Drei Stunden Wartezeit sind an der Elbfähre die Regel: Zahlreiche Baustellen setzen den Verkehrsfluss eines ganzen Landkreises außer Kraft.

Wischhafen. In diesem Sommer brauchen sowohl Urlauber als auch Berufsfahrer Nerven aus Stahl. Täglich werden Auto- und Lastwagenfahrer im Radio mit endlosen Staumeldungen begrüßt. Zeitweise herrschen jeden Tag über 120 Kilometer Stau auf den deutschen Autobahnen.

Diese werden vor allem durch die über 100 Baustellen, die dieses Jahr auf deutschen Fernstraßen eingerichtet wurden, verursacht. Die Metropolregion Hamburg ist dabei einer der Stauschwerpunkte in Deutschland. Durch die Bauarbeiten auf den Autobahnen A 1 und A 7 sowie durch die Bauarbeiten im Elbtunnel kommt es nicht nur bei Hamburg regelmäßig zu mehr als zehn Kilometer langen Staus. Auch die "geheimen Schleichwege" rund um die Metropole ersticken derzeit im Verkehr.

Gerade in diesem Sommer, in dem die A 1 zwischen Hamburg, Bremen und Lübeck durch insgesamt zehn Baustellen mit einer Länge von rund 54 Kilometern unterbrochen wird und die A 7 zwischen Hannover, Hamburg und Flensburg über sechs Baustellen mit einer Gesamtlänge von rund 64 Kilometern verfügt, weichen überdurchschnittlich viele Auto- und Lastkraftwagenfahrer auf Nebenstrecken aus. Die sind zumeist aber ebenso mit Baustellen übersät. Im Landkreis Stade wird diesen Sommer zum Beispiel auf der B 73 bei Buxtehude und auf der L 111 bei Wischhafen gebaut. Die Folge sind auch hier teilweise lange Staus.

Die Elbfähre bei Wischhafen ist für viele Urlauber und Fuhrunternehmer eine gern genutzte Alternative, um über die Elbe zu kommen, wenn der Elbtunnel wieder einmal dicht ist. Doch aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens im Kreis steht auch bei der Wischhafener Elbfähre für viele Fahrer mehr Frust denn Vergnügen auf dem Programm. Wartezeiten von ein bis zwei Stunden von Wischhafen nach Glückstadt und rund einer Stunde von Glückstadt nach Wischhafen sind derzeit eher die Regel als die Ausnahme. Für das Fährunternehmen ist der Andrang auf die Fähre wirtschaftlich ein Glücksfall. "Wir bedanken uns ganz herzlich beim Konjunkturpaket", so Hildegard Both-Walberg, Geschäftsführerin des Fährunternehmens. Mit dem Andrang komme das Unternehmen in diesem Sommer zeitweise kaum hinterher. Kapazitäten seien, so die Geschäftsführerin, zwar noch frei, allerdings selten zur Rushhour. Dass die langen Wartezeiten für viele nachteilig sind, ist ihr bewusst, ändern könne sie an der Situation aber nichts: "Wir fahren bereits alle 20 Minuten, auf unseren Fähren können aber nur maximal jeweils 50 Autos mitfahren". Derzeit nutzen rund 1400 Pkw und 350 Lkw innerhalb der Woche die Elbfähre. Am Wochenende würden nach Angaben des Unternehmens rund 2200 Pkw die Fähre nutzen.

Für viele Urlauber und vor allem für Fuhrunternehmer ist der Stau bei Wischhafen mehr als ärgerlich. Jerry Nielsen (37) nervt der Stau. "Ich sollte heute eigentlich noch eine Fracht abholen, das kann ich wohl vergessen", sagt der Fernfahrer aus dem dänischen Esbjerg. Die Wartezeit koste das Unternehmen bares Geld, so der Däne.

Der Hamburger LKW-Fahrer Manfred Lemm (52) sieht das ganze recht gelassen. "Ob ich nun hier oder auf der A7 im Stau stehe ist auch egal. Außerdem ist das Wetter ja zur Zeit ganz okay", urteilt er. Und wer hier öfter unterwegs sei, der wisse, dass es zu bestimmten Zeiten einfach überall voll sei - auch in Wischhafen.

Jonas Fiets (34) aus Leer sieht die unfreiwillige Wartezeit ebenfalls recht gelassen. "Ob ich eine Stunde früher oder später in Dänemark bin, ist eigentlich egal - Hauptsache ich komme heil mit meiner Familie im Ferienhaus an," urteilt der Familienvater.