Stades Bürgermeister soll wohl Staatsrat in der Hamburger Wirtschaftsbehörde werden. SPD-Fraktionschef würde dann die Zügel im Rathaus übernehmen.

Stade. Der Abschied von Stades Bürgermeister Andreas Rieckhof steht offenbar kurz bevor. Nach Abendblatt-Informationen soll Rieckhof Staatsrat in der Hamburger Wirtschaftsbehörde unter dem zukünftigen Senator Frank Horch werden. Endgültig entscheidet darüber der Landesparteitag der SPD am Sonntag. Ein möglicher Nachfolger für das Bürgermeisteramt steht schon bereit. "Wenn man auf mich zukommen sollte, stehe ich zur Verfügung", sagt Kai Holm, Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion im Rat der Hansestadt Stade.

Olaf Scholz präsentierte am Donnerstag die neuen Senatoren

Gestern war die Nachrichtenlage noch unklar. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz hat seine neuen Senatoren offiziell präsentiert. Eine Liste mit den dazugehörigen Staatsräten wurde wider Erwarten noch nicht bekannt gegeben. Angeblich seien noch nicht alle Stellen besetzt, Lücken sollten nun erst einmal beseitigt werden. Olaf Scholz hatte auf die Frage, wann die Staatsräte präsentiert werden süffisant mit "Bald" geantwortet.

Der Name Andreas Rieckhof steht nach Abendblatt-Informationen auf der Liste der künftigen Staatsräte. Seine Nominierung gilt als so gut wie sicher. In der Hansestadt Stade wird deshalb bereits hinter verschlossenen Türen nach einem geeigneten Nachfolger gesucht. Die Zeit drängt, denn bis zur Kommunalwahl müssen Kandidaten gefunden und nominiert sowie der Wahlkampf organisiert werden.

Die Stader SPD hat bereits vier Kandidaten in die engere Auswahl genommen. Einer dieser Kandidaten ist der Stader Kai Holm. Der 47-Jährige ist derzeit Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei den Elbe-Kliniken und zugleich Fraktionsvorsitzender der SPD im Stader Stadtrat. Holm selbst wäre nicht abgeneigt und würde für eine Kandidatur zur Verfügung stehen, wie er gestern auf Abendblatt-Nachfrage mitteilte.

Dennoch bedauert Holm den möglichen Abschied Rieckhofs sehr. "Er hat sehr gute Arbeit in der Stadt Stade gemacht, hinterlässt uns aber ein klein wenig ratlos", sagt Holm.

Rieckhofs möglicher Abschied hinterlässt viele Baustellen

Das liegt auch daran, dass unter Rieckhofs Ägide mehrere Projekte angeschoben wurden, die noch längst nicht abgeschlossen sind. Zum einen ist da der momentan ins Stocken geratene Ausbau des Stader Hafens, inklusive Infrastrukturausbau. Zum anderen muss der Weiterbau der A 26 sowie die Verlegung des Industriegleises nach Bützfleth gestemmt werden. Beides sind Aufgaben, die in den kommenden Monaten intensiv weiter behandelt werden müssen, denn das Zeitfenster für die weiteren Planungen wird knapp. Auch der Umzug des Technik- und Verkehrsmuseums ist derzeit eine offene Baustelle. Es sind keine leichten Aufgaben, die auf den kommenden ersten Mann oder die erste Frau im Rathaus zukommen.

Laut Kai Holm müsse es den Parteien nun gelingen, für einen adäquaten Nachfolger zu sorgen. "Auch wenn Rieckhofs Abschied noch nicht zu 100 Prozent feststeht, müssen wir uns vorbereiten", sagt Holm. Seine Partei sei auf diesem Weg mit der Einschränkung auf vier Kandidaten schon einen guten Schritt weiter gekommen.

Weitere Namen für das Rennen um den Bürgermeisterposten nennt der SPD-Fraktionschef allerdings noch nicht. Die Stader Grünen wollen sich möglichst gemeinsam mit den Sozialdemokraten auf einen geeigneten Kandidaten einigen. Festlegen will sich die Partei allerdings noch nicht. "Noch ist alles offen", sagt Uwe Merckens, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Der künftige Grünen-Wunschkandidat müsste auch einige grüne Ansichten vertreten, sagt Merckens. Er selbst könnte sich auch eine Frau an der Spitze der Hansestadt sehr gut vorstellen. "Unser erster Ansprechpartner ist die SPD. Sollten wir aber keinen gemeinsamen Kandidaten finden, stellen wir einen eigenen auf", sagt Merckens.

Bei den Stader Christdemokraten sorgt der mögliche Abschied Rieckhofs hingegen für Unmut. CDU-Fraktionschef Karsten Behr, der zugleich Sprecher der CDU/FDP/WG-Gruppe im Stader Rat ist, ärgert sich vor allem über das Verhalten des Bürgermeisters in den vergangenen Wochen.

"Er hat zu keiner Sekunde das Gespräch gesucht, was für mich auch zu einer persönlichen Enttäuschung führt", sagt Behr. Der Bürgermeister habe was seinen möglichen Wechsel nach Hamburg betrifft nicht mit offenen Karten gespielt. Wenn Rieckhof gehe, sei sein Abgang seiner bisherigen Tätigkeit für die Stadt Stade unwürdig, sagt Behr. Rieckhof habe zwar sehr gute Arbeit geleistet, da dieser sich aber in den vergangenen Tagen und Wochen auch intern nicht geäußert habe, sei CDU-Fraktionschef Behr ziemlich erschüttert. "Für mich sind das selbstverständliche Formen des Umgangs, die er nicht eingehalten hat", sagt Behr.

Die CDU sehe sich derzeit intensiv nach internen und externen Kandidaten um. Die Option, mit der SPD einen gemeinsamen Kandidaten aufzustellen, werde nicht ausgeschlossen. Dafür müssten aber zunächst Gespräche mit der SPD geführt werden.

Die Liberalen wollen sich am Wochenende über mögliche Kandidaten austauschen. Noch sei alles offen, so Wolfgang Ehlers, Stader FDP-Fraktionschef. "Natürlich haben wir uns erste Gedanken gemacht, aber wir müssen natürlich jemanden finden, der für so eine große Verwaltung auch qualifiziert ist", sagt Ehlers. Das sei aber keine ganz einfache Aufgabe. Einen eigenen Kandidaten könnte er sich für die FDP theoretisch vorstellen - sofern sich denn einer anbiete.