Verstöße. "Viele reden sich raus. Sie sagen beispielsweise, dass der Fußgänger noch weit entfernt gewesen sei oder es nicht zu erkennen gewesen sei, dass er die Straße überqueren wollte. Das Video dient dann als Beweis - notfalls vor Gericht", sagt Zimmer. Auf den Taxifahrer kommen nun 80 Euro Bußgeld und vier Punkte zu.

In Bargteheide beobachteten zwei weitere Beamte in einem Videowagen einen Zebrastreifen an der Rathausstraße. Kollegen in einem Streifenwagen postierten sich im Mittelweg. Sobald die Videowagen-Besatzung einen Verkehrssünder gefilmt hatte, nahmen die Beamten im Streifenwagen die Verfolgung auf.

Doch ab wann handelt ein Autofahrer rücksichtslos? Wenn der Fußgänger den Zebrastreifen betreten hat? Oder wenn er noch einige Meter davon entfernt ist? Zimmer: "Es muss klar ersichtlich sein, dass der Fußgänger die Straße überqueren möchte. Und wenn er am Zebrastreifen warten muss, bis das Auto vorbeigefahren ist, dann hat der Fahrer eindeutig eine Ordnungswidrigkeit begangen." In Bargteheide filmten die Beamten auch Autofahrer, die über den Zebrastreifen fuhren, obwohl ein Passant schon einen Fuß auf die Straße gesetzt hatte. "Ich weiß, ich hätte anhalten müssen", sagte eine Autofahrerin, "ich habe die alte Dame gesehen - auch, dass sie schon auf der Straße gewesen ist. Ich entschied mich, Gas zu geben."

Es war die falsche Entscheidung - und nach Angaben der Polizei auch eine mit mitunter fatalen Folgen. "Auf der Rathausstraße ist es in letzter Zeit zu Unfällen gekommen, bei denen Fußgänger auf dem Zebrastreifen angefahren wurden", sagte Polizeimeister Jörg Noack. "Darauf weisen wir die Autofahrer hin. Einige sind einsichtig, andere fragen frech, warum es keine Ampel gebe, wenn das doch eine so gefährliche Stelle sei", sagte Anett Zimmer. Peter Stamer (45), Chef des Oldesloer Bezirkreviers sagte: "Wir beobachten in letzter Zeit häufig, dass die Fußgänger schon aufpassen, dass sie nicht angefahren werden." Eine Situation, die für die Polizei inakzeptabel ist. Deshalb legen die Beamten ihr Augenmerk jetzt verstärkt auf die Fußgängerüberwege. Anett Zimmer: "Mindestens einmal im Monat kontrollieren wir an den Überwegen. Und nach diesem erschreckenden Ergebnis werden wir auch dabei bleiben."