Rhönradturnerin Yana Looft sichert sich den Nordtitel. Auch Marcel Schawo und Finja Koppruch rücken in den Blickpunkt.

Bönningstedt. Yana Looft drehte noch einmal elegant eine Spirale, kam dann mit einer gekonnten Stoppbewegung zum Stehen und grüßte anschließend freundlich lächelnd zu den Wertungsrichtern hinüber. Die zeigten sich angetan von der sportlichen Darbietung, die die 21 Jahre alte Rhönradturnerin des SV Rugenbergen bei den norddeutschen Meisterschaften der Erwachsenen in Lüneburg abgeliefert hatte - wieder einmal, muss man sagen, denn bei fast allen wichtigen Wettkämpfen der jüngsten Vergangenheit zeigte die in Schnelsen wohnhafte Turnerin Topleistungen.

Bei den Nordtitelkämpfen konnte sich Yana Looft nun erstmals den Titel sichern. "Ich war überrascht, wie gut es für mich lief, weil ich durch mein Medizinstudium derzeit ziemlich stark beansprucht bin." Das erste Physikum hat sie kürzlich bestanden.

Beim Training in Bönningstedt sieht man Yana Looft in jüngster Zeit häufig mit ihrem Klubgefährten Marcel Schawo, dem derzeit einzigen Erwachsenenturner des SVR - Rhönradturnen wird bundesweit übrigens fast ausschließlich von Mädchen oder Frauen betrieben. "Fünfmal pro Woche sind wir zusammen in der Halle und üben", sagt Nordmeisterin Yana. Der stete Fleiß und die Zusammenarbeit mit der langjährigen Trainerin Dagmar Henningsen haben inzwischen dazu geführt, dass auch Marcel Schawo einen Leistungssprung gemacht hat.

Für Rugenbergens Turner ist es ein harter Weg bis nach Chicago

Zum ersten Mal überhaupt nahm der gerade in die Herren-Klasse gewechselte Tornescher an den Nordtitelkämpfen teil und belegte den vierten Platz "Das Ergebnis ist erfreulich für mich und motiviert mich sehr", sagt der angehende Abiturient an der Elmshorner Elsa-Brändström-Schule. Er hat für 2013 das vorrangige Ziel ausgegeben, die Startberechtigung für die beiden Weltmeisterschafts-Qualifikationen im Februar und März in Strausberg (bei Berlin) und Marburg zu schaffen. Die jeweils fünf besten Sportler bei den Damen und Herren werden sich für die WM vom 10. bis 15. Juli in Chicago qualifizieren. Auf dem Weg dorthin ist zuvor ein gutes Abschneiden bei den deutschen Meisterschaften am 20. Oktober in Seitingen-Oberflacht (Baden-Württemberg) erforderlich.

Dort wird Marcel Schawo seine Spiralen, seine Sprünge und die nicht ganz einfach zu turnende Musik-Kür im Rad erneut präsentieren. Trainerin Dagmar Henningsen traut ihrem Schützling einiges zu. "In Lüneburg war es eine beachtliche Leistung von ihm, nachdem er vor dem zweitägigen Wettkampf doch recht nervös gewesen war."

Erst vor drei Jahren hatte sich der junge Mann entschieden, nicht nur Leistungsturnen zu betreiben - er begann mit sechs Jahren und wurde mit der VfL-Riege vor sechs Jahren Landesmeister -, sondern auch im Rhönrad zu rollen. "Es fasziniert mich, diese technisch schwierige Sportart auszuüben", sagt Marcel. "Die Bewegungsabläufe sind anders als beim Turnen. Sie erfordern mentale Stärke. Die Übungsteile im Rad sind eine echte Herausforderung." Turnen steht allerdings nach wie vor auf seinem Trainingsprogramm, denn dabei bekäme er die nötige Kraft und Beweglichkeit, um in seiner favorisierten Sportart voranzukommen.

Neben Marcel Schawo und Yana Looft hat der SV Rugenbergen noch eine weitere Rhönradturnerin, die den Flug über den Atlantik zur WM mit antreten könnte, wenn sie sich denn qualifiziert: Finja Koppruch. Die am Montag 17 Jahre alt gewordene Rellingerin startet in der Jugendklasse und wird wie Yana Looft bei der DM im Oktober weit vorn erwartet.