Zukunftsweisende Technologie ermöglicht Datenübertragung mit Lichtgeschwindigkeit. Firmen profitieren ebenso wie Privatleute.

Barmstedt/Quickborn/Elmshorn. Schöne neue Breitband-Welt. Welche schier unbegrenzten Möglichkeiten das neue Glasfaser-Zeitalter bietet, stellte jetzt ein Experte im Barmstedter Rathaus ausführlich dar. Der hat vor zehn Jahren Norderstedt zum europaweiten Vorreiter in dieser zukunftsweisenden Technologie gemacht. Nun unterstützt er Quickborn und Barmstedt bei diesen Projekten. Auch in Elmshorn hat die Glasfaser-Ära begonnen.

"Das sind keine Randerscheinungen mehr. Das wird ein Flächenbrand", ist Ulrich Scheu überzeugt. Der Netzplanungs-Ingenieur erklärte den staunenden Kommunalpolitikern in Barmstedt, was ihren Bürgern und Firmen das kommunale Netz mit Lichtwellenleitern alles bieten kann. Neben dem Internet in Lichtgeschwindigkeit, das Datenübertragungsraten jenseits von 100 Megabit pro Sekunde ermöglicht, gehören dazu: kostenloses Telefonieren, hochauflösendes, bald sogar dreidimensionales Fernsehen, Herunterladen von Videofilmen in Sekundenschnelle in HD-Qualität und Videokonferenzen.

Dass solche audiovisuellen Kommunikationsmöglichkeiten nicht nur für Unternehmen interessant sind, die zeitgleich mit Filialleitern konferieren wollen, zeigt ein Beispiel aus Schweden. Dort habe eine Kommune den Gesundheitskanal "Schwester Gudrun" in Betrieb genommen. Darin nehmen kranke Menschen von zu Hause aus Kontakt zu einem Arzt auf. Diese Videosprechstunde spare Geld, sagte Ingenieur Scheu. "50 Prozent der Beratungsgespräche über diese Leitung haben den Krankenhausbesuch überflüssig gemacht."

Auch im Sicherheitssektor können Glasfasernetze ganz neue Anwendungsbereiche schaffen, führte der Ingenieur auf. Jeder Mallorca-Urlauber könne über seinen Laptop am Mittelmeer zu Hause nach dem Rechten schauen.

In Barmstedt plant nun Stadtwerke-Chef Fred Freyermuth Glasfaserleitungen zu jedem Haus zu legen. Der Werkausschuss gab jetzt grünes Licht für eine Detailplanung der Kosten, Technik und Zeitabläufe. Freyermuth rechnet mit fünf Millionen Euro, die dies in drei Bauabschnitten kosten könnte. Er will nicht nur die Bürger in ein neues digitales Zeitalter katapultieren. Auch den Stadtwerken böten sich neue Möglichkeiten der Abrechnung. Künftig wären Strom und Gas pro Stichtag oder monatlich abzurechnen.

Freyermuth: "Ich bin überzeugt davon, dass die Reise zum Glasfaser geht. Jeder, der Kinder und Enkel hat, kann ja live mitverfolgen, welche Rolle für sie das Internet spielt." Freyermuth will das Glasfasernetz im Alleingang aufziehen und dann die Dienstleistungen Telefon, Internet, "Video-on-demand", Fernsehen, Fußball bei verschiedenen Anbietern einkaufen.

Quickborn ist da schon weiter. Die dortigen Stadtwerke arbeiten mit Norderstedts Anbieter wilhelm.tel zusammen. Der Glasfaseranschluss dorthin ist fertig, sagt Werkleiter Uwe Timm. Sobald der Frost vorbei sei, würden die Tiefbauarbeiten in der Innenstadt beginnen und im Herbst die ersten 500 Wohnungen ans Glasfasernetz angeschlossen. Timm: "Die Dörfer fordern heute schon das schnelle Internet. Wenn wir das in den Städten nicht schaffen, wäre es doch ein Armutszeugnis."

In Elmshorn nutzen bereits 14 Kunden das neue Multimedia-Angebot der Stadtwerke, sagt Sprecherin Heike Jahn. Es bietet ihnen Telefon-Flatrate, 100 Mbit/s-schnelle Internetverbindungen und über 60 analoge und digitale TV-Programme. Das Baugebiet Hasenbusch wird bereits komplett ans Glasfasernetz angeschlossen. Weitere Anschlussgebiete würden zurzeit geprüft.