Der Widerstand auf schleswig-holsteinischer Seite gegen den Bau von drei Kohlekraftwerken in Stade wächst. Als sichtbares Zeichen des Protestes organisiert die Bürgerinitiative (BI) Haseldorfer Marsch eine Protestveranstaltung.

Stade/Haseldorf. Am Sonnabend, 31. Oktober, sollen auf dem Elbdeich vor Haselau und Haseldorf mindestens 1000 Lichter leuchten.

"Wir sind die Hauptbetroffenen, wenn die Kohlekraftwerke auf der anderen Seite der Elbe in Betrieb gehen. Denn unser Lebensraum liegt in der Hauptwindrichtung", sagt Niels-Peter Rühl, einer der Sprecher der Initiative. In einer achtseitigen Broschüre haben die Aktiven aus der Haseldorfer und der Seestermüher Marsch gemeinsam mit ihren Stader Mitstreitern von der BI Stade/Altes Land "Pro erneuerbare Energien - Kontra Kohlekraftwerke" sowie der BI Bützfleth "Für eine umweltverträgliche Industrie" Argumente gegen den geplanten massiven Ausbau der Schwerindustrie gesammelt. "Mit sicherlich provokanten Aussagen wollen wir noch mehr Bürger aus dem warmen Sessel holen", sagt Rühl.

Ursprünglich sollte die Aktion auf schleswig-holsteinischer Seite gemeinsam mit Niedersachsen organisiert werden. Doch in Stade fehle die Unterstützung, so Stefan Kruijer von der BI Stade/Altes Land. Es gebe nur wenige Politiker, die sich offen gegen die massiven Ausbaupläne stellen. Lediglich die Stader Grünen unterstützen den Protest. In der Bevölkerung sieht es nicht besser aus: "Viele Anwohner sind zwar skeptisch, aber protestieren nicht öffentlich." Daher werde es in Stade keine eigene Demonstration geben. Die Aktiven werden stattdessen nach Schleswig-Holstein fahren und sich der Lichterkette anschließen.

Auf der anderen Elbseite mangelt es nicht an Unterstützung. In den beiden Marschen und in den Städten Wedel und Uetersen sind sich die meisten Menschen einig. Alle Kommunen unterstützen die BI. "Das gibt uns Bewegungsspielräume", sagt Rühl.

Die Initiative hat nun auch eine Infoschrift gedruckt, die gemeinsam mit den Gruppen auf Stader Seite herausgegeben wird. 8000 der Broschüren werden in Schleswig-Holstein verteilt. Hunderte Plakate und einige große Banner sind ebenfalls gedruckt und werden aufgehängt. Die Mitglieder der BI fühlen sich von der internationalen Politik in ihren Zielen bestätigt. "Deutschland hat sich bei der Weltklimakonferenz verpflichtet, den Ausstoß von Kohlendioxid erheblich zu verringern", sagt Peter Kelting. Der Berliner Maschinenbau-Unternehmer lebt seit den 80er-Jahren in der Marsch. Er geht davon aus, dass das deutlich umweltschonendere Erdgas die Kohlekraft in den nächsten zwei Jahrzehnten verdrängen wird.

Rühl, langjähriger Vizepräsident des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie, verweist auf den möglichen Ausbau der Windenergie: "Allein in Nord- und Ostsee sind Anlagen genehmigt, die soviel Leistung wie 25 Atomkraftwerke erzeugen." Auch eine Studie des Umweltbundesamtes belege, dass Deutschland ohne neue Kohlekraftwerke genügend Energie erzeugen könne.

Und deshalb soll mit 1000 Fackeln ein Signal gesetzt werden, damit nicht jährlich 13 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus drei Kohlekraftwerken über der Elbmarsch schweben.