Nils Hammermann will im kommenden August nach 19 Jahren Amtszeit aufhören. Sein Fazit: “Ich bin gerne euer Bürgermeister gewesen”.

Barmstedt. Die Gerüchteküche kochte seit Wochen in der 9500-Einwohner-Stadt. Am Dienstagabend sorgte Nils Hammermann, 55, für Klarheit. Er werde nach drei Wahlperioden und dann 19 Jahren Amtszeit nächstes Jahr als Bürgermeister aufhören, sagte er im nicht öffentlichen Teil der Stadtvertretersitzung. Seine Kernaussage am Schluss der Erklärung, die er verlas und anschließend an seine Mitarbeiter und die Medien verschickte, lautete: "Ich kann auch andere Dinge und andere können Bürgermeister."

Hammermann fing am 1. Juli 1991 als Büroleitender Beamter in der Stadtverwaltung Barmstedt an. Zwei Jahre später beerbte er seinen Chef, als die Stadtvertretung den unbeliebten Bürgermeister Burkard Repenning ab- und Hammermann ohne Gegenkandidaten wählte. Am 1. August 1994 trat er das Bürgermeisteramt an. Damals war der parteilose Hammermann mit 37 Jahren einer der jüngsten hauptamtlichen Bürgermeister in Schleswig-Holstein.

Im Jahr 2000 wurde Hammermann von den Bürgern wieder gewählt. Sechs Jahre später wäre er beinahe abgewählt worden. Erst in der Stichwahl im März 2006 setzte er sich gegen den unabhängigen Kandidaten Ralf Gercken durch - mit nur 84 Stimmen Vorsprung. Doch seine dritte Amtsperiode währte zunächst nur ein Dreivierteljahr. Franz-Josef Sitta, der mit Gercken die Wählergemeinschaft Bürger für Bürger gegründet hatte und 2000 selbst Hammermann unterlag, focht die Bürgermeisterwahl erfolgreich an. Das Verwaltungsgericht Schleswig erklärte die Wahl von 2006 für ungültig. Der Grund: Es hatte Unregelmäßigkeiten bei den Briefwahlunterlagen gegeben. Die Wiederholungswahl gewann Hammermann, der wegen des juristischen Streits von April bis Juli 2007 sein Amt ruhen lassen musste, mit großem Vorsprung gegen Gercken.

Die Entscheidung, nicht wieder zu kandidieren, sei schon vor längerer Zeit gefallen, sagt Hammermann. Was genau ihn dazu bewogen hat, will er nicht verraten. Auch möchte er nicht darüber sprechen, inwiefern der plötzliche Tod seines Sohnes Jan-Hendrik im Alter von 18 Jahren vor rund einem Jahr dabei eine Rolle spielte.

Die Arbeit des Bürgermeisters habe ihm immer Spaß und Freude gemacht, so Hammermann. Die Zusammenarbeit mit seinen 45 Mitarbeitern im Rathaus und den Fraktionen sei gut und vertrauensvoll gewesen. Vor dem Rat sagte er: "Viel haben wir gemeinsam erreicht, erkämpft, entschieden und zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger, ihrer Kinder und Jugendlichen, ihrer Schüler, ihrer Senioren umgesetzt und ausgeführt." Mit ein wenig Stolz erfülle ihn heute der Rückblick auf das Erreichte. Barmstedt habe sich sehr positiv verändert. Sein Fazit: "Ich bin gerne euer Bürgermeister gewesen. Ich denke, ein bisschen Bürgermeister kann ich."

Dieser Auffassung sind auch die Fraktionsvorsitzenden Michael Schönfelder, FWB, und Heinz Brabandt, SPD. Mit dem Bau des Gymnasiums, der Sporthallen und des neuen Altenheims am See sowie der Sanierung der Schulen und Innenstadt habe er viel bewirkt für Barmstedt. "Ich finde es schade, dass er aufhört", sagt Brabandt. Hammermann sei immer ansprechbar und kompromissbereit gewesen. "Hinter seiner Lockerheit, die manchen oberflächlich erschienen sein mag, steckte viel Verwaltungskenntnis und eine Menge Erfahrung."

Schönfelder, der als Erster und Zweiter Stadtrat 15 Jahre Hammermanns Stellvertreter war, bedauert dessen Rückzug ebenfalls. "Unsere Zusammenarbeit war immer von gegenseitigem Vertrauen geprägt. Es gab keine Geheimniskrämerei zwischen uns." Schönfelder sagt aber auch: "Ich kann seine Entscheidung verstehen."

Hammermann bleibt bis zum 7. August 2013 im Amt. Er wolle sich dann anderen Aufgaben zuwenden. So leitet er, der mit seiner Familie immer in Klein Nordende wohnen geblieben ist, seit vielen Jahren die Jugendabteilung der SV Lieth. Er kann sich durchaus vorstellen, sich bei der geplanten neuen Fußballklasse in der Elmshorner Leibniz-Schule zu engagieren.

Am 26. Mai, dem Tag der Kommunalwahl, werden die Barmstedter ihren neuen Bürgermeister wählen. Einen ersten Bewerber gibt es bereits. Jörg Dittmer, 51, Sprecher der FWB, bestätigte gestern auf Nachfrage: "Ja, ich werde als Bürgermeister-Kandidat in Barmstedt antreten."