Eine kreative und inspirierende Kür beschert der 20-jährigen Yana Looft in Rimpar die deutsche Meisterschaft.

Bönningstedt. Wäre Yana Looft Eisläuferin oder Turnerin, würde sie all jene mit ihren sportlichen Darbietungen entzücken, die auf die künstlerische Note und eine ausgefeilte Choreografie achten. Ausstrahlung hat die 20-jährige Rhönradturnerin des SV Rugenbergen ohnehin jede Menge zu bieten, wie ihr Abschneiden bei den deutschen Meisterschaften in Rimpar (bei Würzburg) beweist. In der Leistungsklasse 10 (alle Teilnehmer sind hier über 18 Jahre alt) sicherte sie sich erstmals den Titel im Erwachsenenbereich.

Die deutschen Einzel-Meister werden in dieser technisch schwierigen Sportart in drei Kategorien ermittelt: Musik-Kür, Sprung und Spirale. Nachdem die in Eidelstedt wohnende Yana Looft im Mehrkampf aller drei Wettkampfklassen Platz zwei hinter der Hamburgerin Svenja Trepte (startet für Bayer Leverkusen) belegt hatte (27,00 Punkte), schlug noch am selben Tag ihre große Stunde im Einzelwettbewerb der Musik-Kür mit den sechs besten Teilnehmerinnen des Mehrkampfes.

Als letzte Teilnehmerin des Gesamttages legte Yana, die in an der Hamburger Uni Medizin studiert und demnächst ihr Physikum zum ersten Staatsexamen ablegt, im Rad eine rundum geglückte Vorstellung hin und triumphierte am Ende mit 12,45 Punkten, wobei sie sich nahe an ihrer Leistungsgrenze bewegte. Ihr Schwierigkeitsgrad lag bei 6,2. Zum Vergleich: Internationale Spitzenturnerinnen bewegen sich bei einem Maximum von 6,4 Punkten.

"Yana hat das einfach glänzend gemacht", schwärmte hinterher Trainer und Freund Simon Knapp, früher selbst ein Spitzenmann im Rad, sowie Kreisfachwart Henning Henningsen (auch verantwortlich für die Pressearbeit im Deutschen Turnerbund) von der einzigen Starterin aus Schleswig-Holstein. Auch die Zuschauer spürten: Yana hat eine angenehme, elegante und weibliche Ausstrahlung. Ihre Bewegungen im Rad sind fließend und in Einklang mit der Musik (ohne Gesang, die Red.). "Ihr ist es hervorragend gelungen, mit der Musik ihre Übungen zu interpretieren und vor allem nicht statisch zu wirken", erklärt Henning Henningsen, der der neuen Meisterin vor Wettkampfbeginn noch folgenden Ratschlag gab: "Bringst du noch mehr Ausstrahlung in deine Bewegungen, hast du Siegchancen." Und so kam es denn auch, Yana setzte den Tipp bestens um. "Ich möchte im Rhönrad etwas Schönes bieten und dabei möglichst ein Lächeln im Gesicht haben." Wie treffend, Sport soll ja Spaß machen, das betont sie.

Dagmar Henningsen, Mutter von Henning Henningsen, war auch mit Rimpar gereist und gehörte zur Crew der Kampfrichter. Diese besteht aus drei Gruppen: Zwei Kampfrichter bewerten den Schwierigkeitsgrad, jeweils vier bewerten Ausführung sowie Kreativität und Variationsvermögen bei der Musik-Kür.

Für die Top-Turnerin des SV Rugenbergen ist das Abschneiden in Rimpar das beste ihrer bisherigen Laufbahn. Vor zwei Jahren war sie bereits deutsche Jugendmeisterin in der Spirale. Im März dieses Jahres versuchte sie sich für die WM im eigenen Land (Arnsberg/Sauerland) zu qualifizieren, scheiterte aber knapp. Mitte September lagen dann die norddeutschen Mehrkampf-Titelkämpfe in Petershagen (bei Berlin) an, bei denen sie hinter der WM-Dritten Svenja Trepte Zweite wurde. "Ich bin glücklich, dass das Jahr so gut läuft", meint Yana, die sich auch für 2012 einiges vornimmt. "Beim Sprung und der Spirale muss ich mich verbessern, das weiß ich", sagt sie. Fünfmal die Woche trainiert sie schon jetzt . . .