Vergessen wird diesen Augenblick keiner, der beim Relegationskampf zur 1. Bundesliga diese Spannung miterlebte. Und alle Beteiligten werden noch jahrelang davon erzählen - vor allem die Turnerinnen des TSV Wedel und der Hamburger Turnerschaft von 1816.

Wedel. Die haben unter der Leitung von Wedels Trainer Rainer Junge und seinem HT 16-Kollegen Alexander Palnau eine Startgemeinschaft ins Leben gerufen, und die war in der 2. Bundesliga unerwartet erfolgreich. Deshalb durften die Mädchen und ihre Trainer nach Limburg reisen und um den Aufstieg in die erste Bundesliga kämpfen. Gegner war die Turnriege aus Leipzig, die in der 1. Bundesliga den vorletzten Platz belegte.

Noch nie zuvor hatte eine Frauenriege aus Hamburg und auch nicht aus Wedel den Aufschwung in die höchste Klasse des Mannschafts-Wettbewerbs geschafft. Und so schien es auch in Limburg zu bleiben. Der Auftritt der Wedel-Hamburger Formation auf dem Balken und am Barren war, gelinde gesagt, eine Katastrophe. "Unsere Turnerinnen sind reihenweise heruntergepurzelt", berichtete Rainer Junge. "Dann aber haben wir aufgeholt."

Und doch schien Leipzig am Ende der Sieg nicht mehr zu nehmen. Beim letzten Wettbewerb, dem Sprung, lagen die Gegnerinnen noch immer mit 13,3 Punkten vorne. Als allerletzte Turnerin machte sich Anna Czisar, die 18-jährige Ungarin, die für Wedel ihre Salti macht, für ihren Sprung bereit. "Weißt du, worum es genau geht?", fragte der Trainer. "Ja, ich muss für meinen Sprung eine Wertung von 13,4 Punkten erhalten, dann steigen wir auf."

Und schon drehte sich das coole Mädchen um, lief an und absolvierte ihren Handstand-Überschlag mit Salto vorwärts gebückt. Die Kampfrichter zogen die Wertung: 13,4. Jubel und Umarmungen und Freudentränen bei Anna Czisar und Annika Carstensen, den beiden Wedeler Spitzenturnerinnen und ihre vier Freundinnen von der HT 16. "Einmal 1. Bundesliga", sagt Rainer Junge, "wie viele Jahre habe ich davon geträumt."