Nun soll er für seinen anonymen Auftraggeber arbeiten, um Spenden für den todkranken Jannis aus dem Dorf Hammah zu sammeln.

Stade. Am Sonntag, 16. August, um 21.30 Uhr fiel für Daniel Dressler der virtuelle Hammer im Internet-Auktionshaus Ebay. Der Sachse versteigerte sich selbst. Seit Montag ist er nun so etwas wie der Leibeigene eines Unternehmers aus der Nähe von Stade. Der Deal: Dressler muss vier Wochen lang alles machen, was der 43-Jährige, der den Zuschlag bekommen hat, will. "Ich mache wirklich alles, nur nichts Lebensgefährliches, Sexuelles, Unmenschliches und Strafrechtliches", sagt Dressler.

Sein "Chef-für-vier-Wochen", wie der Sachse seinen "Käufer" nennt, gab 20 Sekunden vor Auktionsende mit 3609 Euro das höchste Gebot ab. "Er hat das erste Mal geboten. Vorher gab es keinen Kontakt", sagt der junge Mann, der eigentlich als selbstständiger Webdesigner arbeitet.

Andere Unternehmen hatten bereits vorher großes Interesse an dem jungen Mann aus Bautzen gezeigt und verhandelten bereits über Werbemaßnahmen. Doch dann kam alles anders. "Ich war sehr überrascht, dass es mich nach Stade und somit in die Nähe von Hamburg gezogen hat", sagt er. Schließlich hat er sich bereits vor drei Jahren versteigern lassen und arbeitete damals für einen Hamburger Unternehmer, der die Aktion werbewirksam vermarktet hat.

Diesmal wurde aus der spaßigen Idee allerdings eine ernste Sache. Der 25-Jährige stiftet Lohn, den er hofft, in den kommenden Wochen für seine Arbeit zu erhalten, für den neun Monate alten Jannis Lühmann. So will es sein "Chef-für-vier-Wochen", der anonym bleiben und damit die Aktion auf den Säugling konzentrieren will. Der "Käufer" kenne Jannis und seine Familie nicht, so Dressler. Der kleine Junge aus Hammah in der Nähe von Stade leidet an einer lebensbedrohlichen Krankheit des blutbildenden Systems. Nur eine Stammzellentransplantation kann ihn retten (das Abendblatt berichtete).

Familie Lühmann hatte deshalb eine Typisierungs-Aktion organisiert, bei der sich im Juni mehr als 2800 Freiwillige für die Deutsche Knochenspenderdatei (DKMS) registrieren ließen. "Bisher haben wir leider keinen passenden Spender gefunden", sagt Gisela Hagenow, die Großmutter von Jannis. Weil die Typisierung jeweils 50 Euro kostet, würden zudem etwa 45 000 Euro fehlen.

Die will Dressler in den kommenden Wochen sammeln. "Mir geht das Schicksal des kleinen Jannis sehr ans Herz", sagt der 25-Jährige. Er könne die Hilflosigkeit und Hoffnung der Familie Lühmann gut nachvollziehen, weil er vor drei Jahren selbst an Krebs erkrankt sei. Dank einer Chemotherapie ist der junge Mann wieder gesund. "Ich weiß wie es ist, wenn das Leben auf der Kippe steht. Das spornt mich besonders an."

Daher soll nicht nur sein Arbeitslohn für Jannis gestiftet werden, sondern er will zusätzlich auch Spenden sammeln. "Mein Ziel ist es, mindestens einen fünfstelligen Betrag zu sammeln", sagt der Sachse. Allerdings werde sein Elan noch ein wenig von der mangelnden Unterstützung des Höchstbietenden gebremst: Dressler muss seine Arbeitgeber selbst organisieren. "Das ist schwierig, weil ich keine Ortskenntnisse." Die ersten Tage seien ausschließlich der Organisation gewidmet worden. "Die Resonanz von potenziellen Arbeitgeber war leider gering. Mich kennt hier eben niemand", sagt der Webdesigner.

Daher sucht er nun mit Hilfe des Abendblatts Unternehmen, die ihn für einige Tage engagieren. Der 25-Jährige sei bei seinen Einsätzen flexibel: "Ich könnte Eis oder Bratwürste verkaufen, in einer Waschstraße oder auf dem Bau arbeiten." Er würde sich auch als Maskottchen eines Vereins verkleiden oder als Werbetafel durch die Innenstadt laufen. Einzige Voraussetzung: Der Lohn muss stimmen.

Außerdem will er Spendendosen an die Geschäfte der Stader Innenstadt verteilen, damit die Einzelhändler Geld für Jannis sammeln. Derzeit verteilt er Flyer, die über seine Aktion informieren.

Der größte Coup ist wohl ein Benefizfußballturnier beim VfL Stade. "Ich versuche, einen HSV-Spieler zur Autogrammstunde zu bewegen, damit viele Zuschauer kommen." Signierte CDs von Roger Cicero konnte er bereits besorgen, diese sollen verlost werden. Der Fußballclub St. Pauli wolle zudem Trikots stiften. Gleichzeitig solle eine Typisierungsaktion laufen, damit sich weitere Freiwillige für die Spenderdatei registrieren lassen. "Ich will nicht nur Geld sammeln, sondern auch die Typisierung vorantreiben. Beides soll sich die Waage halten, denn damit wird nicht nur Jannis, sondern vielen kranken Menschen geholfen."

Wer Daniel Dressler engagieren und damit Jannis helfen möchte, meldet sich bei der Abendblatt-Redaktion Stade & Buxtehude unter der Rufnummer 040/70 13 02 70 oder per E-Mail an stade@abendblatt.de .