Der ungewöhnlich nasskalte Mai führt zu den größten Ernteeinbußen, an die sich viele Landwirte erinnern können.

Stormarns Spargelbauern sorgen sich um ihre Erträge. Wegen der andauernden niedrigen Temperaturen ernten sie zurzeit höchstens die Hälfte der Menge, die üblicherweise gestochen wird. Die Lage sei katastrophal, die Einbußen seien schmerzhaft, sagt Wiebke Beeck vom Spargelhof Beeck in Hamberge. Sie kann sich nicht erinnern, dass die Lage auf den Feldern jemals so schlecht gewesen wäre. Es habe schon Tage gegeben, an denen ihre Erntehelfer überhaupt nicht gestochen haben. "Sonst steht Spargel an Spargel auf den Dämmen", sagt Wiebke Beeck. Auch zu Pfingsten habe sie nicht, wie sonst üblich, aus dem Vollen schöpfen können. "Zum Glück hatten wir gerade so viel Spargel, dass wir keinen Kunden enttäuschen mussten", sagt die Landwirtin.

Fünf Grad im Durchschnitt ist der Mai zu kalt gewesen. Bei nasskaltem Wetter wächst das Edelgemüse nicht. "Auch die Sonneneinstrahlung ist zu gering. Die Dämme speichern nicht genügend Wärme", sagt Thomas Hanf vom Arbeitskreis Spargel der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Bei Temperaturen unter acht Grad stecke der Spargel den Kopf nicht aus dem Sand. Zwölf Grad seien das Minimum, ideal sei eine Temperatur zwischen 15 und 18 Grad. Die Spargelstangen, die aus dem Boden kommen, seien nicht zu beanstanden. "Die Qualität stimmt", sagt der Experte. Was nicht stimme, sei die Menge. "Der Ertrag ist sehr gering." Eine Aussage über die prozentualen Verluste zu einem normalen Mai mag Thomas Hanf noch nicht treffen. "Es gibt erhebliche Einbußen. Die richtige Bilanz aber können wir erst zum Ende der Saison ziehen." Dass die Verluste in den kommenden vier Wochen noch ausgeglichen werden können, hält er jedoch für ausgeschlossen.

Die Verluste lassen sich nicht mehr auffangen

Hidde-Jörg Meyer, Vertriebsleiter auf dem Erdbeerhof Glantz, beurteilt die Lage ähnlich. "Der Ertrag liegt rund 50 Prozent niedriger als sonst", sagt er. Auch Meyer klagt über die empfindlichen Verluste an den für die Spargelvermarktung wichtigsten Tagen: Muttertag, Himmelfahrt, Pfingsten. "Die Verluste lassen sich nicht mehr auffangen, selbst wenn jetzt eine dauerhafte Warmwetterperiode anbrechen sollte." Die meisten Stormarner Spargelbauern arbeiten mit der Zwei-Folien-Methode, mit der sie das Wachstum des Gemüses steuern können. Die Folien helfen, die Sonneneinstrahlung "einzufangen" und die Wärme im Damm zu halten. Wenn die Sonne allerdings nicht scheint, nützt auch die Folie nichts.

Bei Heino Doose im Steinburger Ortsteil Sprenge wird Spargel noch ganz klassisch angebaut - die Dämme liegen unter freiem Himmel. Auch seine Ernte ist bisher alles andere als gut. Auch er spricht über Einbußen von gut 50 Prozent. "Wir haben unsere Kunden bisher gerade noch so bedienen können", sagt Karin Doose. Höhere Preise könnten die Verluste nicht ausgleichen. "Der Kunde akzeptiert nicht jeden Preis." Bei Doose gibt es das Kilo für sieben Euro.

Im Durchschnitt kostet das Kilo Spargel 7,90 Euro. Der Preis liege 30 Prozent über dem Vorjahresniveau, sagt Hans-Peter Soltau, Spargelbauer aus Barsbüttel, der die Situation optimistischer sieht als seine Kollegen. "Abgerechnet wird am Ende. Noch ist nicht alles verloren. Noch haben wir vier Wochen vor uns."

Auch wenn die Temperaturen steigen, die Sonne kräftig scheinen sollte, bleibt eine Unbekannte: das Verhalten der Kunden. "Wir können nicht vorhersagen ob die Nachfrage bis Saisonende anhält. Das können wir nur hoffen", sagt Wiebke Beeck.

Erntehelfer werden pro geerntetes Kilo bezahlt

Auch Hidde-Jörg Meyer hofft, dass das zögerliche Kaufverhalten, das zu Saisonbeginn festzustellen war, nicht auch zum Ende wiederkommt. Nach Pfingsten hätten viele Menschen nicht mehr so viel Lust auf Spargel.

Ist das Kaufverhalten auch ein Zeichen dafür, dass die Kunden die klassische Spargelsaison nicht mehr so schätzen, seit es das Edelgemüse beinahe das ganze Jahr über gibt? Meyer verneint das. Deutscher Spargel habe seinen Wert, und den behalte er auch. Auch Spargelexperte Thomas Hanf glaubt nicht, dass der ganzjährige Verkauf von ausländischem Spargel Auswirkungen auf die heimische Saison hat. "Die wird bleiben", sagt er. Es sei zudem unklar, wie viel von dem Spargel aus Ländern wie Peru oder Griechenland, der in den Läden angeboten wird, tatsächlich auch verkauft werde.

Für die polnischen Erntehelfer auf dem Spargelhof Beeck läuft dieses Jahr denkbar schlecht. Sie werden pro Kilo bezahlt. Wiebke Beeck: "Sie sind alle noch da und hoffen wie wir auf die nächsten vier Wochen."