Die Kosten für Friseurbesuche und Brötchen werden 2013 vermutlich spürbar ansteigen. Mittelständige Betriebe unter Druck.

Pinneberg. Auf höhere Stromkosten müssen sich von 2013 an nicht nur Privathaushalte, sondern auch Unternehmen einstellen. Wenn diese Unternehmer die Kosten umlegen, kann es für die Verbraucher teurer werden.

"Vor allem energieintensive Branchen sind von der Erhöhung betroffen. Zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie wird viel Energie verbraucht, etwa zum Kühlen, Erhitzen und Verarbeiten", sagt Heinrich Ritscher, Geschäftsführer des Unternehmensverband Unterelbe-Westküste, der 400 Mitgliedsbetriebe vertritt. Viele Mitglieder prüften derzeit, wie sie mit den Kostensteigerungen umgingen.

Im Klartext heißt das, die Konsumenten müssen sich vermutlich auf höhere Preise einstellen. Jedoch sei es nicht in allen Branchen möglich, die Kosten an die Verbraucher weiterzugeben. "Die Nahrungsmittelbranche ist hart umkämpft, dort werden die Hersteller kaum Chancen haben, beim Handel höhere Preise durchzusetzen." Vor allem mittelständige Betriebe könnten deshalb unter Druck geraten.

Auch Tim Brockmann macht sich Sorgen. Die Energiewende gehe vor allem zu Lasten kleiner und mittelständiger Betriebe, sagt der Geschäftsführer des Vereins Handwerk Schleswig-Holstein. "Vor allem für die energieintensiven Betriebe, zum Beispiel Bäckereien und Fleischereien, aber auch Friseure sowie Hoch- und Tiefbauunternehmen können wir diese Erhöhung nicht hinnehmen."

Für Kunden im Kreis Pinneberg kann es bedeuten, dass sie künftig mehr Geld für Brot und Brötchen zahlen müssen. "Für Bäcker, die 100 000 Kilowattstunden im Jahr verbrauchen, sind das Mehrkosten von 1700 Euro", sagt Heinz Esser, Geschäftsführer der Bäcker- und Konditorenvereinigung Nord. Ob Kunden für Brot und Brötchen bald tatsächlich mehr bezahlen müssen, müsse jeder Bäcker selbst entscheiden. "Klar ist, die Rohstoffe werden ebenfalls teurer und im kommenden Jahr stehen Tarifverhandlungen an, die sich sicher auch auswirken", sagt Esser.

Karina Essig-Nielsen, Obermeisterin der Friseur-Innung Pinneberg und Steinburg, kann derzeit noch keine Angaben machen, wie sich die höheren Strompreise auswirken. Preiserhöhungen infolge gestiegener Kosten schließt sie jedoch nicht aus. "Das kann passieren", sagt die Friseurmeisterin. Das kommende Jahr will die Inhaberin von drei Salons dazu nutzen, um sich ganz genau die Abrechnungen anzusehen.

Auch Kommunen sind vom Anstieg der Strompreise im kommenden Jahr betroffen. "Wir in Halstenbek betreiben Energiesparen im großen Stil", sagt Sprecherin Elke Tramm. Die Mitarbeiter seien für das Thema sensibilisiert. Im Rathaus leuchten nur Energiesparlampen, Bewegungsmelder in den Fluren sorgen für effizienten Verbrauch. Auch an einigen Straßen strahlen inzwischen sparsame LED-Leuchten. "Dadurch sparen wir 30 Prozent Strom ein. Nur leider wird diese Ersparnis durch die höhere Umlage aufgefressen", sagt Elke Tramm. Am stärksten hätten die Bewohner von Sozialwohnungen mit den höheren Betriebskosten zu kämpfen. "Da rechnen wir mit Problemen in dem einen oder anderen Fall", sagt die Gemeindesprecherin.

Für seine Mitglieder hat Heinrich Ritscher vom Unternehmensverband Unterelbe-Westküste eine klare Empfehlung. Die Unternehmer sollten die steigenden Strompreise zum Anlass zu nehmen, um den Energieverbrauch ihrer Betriebe genau zu analysieren. "Strom, den wir nicht verbrauchen, ist die beste Ersparnis. Da haben wir noch große Ressourcen."