Gymnasium lehnt Praktikum auf Helgoland ab, weil keine Betreuung gewährleistet ist

Elmshorn. Seit 2007 darf sich die Elmshorner Bismarckschule Zukunftsschule nennen. Um die mehr als 1200 Schüler für ihre berufliche Zukunft vorzubereiten, bietet die Lehreinrichtung Wirtschaftspraktika an. Vom 16. bis 27. Januar 2013 dürfen sich etwa die Neuntklässler in Betrieben erproben.

Das Praktikum ist inzwischen ein Fall für das Gericht. Ein 14-jähriger Schüler hat die Schule verklagt, weil die seinen Praktikumswunsch abgelehnt hat. "Voraussetzung ist, dass der Praktikumsbetrieb wohnortnah im Kreis Pinneberg liegen muss", sagt Schulleiter Peter Rosteck. Die Wahl des Schülers fiel zwar auf eine Einrichtung im Kreis Pinneberg, nur liegt die nicht in der Nähe von Elmshorn. So will der 14-Jährige zwei Wochen lang zur Wasserschutzpolizei nach Helgoland.

"Unser pädagogisches Konzept sieht vor, dass wir die Schüler während des Praktikums betreuen", sagt Rosteck. Die Lehrer würden sich den Betrieb angucken, sich mit den für die Ausbildung verantwortlichen Personen sowie mit dem Praktikanten unterhalten. Rosteck: "Es kommt vor, dass Schüler in den Betrieben schlecht betreut werden. Nur auf diese Weise können wir auch eingreifen." Einen Lehrer nach Helgoland zu schicken, sei zu teuer und zeitlich nicht zu vertreten. "Da fällt ein ganzer Tag der Unterricht aus."

Der Kieler Rechtsanwalt Peter Nissen vertritt den klagenden Schüler - und eine gegensätzliche Position. "Die Wasserschutzpolizei ist eine Behörde, die muss von der Schule nicht überprüft werden. Und wenn es darum geht, mit dem Schüler oder den Betreuern während des Praktikums zu reden, dafür gibt es auch Telefon." Nach seiner Rechtsauffassung hält die Schule den Kreis Pinneberg für wohnortnah - und damit auch Helgoland. Nissen: "Es gibt im Kreis Pinneberg nur eine Dienststelle der Wasserschutzpolizei und die liegt nun einmal auf Helgoland."

Laut dem Anwalt hat der Achtklässler den Praktikumsplatz selbst organisiert. "Er ist total niedergeschlagen, dass die Schule das ablehnt." Der 14-Jährige wolle später zur Wasserschutzpolizei. Ein Praktikum etwa bei einem Handwerksbetrieb mache für ihn keinen Sinn. Nissen: "Er hat sich mit viel Engagement genau dort einen Praktikumsplatz gesucht, wo er seine berufliche Zukunft sieht."

Die Klage, die Hauptgesprächsthema an der Schule ist, liegt inzwischen beim Verwaltungsgericht Schleswig. Eine Entscheidung soll im Sommer erfolgen. Nissen geht davon aus, bei einer Niederlage die nächste Instanz einzuschalten. Schulleiter Rosteck bedauert, dass die Klage ohne vorherige Gespräche eingereicht worden sei - etwa über andere Wasserschutzpolizeistandorte wie Glückstadt oder Hamburg. "Es wurde gleich um eine schriftliche Ablehnung gebeten, um sie anfechten zu können." Das Kultusministerium hat sich auf die Seite der Schule gestellt.