Der aus dem TV bekannte Hamburger Koch Ole Plogstedt denkt im Abendblatt-Interview darüber nach, was die Herren der Schöpfung am Herd so unwiderstehlich macht

Starkoch Ole Plogstedt aus Hamburg hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einen Namen als Tournee-Caterer und Fernsehentertainer gemacht. Der selbst ernannte Küchenpunk, der im Hotel Steigenberger in seiner Heimatstadt Berlin gelernt und unter anderem auch in Cöllns Austernstuben in Hamburg gekocht hat, gibt seinen Gerichten mitunter so originelle Namen wie "Pumpgun mit Curryschuss" (Kürbis-Frühlingsrolle mit scharfer Currysauce) und "Ratte in Rollsplitt" (Poulardenbrust in Mohn gebraten). Musiker wie "Die Toten Hosen" und "Rosenstolz" haben während ihrer Tourneen seine Kreationen gegessen. Und das Hamburger Abendblatt hat mit ihm über Kochkurse, Küchenlügen und Kreativität am Herd gesprochen.

Hamburger Abendblatt:

In Harsefeld ist vor 26 Jahren ein Männerkochklub gegründet worden. Vier der 16 Mitglieder sind seit Anfang an dabei. Die müssten nach so langer Zeit doch eigentlich kochen können, oder?

Ole Plogstedt:

Bestimmt, aber ich kenne die Herren ja nicht. Vielleicht konnten sie es ja auch vorher schon. Diese Beurteilung würde ich auch lieber denjenigen überlassen, die von den Männer bekocht werden. Vielleicht ist es ja auch gar nicht ihr Ziel, ein perfekter Hobbykoch zu werden.

Wenn's in solchen Kursen nicht ums Kochen lernen geht, worum geht es den Männern dann?

Plogstedt:

Um den Spaß. Ich glaube, die Männer in Harsefeld machen das auch, weil sie Bock darauf haben. Hobbyköche gehen an viele Zubereitungen oft erfrischend experimentell ran, so wie es ein gelernter Koch nie tun würde, weil er es "richtig" gelernt hat. Auf dieser Art und Weise hebeln so womöglich auch mal vermeintliche Regeln aus.

Die da wären?

Plogstedt:

Na ja, zum Beispiel die Regel, dass die Salatgurke von der Blüte zum Stil geschält werden muss, weil sie sonst bitter wird. Das ist Quatsch. Bei der Landgurke trifft es allerdings zu. Oder dass die Leber nicht vor dem Kochen gesalzen werden darf, weil sie sonst hart wird. Eine andere alte Küchenlegende besagt, dass man Fleisch scharf anbraten muss, damit sich die Poren schließen und das Fleisch keinen Saft verliert. Bis mal jemand dahintergekommen ist, dass Fleisch überhaupt keine Poren hat, sondern Fasern. Ob es angebraten wird oder nicht, hat keinen Einfluss auf den Saftverlust, aber es entstehen leckere Röstaromen. Die könnte man allerdings auch nach sanftem Garen durch Anbraten bekommen. Davon könnte ich noch jede Menge erzählen. (Plogstedt grinst) Ich glaube, ich schreibe irgendwann mal ein Buch über die vielen Küchenlügen dieser Welt

Apropos Küchenlegende: Der Klubchef flachste im Gespräch ein wenig rum und sagte: Die Männer würden ihre Frauen gern in der Küche unterstützen, aber zu oft dürften sie das nicht. Denn das würde auf Dauer zu teuer werden. Ist da was dran?

Plogstedt:

Mag sein. Das liegt dann aber vielleicht daran, dass manche Frauen beim Einkaufen wirtschaftlicher denken als Männer - während die Kochklubmitglieder es mal so richtig krachen lassen wollen.

Was unterscheidet Männer und Frauen bei der Zubereitung, beim Garnieren, beim Servieren eines Gerichts?

Plogstedt:

Ehrlich gesagt: gar nichts. Klischees bediene ich nicht gern, aber vielleicht kann man sagen, dass einige Frauen nicht unbedingt ganz so fleischlastig kochen und essen und auch ein bisschen vorsichtiger mit Gewürzen sind. Bei uns kommt da manchmal das Machogehabe durch. Nach dem Motto: Viel hilft viel. Kenne aber auch genau das Gegenteil.

Haben Sie auch schon einmal an einem Kochkursus teilgenommen oder waren Mitglied eines Kochklubs?

Plogstedt:

Nein. Das wäre auch nichts für mich. Ich gebe lieber selbst Kurse.

Haben Sie eine Empfehlung, mit welchem Gericht "Koch-Anfänger" in die Kunst des Kochens einsteigen sollten?

Plogstedt:

Oh je, es gibt so viele Sachen, aus denen man einfach und schnell tolle Gerichte machen kann. In der Spargelsaison ist die Sache klar. In der Grünkohlzeit würde ich den rohen Kohl vielleicht mal frittiert zu einem Gericht servieren. Das kennt man noch nicht unbedingt, ist simpel und macht Eindruck. Aber ein klassisches Einsteiger-Menü für Kochbegeisterte gibt es für mich nicht.

Und was gehört in der Küche zur Königsdisziplin? Haben Sie schon mal etwas gekocht, was Sie so richtig ins Schwitzen gebracht hat?

Plogstedt:

Sicher. Sushi-Reis so zu kochen, dass er perfekt ist, erfordert Erfahrung. Das überlasse ich lieber den Japanern, die können das auf jeden Fall besser als ich.