Bei Unternehmen im Kreis sind Frauen in Führungspositionen noch in der Unterzahl. Dennoch sind die meisten gegen gesetzliche Regelung.

Per Gesetz an die Spitze - wie werden deutsche Unternehmen weiblich? Die aktuelle öffentliche Debatte um die Frauenquote hat einen heftigen Streit quer durch die Bundesregierung und die deutsche Wirtschaft ausgelöst. Doch konkrete Vorgaben für die obersten Chefetagen gibt es weiterhin nicht.

Im Kreis Pinneberg sind schon viele Frauen an der Spitze - in den Rathäusern. Dort haben sie Macht und sind die Mehrzahl. Die Verwaltungen sind also schon auf dem Weg, die gläserne Decke zu durchbrechen und den Frauen Positionen im Management zu ermöglichen.

Aber wie sieht es in den Unternehmen aus? "Frauen in Führungspositionen sind wichtig". Das findet Herwig Eggerstedt. Mit seiner Frau Marion leitet er die Fachmarktkette "Das Futterhaus", Stammsitz in Elmshorn. "Meine Frau steht neben mir auf gleicher Ebene - in der Führungsetage. Sie arbeitet viel zielgerichteter". Eggerstedts Familienunternehmen zeigt 30 Prozent weibliche Führungskräfte in der Zentrale und 50 Prozent in den einzelnen Märkten. Über eine geringe Frauenquote muss er sich nicht sorgen. "Ich finde, Frauen sind die besseren Chefs", sagt er. "Sie müssen sich nicht vor anderen beweisen, wie es Männer oft und gerne machen. Sie sind einfach cooler im Führungsverhalten." Eine Quote per Gesetz festzulegen hält der Unternehmer allerdings für Quatsch. "Die Firmen sollen sich freiwillig verpflichten und sich selber unter Druck setzen." Als Geschäftsführer seines Unternehmens hält er ein zwanghaftes Hochpuschen für sinnlos. Schließlich sollen auch Qualifikationen zählen und die persönlichen Ziele der Frau berücksichtigt werden.

+++ Inhalte vor Formalien +++

Auch die Sparkasse Elmshorn hält nicht viel von einer Quote per Gesetz. Eine Frau ist hier Vorstandsmitglied und einzige Sparkassendirektorin in Schleswig-Holstein: Ursula Schwedler. Sie sagt, eine gesetzliche Frauenquote könne ein Ungleichgewicht schaffen. Etwa wenn nicht aufgrund von Leistungen, sondern aufgrund der Quote bei einer Bewerbung entschieden wird.

Günther Schröder von der Sparkasse Elmshorn betont: "Mit einer Frau im Vorstand ist es nicht anders als mit einem Mann. Sie sind charmant, freundlich und bestimmt."

Mit der gezielten Förderung von Frauen beschäftigt sich seit Jahren die Sparkasse Südholstein. In einem eigenen Frauenförderplan werden Zielwerte und Erfolge festgehalten wie Sprecherin Südholstein Imke Gernand erläutert: "Wir haben uns im Jahr 2008 vorgenommen, bis Ende 2011 in den höheren Gehaltsklassen, was überwiegend den Führungspositionen entspricht, den Anteil von 30 auf 36 Prozent zu steigern. Bereits Mitte 2010 hatten wir eine Quote von 48 Prozent erreicht."

Hier steht die Bank also recht gut da, hat ihr selbstgestecktes Ziel bereits übertroffen. Auch die Direktorenebene solle um Frauen-Power bereichert werden. "Leider haben wir es noch nicht geschafft", sagt Gernand. "Die Gründe liegen in erster Linie an der Bewerbersituation: Auf die freien Stellen bewerben sich nur kaum, manchmal auch gar keine Frauen. Bei unserer letzten Ausschreibung für einen Direktorenposten kam nur eine weibliche auf 40 männliche Bewerbungen."

Auch Ines Kitzing, Geschäftsführerin und Inhaberin von Hass und Hatje in Rellingen, hatte in einem Gespräch mit dem Abendblatt bestätigt, dass viele Frauen in verantwortungsvollen Positionen arbeiten. Die meisten davon allerdings in den Verwaltungen und als Freiberuflerinnen. Auf den regionalen Wirtschaftstreffen sei ebenfalls festzustellen, dass noch nicht viele Geschäftsführerinnen größerer Unternehmen dabei sind.

Das Pharmaunternehmen AstraZeneca aus Wedel hat von 149 Führungspositionen etwa 30 Prozent mit Frauen besetzt. Mit Doris Mayer, Chief Financial Officer, ist eine Frau in der Geschäftsleitung vertreten. Flexible Arbeitszeiten sollen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern und so Frauen das Leben erleichtern - und das ganz ohne Quotenzwang. "Es ist unser Ziel, die Mitarbeiter-Vielfalt zu erhöhen - das gilt aber nicht nur für Frauen in Führungspositionen, sondern auch für eine breite Mischung in Bezug auf Kulturen, Generationen und Staatsbürgerschaften", so Thomas Gartz, Vice President Human Ressources.

Bei den Kollegen vom Pharma-Mittelständler medac ist das Geschlecht unerheblich. "Ganz generell wird bei uns die Auffassung vertreten, dass jemand von Qualifikation, Persönlichkeit und Leistungsbereitschaft her für Führungsaufgaben geeignet sein muss - unabhängig vom Geschlecht", sagte Monika Schriever, Mitarbeiterin der Presseabteilung: "Von einer gesetzlich vorgeschriebenen Frauenquote halten wir allerdings gar nichts."

Darin ist sie sich einig mit Bettina Heinemann von der Wedeler Technologie-Schmiede Evac. "In erster Linie zählt die Qualifikation. Wir sind ein technik-lastiger Betrieb, da gibt es einfach nur wenige Frauen", sagte sie. Evac ist Weltmarktführer für Toilettensysteme in Bahnen und beschäftigt in Wedel rund 260 Personen und ist wegen diverser Maßnahmen als "familienfreundlicher Betrieb" sogar ausgezeichnet. Sie hat es auch ohne Quote bis ganz nach oben geschafft: Als "Head of human Ressources" ist sie Mitglied der Geschäftsleitung.