Keine Frage, Urte Steinberg hat jetzt gute Karten. Als offizielle Bewerberin der beiden großen Parteien zieht sie in den Wahlkampf ums Bürgermeisteramt in Pinneberg. Gelingt es CDU und SPD zur Abstimmung im November ihre jeweilige Wählerschaft zu mobilisieren, fällt der Parteilosen eine Favoritenrolle zu.

Urte Steinberg spielt bislang geschickt die Trumpfkarte aus, eine Bürgermeisterin für alle sein zu wollen. Mit diesem Harmoniekurs wird sie bei denen punkten, die sagen, insbesondere der bisherige Parteienstreit in Pinneberg verzögere oder blockiere wichtige Vorhaben. Bei Reizthemen vermeidet sie bis dato, sich klar zu positionieren.

CDU und SPD können sich zugutehalten, im Sinne der Stadt Pinneberg über ihren Schatten gesprungen zu sein und sich auf eine "neutrale" Kandidatin geeinigt zu haben. Die SPD aber ist ganz sicher keine Gewinnerin der Kandidatenkür. Zu groß ist der Schaden, der den Genossen durch den Rücktritt von Parteichef Herbert Hoffmann entstanden ist.

Ob Taktik oder nicht: Der CDU ist es gelungen, die SPD vor sich herzutreiben, schon dadurch, dass sie die Bewerberin drei Tage vorher auf den Schild gehoben hatte. Auch mancher Genosse hatte offenbar den Eindruck, Urte Steinberg sei eine Kandidatin von CDU-Gnaden, die die SPD abnicken müsse. Wäre andererseits die SPD am Montag noch von der gemeinsamen Linie abgewichen, hätte die Partei erst recht den Schwarzen Peter gehabt.