CDU-Fraktion hält Tempo 30 auf Hauptstraßen nicht für sinnvoll, um Lärm zu reduzieren

Pinneberg. Es ist zu laut in Pinneberg: Insgesamt 1510 Personen tagsüber und 1630 Personen nachts leiden unter einer zu hohen Lärmbelastung. Das zumindest ist das Ergebnis eines Gutachtens, das die LK Argus GmbH für die Stadt erstellt hat – ein sogenannter Lärmaktionsplan, der von der Europäischen Union vorgeschrieben ist.

Die CDU-Fraktion der Stadt Pinneberg äußerte jedoch Zweifel an diesen Ergebnissen. Carl-Eric Pudor, Mitglied des Ausschusses für Stadtentwicklung, sagt: „Der Gutachter geht nicht von den Grenzwerten aus, die sich aus den Lärmschutzrichtlinien des Bundesverkehrsministeriums ergeben.“ Würde man diesen Vorgaben folgen, seien deutlich weniger Menschen von einem zu hohen Lärmpegel betroffen, nämlich 240 tagsüber und 280 nachts.

Dennoch hat die Pinneberger Stadtverwaltung eine Beschlussvorlage erarbeitet, in der sämtliche im Lärmaktionsplan vorgeschlagenen Maßnahmen übernommen wurden. Diese beziehen sich auf den Straßenverkehr, eine der Hauptursachen für den hohen Lärmpegel. So ist unter anderem eine ganztägig gültige Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer für die Elmshorner Straße zwischen Autobahnbrücke und L76 vorgesehen, ebenso für den Thesdorfer Weg zwischen Starenkamp und Richard Köhn-Straße.

Die CDU hält diese Maßnahme nicht für geeignet, um den Lärm zu reduzieren. „Wir möchten vielmehr den Verkehr flüssiger gestalten“, sagt Fraktionschef Andreas Meyer. Denn das Abbremsen und Anfahren von Autos verursache den meisten Lärm. Zudem sei das Motorengeräusch bei Tempo 30 nicht wirklich leiser als bei 50. Das gelte auch für öffentliche Verkehrsmittel: „Busse verursachen bei einer Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern sowohl mehr Lärm als auch mehr Abgase“, erklärt Jürgen Jacob (CDU), Vorsitzender des Umweltausschusses.

„Natürlich wollen wir den betroffenen Bürgern helfen“, sagt Pudor. Doch bei einer Reduzierung auf 30 Stundenkilometer auf Hauptstraßen rechnet die CDU eher mit mehr Lärmbelastung für die Pinneberger: Wenn sowieso überall 30 gelte, würden viele Autofahrer Abkürzungen nutzen, die durch Wohngebiete führen, so Jacob. Durch eine „Grüne Welle“ und glatte, sanierte Fahrbahnen ließe sich viel eher ein geringerer Lärmpegel erreichen.

Ob die Maßnahmen, die die Verwaltung in ihrer Vorlage vorsieht, durchgesetzt werden, wird sich noch entscheiden. Doch die CDU-Position zum Thema Lärmaktionsplan steht für Meyer fest: „Wir wollen den Lärm reduzieren, aber nicht um jeden Preis.“