Barmstedter Schulleiter beschließen in Schleswig-Holstein einmalige Kooperation einer Gemeinschaftsschule und eines Gymnasiums.

Barmstedt. Diese Schulkooperation ist bislang einmalig in Schleswig-Holstein: Die Schulleiter der Grund- und Gemeinschaftsschule Barmstedt und des Carl-Friedrich-von Weizsäcker-Gymnasiums haben gestern eine Vereinbarung unterzeichnet, die eine systematische Zusammenarbeit auf allen möglichen Gebieten zum Inhalt hat.

Dazu gehören gemeinsame Informationsveranstaltungen und Klassenfahrten sowie Lehreraustausch und Aufbaukurse für jene Schulabgänger, die nach dem Realschulabschluss noch das Abitur machen wollen. Sogar Unterrichtsangebote insbesondere bei den Nachmittagskursen und Projektwochen sollen schul- und lehrerübergreifend angeboten werden.

Zudem garantiert das Gymnasium in dieser Vereinbarung allen Schülern der Gemeinschaftsschule, sie in die gymnasiale Oberstufe aufzunehmen, sofern sie den landesweit geltenden Notendurchschnitt von 2,4 in den Hauptfächern Deutsch, Englisch und Mathematik erreichen. "Eine solch groß angelegte Zusammenarbeit zweier weiterführender Schulen am Ort gibt es sonst nirgends im Kreis Pinneberg", sagen die beiden Schulleiter Bernd Poepping (Gemeinschaftsschule) und Wolf-Rüdiger Salbrecht (Gymnasium) und sind stolz auf diese neue Stufe der Kooperation, die sie nun schriftlich fixiert haben.

Hintergrund dieses Zusammenrückens der beiden weiterführenden Schulen Barmstedts ist auch die bisherige Schulwahl derjenigen Gemeinschaftsschüler, die die Mittlere Reife geschafft haben und nun die Hochschulreife anstreben. "Von 100 Schulabgängern der Gemeinschaftsschule wollen jedes Jahr 30 bis 40 ihr Abitur machen. Davon blieb bislang nur ein Bruchteil in Barmstedt", sagt Poepping. Die meisten seien auf die Beruflichen Schulen mit gymnasialer Oberstufe in Elmshorn, Norderstedt und sogar Neumünster gewechselt. Erst in diesem Jahr seien es neun Gemeinschaftsschüler gewesen, die weiterhin in Barmstedt zur Schule gingen und dort ihr Abitur machen wollten, sagt Salbrecht. "Dies klappt sehr gut." Diesen Schülern falle der Übergang im Großen und Ganzen nicht schwer, außer in den Fächern Mathe, Deutsch und Geschichte, wo die Lehrpläne beider Schulformen noch sehr weit auseinander lägen.

Daraus sei die Idee entstanden, für diese Schüler in diesen Fächern Aufbaukurse anzubieten, die ihnen den Übergang zur Oberschule erleichtern, sagt Salbrecht. Diese Vorbereitungskurse könnten direkt nach Ostern beginnen, wenn die Realschulprüfungen bereits beendet sind. Sie sollen aus sechs Unterrichtsstunden - je zwei in Mathe, Deutsch und Englisch - bestehen und in der Gemeinschaftsschule abgehalten werden. "Dabei versuchen wir, dass diese Kurse unsere Lehrkräfte anbieten, die idealerweise auch diejenigen sind, die nachher am Gymnasium diese Schüler unterrichten", sagt Salbrecht über dieses Modell. Die Bereitschaft dazu sei im Kollegium sehr groß, hat Salbrecht bei der Vorstellung dieses Plans unter den 50 Lehrkräften des Gymnasiums festgestellt.

Im Gegenzug könnten die 70 Lehrer der Gemeinschaftsschule für beide Schulen Nachmittagskurse anbieten. "Gymnasium und Gemeinschaftsschule sind Ganztagsschulen", sagt Poepping. Eine erste gemeinsame Imker-AG habe es im vorigen Schuljahr bereits gegeben. Diese Zusammenarbeit solle systematisch ausgeweitet werden.

Poepping und Salbrecht planen Hospitationen von Lehrkräften auf der jeweils anderen Schule, schulartübergreifende Fachkonferenzen, gemeinsame Projektwochen und Tage der offenen Tür bis hin zu Elternsprechtagen, die jeweils von Lehrern beider Schulen geleitet werden. Der Unterricht in der Mittelstufe könnte aufeinander abgestimmt werden. Die Arbeit und der Speiseplan in den Mensen könnte koordiniert werden. Die nächste Skireise mit Schülern und Lehrern beider Schulen ist in Vorbereitung.

"Das Gymnasium verspricht sich von dieser Kooperation mit der Gemeinschaftsschule nicht nur einen stetigen Zustrom von abiturwilligen Realschülern", sagt Schulleiter Salbrecht. Auch das Fächerangebot in der Oberstufe könnte dadurch erweitert werden. Bei dem Überangebot an Sportplätzen und Hallen in der Sportstadt Barmstedt wäre das eine zusätzliche Attraktion, mit der das Gymnasium werben könnte.

Die schulübergreifende Kooperation bezieht auch die Grundschulen mit ein, sagt Poepping. Damit die Viertklässler die richtige Empfehlung für ihre weitere Schullaufbahn erhalten, müssten diese auch wissen, was die Gemeinschaftsschule und das Gymnasium zu bieten haben. "Auch das tun wir gemeinsam", sagen Poepping und Salbrecht. Und sie sagen weiter: "Unser Ziel ist es, den Schulstandort Barmstedt attraktiver zu machen."

Zudem sollte diese enge Zusammenarbeit aus einer Position der Stärke auf den Weg gebracht werden. "Noch sinken die Schülerzahlen bei uns nicht", sagt Poepping. Das Bildungsministerium in Kiel sieht diese erste Kooperationsvereinbarung einer der 137 Gemeinschaftsschulen mit einem der 100 Gymnasien im Lande mit großer Freude. "Wir unterstützen das", sagt die Ministeriumssprecherin Beate Hinse. Und sie fügt hinzu: "Das ist landesweit bislang einmalig."