Mit seinem neuen Internetportal “Plattcast“ möchte ein Altländer aus Grünendeich die niederdeutsche Sprache bei jungen Leuten populär machen.

Grünendeich. Ganz langsam stirbt es vor sich hin: das Plattdeutsche. Geschätzte zehn Millionen Menschen weltweit verstehen "Platt", können es aber nicht sprechen. Nur noch rund ein bis drei Millionen Bürger sprechen derzeit noch die Sprache, die einst überall in Norddeutschland zum Alltag dazugehörte. Und ihre Zahl wird ständig kleiner. Darum ist es höchste Zeit, daran etwas zu ändern, findet der Grünendeicher Matthias Kahrs (32).

Schließlich hat der Niedergang des Plattdeutschen nicht zuletzt damit zu tun, dass die Sprache gerade für junge Menschen lange Zeit "uncool" war. Kahrs kann sich daran erinnern, wie in der Schule die Augen verdreht wurden, wenn der Begriff "Plattdeutsch" fiel, wie unbeliebt die Plattdeutsch-Kurse bei ihm und seinen Mitschülern waren. "Platt, das haben nur alte Menschen gesprochen", erinnert sich Kahrs.

Doch Kahrs' Einstellung zu der alten norddeutschen Sprache hat sich verändert: Mittlerweile ist er ein begeisterter Anhänger des Niederdeutschen.

Das Alte Land sei reich an Geschichte, an alten Traditionen und Kultur, erzählt der Grünendeicher. Und einer der zentralen Bestandteile einer jeden Kultur, urteilt Kahrs, sei die Sprache - in diesem Fall das Plattdeutsch des Alten Landes. "Im Altländer Platt", sagt Kahrs begeistert, "wird die Bandbreite unserer regionalen Kultur deutlich - in Jork wird zum Beispiel ein anderes Platt als in Grünendeich oder Steinkirchen gesprochen."

Seit Beginn des Jahres arbeitet der studierte Medientechniker deshalb an einem Projekt, dass helfen soll, diese plattdeutschen Besonderheiten dauerhaft zu bewahren: dem "Plattcast". Dahinter verbergen sich das moderne Medium Podcast und eine Internetseite, die als Bereitstellungsplattform für kurze Ton- und Filmbeiträge die Besonderheit des Altländer Platt in Form von Anekdoten und ernsten Geschichten erzählt. "Im Vordergrund steht immer die Bewahrung und Weitergabe der Altländer Sprache", erzählt Kahrs. Und dass durch den Plattcast auch vermehrt junge Menschen einen lockeren Zugang zum Niederdeutschen finden können, davon ist er überzeugt.

"Seit der Globalisierung berlinert der Berliner nicht mehr und der Münchner bayert nicht mehr", sagt der Gründeicher. Nun, so glaubt er, finde in einer relativ haltlosen Welt eine Rückbesinnung auf regionale Wurzeln statt, eine Art Identitätssuche. Ein Ergebnis dieses Trends: Platt wird wieder cool. Dafür gebe es auch Beweise, erzählt Kahrs und verweist auf die Popularität von Ina Müller oder die Tatsache, dass sogar junge HipHop-Gruppen wie "Defofftigpens" inzwischen auf Plattdeutsch rappen.

Noch ist der Plattcast ein teures Hobby von Matthias Kahrs. Wenn es nach ihm ginge, würde er den Plattcast gerne professionell betreiben, doch dafür fehlen ihm die Sponsoren und damit die Zeit, um mehr als ein oder zwei Beiträge pro Monat zu erstellen. Für einen Beitrag gehe schnell ein ganzer Arbeitstag drauf. Kultur kostet eben Zeit und Geld.

www.plattcast.de