Die Kapitäne der Museums- und Ausflugsschiffe fühlen sich benachteiligt. Stadtwerke weisen die Vorwürfe zurück.

Stade. Während die See im Stader Stadthafen ruhig liegt, schlagen die Gemüter der Kapitäne hohe Wellen. Im Hafen, der von den Stadtwerken Stade betrieben wird, herrsche Platzmangel, so das Urteil der Seeleute der Berufs- und Museumsschiffe. Ihre Schiffe liegen an der Kaimauern zur Innenstadt. Auf der gegenüberliegenden Seite sei das Problem: Dort machen Motor- und Segelboote von Gästen fest.

Eik von Ahn, Kapitän des Ausflugsschiffs "Schwingeflair", sagt, er habe vor allem an den Wochenenden Schwierigkeiten, sein knapp 24 Meter langes Schiff in den engen Hafen zu manövrieren. In der Hauptsaison im Sommer könne er manchmal sogar überhaupt nicht an seinem Platz anlegen: "Das ist für unsere Passagiere besonders problematisch, weil das Aussteigen erschwert wird."

Joachim Fielitz vom Verein zur Pflege alter Seemannschaft "Wilhelmine von Stade" benennt den Konflikt deutlich: "Die Gastlieger werden bevorzugt. Ich habe den Eindruck, dass sie für den Betreiber wichtiger sind." Der Frachtsegler "Wilhelmine" habe zwar direkt an der Einmündung zur Schwinge einen gut erreichbaren Liegeplatz, doch das zweite Vereinsschiff werde sicherlich beim Manövrieren Schwierigkeiten bekommen.

Der Ewer "Heinrich" gehört von Sommer an ebenfalls zur Vereinsflotte und macht neben einem anderen Ewer an der Stadtseite fest. "Wenn dann die Gastlieger in Päckchen mit bis zu acht Booten nebeneinander liegen, wird es eng", so Fielitz. Das sei ein hinlänglich bekanntes Problem und spreche nicht für einen weltoffenen Hafen, wie er es eigentlich sein wolle.

Die Crew des Flachbootschiffes "Tidenkieker" ist zwar mit dem neuen Anlegeplatz zufrieden, den es seit vergangenem Jahr hat, doch auch hier kommt es zu Platzproblemen. "Es ist bekannt, dass es im Stader Hafen eng ist", sagt Uwe Seggermann vom Verein zur Förderung von Naturerlebnissen, der den "Tidenkieker" betreibt. "Es fallen schon mal böse Worte von aufgebrachten Kapitänen. Das ist wie auf einem vollen Autoparkplatz", so Seggermann.

Stades Hafenmeister Olf von Kroge kennt die Schwierigkeiten aus seiner täglichen Arbeit: "Da wird schon mal heftig diskutiert. Das bringt aber gar nichts." Der 76-Jährige ist für die rund 3000 Gastlieger, die pro Jahr nach Stade kommen, verantwortlich: "Da müssen die Schiffe in Päckchen gelegt werden, anders geht es nicht." Von Kroge sagt, er versuche, dem großen Andrang Herr zu werden. Ein Aspekt spreche allerdings deutlich für die Gastlieger: "Die bringen mehr Geld." Einerseits sei die Liegegebühr für die 80 Plätze höher als für Dauerlieger. Andererseits würden der Stader Einzelhandel und die Gastronomie von den Touristen profitieren: "Die kehren in die Restaurants ein und kommen schwer beladen mit unzähligen Tüten zurück auf ihre Schiffe."

Die Stadtwerke Stade als Hafenbetreiber weisen den Vorwurf, Sportboote würden bevorzugt, zurück. "Uns sind die Probleme nicht bekannt. Ich habe kein Verständnis dafür", sagt Klaus-Dieter Stahnke von den Stadtwerken. Der Hafen sei aber durchaus für Gastlieger ausgerichtet.

Erst im vergangenen Jahr sei die Platzordnung geändert worden. Somit gäbe es keinen Handlungsbedarf, so Stahnke. Zudem weist er darauf hin, dass die Dauerlieger auch die Möglichkeit hätten, den Stader Hafen zu verlassen.

Dieter-Theodor Bohlmann, Vorsitzender des Vereins "Alter Hafen", der Stades Vorzeigeschiff "Greundiek" betreibt, ist überzeugt, dass der Platzmangel nicht kurzfristig behoben werden kann: "Der Stader Hafen wird immer beliebter, aber der Hafen ist begrenzt. Das Thema wird immer wieder aktuell sein."

Eine Lösung sei, den historischen Hansehafen mit dem neuen Stader Stadthafen zu verbinden. Rund vier Millionen Euro müssten für eine Brücke an der Hansestraße investiert werden. Ausgearbeitete Pläne gäbe es schon, sagt CDU-Ratsherr Bohlmann, aber: "Die angespannte Haushaltslage lässt das Projekt leider nicht zu."

Die Brücken-Idee stößt bei Joachim Fielitz, dem Kapitän der "Wilhelmine", auf Zustimmung: "Das ist seit Jahren unser Ziel." Auf diese Weise würden nicht nur die Platzschwierigkeiten gelöst, sondern der Hansehafen würde sein historisches Bild zurückbekommen und damit noch mehr Touristen in die Hansestadt locken.