Die Politik bevorzugt stattdessen die Einführung eines Stadttickets, um den Nahverkehr in Schenefeld attraktiver zu machen.

Schenefeld. Rendezvous-Platz nennen es Busfahrer, wenn an einem Punkt in der Stadt gleich mehrere Buslinien aufeinander treffen. Der Schenefelder Platz ist solch ein Knotenpunkt. Dort begegnen sich tagtäglich die Metrobusse 2 und 3. An dieser Stelle stoppt der Schnellbus 37 und die Linien 186 und 21 kreuzen sich. Knapp hinter der Landesgrenze zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg steigen pro Woche 50 000 Fahrgäste ein und aus.

Aber an ein Rendezvous denkt hier nun wirklich keiner. Wer an diesem tristen Umschlagplatz aus Beton und Asphalt strandet, will nur noch schnell weg. Aber vor allem in den Abendstunden ist das schwer. Dann verkehren die Busse nur unregelmäßig oder gar nicht wie in Richtung Schenefeld. Dafür rauschen permanent Busse mit der Aufschrift Leerfahrt vorbei. Auf dem Weg in den Feierabend steuern die Fahrer ihre Wagen vom Schenefelder Platz in Richtung Busbetriebshof am Osterbrooksweg an den Wartenden vorbei.

Das soll sich jetzt ändern. Auf Initiative von Jugendlichen, die am ersten Schenefelder Zukunftsworkshop teilgenommen haben, hat Bürgermeisterin Christiane Küchenhof bereits Gespräche mit der Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG) aufgenommen.

Das Unternehmen zieht mit. "Wir haben angeboten, unsere Fahrer zu bitten, ob sie Wartende vom Schenefelder Platz aus in Richtung Busbetriebshof mitnehmen", sagt Kay Goetze, Pressesprecher der PVG. Ob sie es dann machen, bleibe den Fahrern selbst überlassen, betont Goetze. Bereits jetzt würden das einige freiwillig machen. Bei den Leerfahrten handelt es sich um Dienstfahrten, die das Unternehmen bezahlt. Trotzdem würde das die Stadt so nichts kosten. "Zufriedene Fahrgäste sind ja für uns alle gut", erklärt Goetze das günstige Entgegenkommen. Allerdings ist dieses Angebot nicht verbindlich und wird damit auch nicht in den Fahrplänen auftauchen. Würde die Stadt das wollen, müsste es beantragt und bezahlt werden. Die Kosten dafür sind noch unklar. Trotzdem will die Schenefelder Stadtverwaltung das prüfen.

Ein kleiner Schritt zur Verbesserung des Öffentlichen Nahverkehrs in Schenefeld ist mit dem PVG-Angebot schon gemacht. Doch es sollen weitere folgen. Die Kommunalpolitiker aller Parteien setzten sich während der jüngsten Ratssitzung für eine weitere Stärkung des ÖPNV ein. Sie sprachen sich für die von den Sozialdemokraten geforderte Einführung eines Stadttickets aus. Die Idee: Nach den Vorbildern wie Elmshorn und Tornesch/Uetersen soll es eines stadtinternen Tarif geben. Schenefelder könnten dann günstiger als bislang sich innerhalb Schenefelds mit dem Bus bewegen.

Das ist in manchen Fällen bislang ganz schön teuer. Wer beispielsweise an der Station Achterndiek in den Bus einsteigt und zehn Minuten später wieder am Engelbrechtweg aussteigt, zahlt 2,85 Euro pro Fahrt. Genauso viel würde ihn eine einstündige Tour von Schenefeld nach Geesthacht, also bis zum anderen Ende der Metropolregion, kosten. Das Problem der Schenefelder Busnutzer ist in diesem Fall die Nähe zu Hamburg. Gleich mehrere Tarifzonen durchschneiden die Stadt an der Landesgrenze. Der merkwürdige Zuschnitt bedeutet in der Praxis, dass Bewohner der Siedlung von der Gorch-Fock-Straße aus für eine Busfahrt ins drei Kilometer entfernte Forum und zurück 5,70 Euro zahlen.

Gerade für Senioren ist das unzumutbar, begründeten die Sozialdemokraten ihren Vorstoß in Sachen Stadtticket. Wenn es nach ihnen geht, würden für solche Kurzstrecken nur noch 1,30 Euro pro Fahrt fällig. Bürgermeisterin Christiane Küchenhof soll jetzt mit dem Hamburger Verkehrsverbund verhandeln. Knackpunkt werden dann die Kosten für die Stadt Schenefeld sein.

Denn angesichts der Haushaltlage spart sich die Stadt auch seit Jahren die angestrebte Sanierung des Schenefelder Platzes. Keine Blumen, kaum Fahrradständer, wenig Bänke: Anni Christiansen steht hier sehr ungern. "Es ist kalt und ungemütlich", sagt die 78-Jährige. Regelmäßig steigt die Hamburgerin hier um - so wie etwa 2,5 Millionen Fahrgäste im Jahr. Tendenz steigend. Die PVG drängt deshalb schon lange auf den Umbau. Denn mit den steigenden Fahrgastzahlen sind die PVG-Busse stetig gewachsen, und zwar von ehemals zwölf auf heute 18 Meter. Der Schenefelder Platz ist aber nicht mitgewachsen. Die Busse rangieren, es staut sich an den Haltestellen, Fahrgäste müssen mitten auf der Kreuzung aussteigen. "Wir sind hier am Limit", sagt Sprecher Goetze. "Sowohl wir als auch die Fahrgäste sind mit der Qualität des Platzes nicht zufrieden." Er drängt im Sinne einer Verbesserung des Nahverkehrs darauf, in den Ausbau zu investieren.