Verkehrswert des Geländes hängt von Ratsbeschlüssen ab. Scheitert auch das Bildungszentrum am Poker um das Grundstück? Bund wartet auf eine Entscheidung.

Pinneberg. Wer auch immer sich über die Zukunft der Eggerstedt-Kaserne äußert - am Ende steht meist ein geseufzter Satz: "Da beißt sich die Katze in den Schwanz."

370 000 Quadratmeter feinste Fläche mit altem wuchtigen Baumbestand, viel Grün und teils erhaltungsfähigen Gebäuden liegen im Westen der Kreisstadt seit Jahren brach. Das ehemalige Militärgelände ist Eigentum des Bundes. Der ist gehalten, es im Sinne des Steuerzahlers für einen möglichst guten Preis zu verkaufen, kann es aber nicht, solange die Pinneberger Politiker nicht beschlossen haben, was mit dem ehemaligen Militärgelände passieren soll. Ein halbes Jahr nach dem Aus für den 2005 beschlossenen Rahmenplan, der überwiegend Wohnbebauung vorsah, hat sich jetzt mit SPD, Bürgernahen und GAL & Unabhängigen eine politische Mehrheit für ein Bildungszentrum Eggerstedt gefunden. Nach den Vorstellungen der Koalition soll das Areal Stück für Stück entwickelt und zum Campus mit privaten und gemeinnützigen Bildungseinrichtungen ausgebaut und mit innovativem Gewerbe angereichert werden.

An dieser Stelle beginnt die erste Jagd der Katze nach ihrem Schwanz: Raymund Karg von der Sparte Verkauf der Direktion Rostock der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben - kurz BImA - erwartet gespannt das Ergebnis der anstehenden Abstimmung im Pinneberger Stadtentwicklungsausschuss. "Die politische Willensbildung in Sachen Eggerstedt-Kaserne war bisher unübersichtlich und wenig erfreulich", lautet sein Statement. Vom Beschluss der Politiker hängt nun der Verkehrswert des Geländes ab. Wenn denn auch die Ratsversammlung ein Nutzungskonzept beschließt, kann die BImA das Areal europaweit zum Verkauf ausschreiben.

Darüber werden sich die Pinneberger Christdemokraten ärgern. Nach deren Vorstellung kann die Stadt das Gelände nämlich zum Schnäppchenpreis kaufen, wenn dort - investorenunfreundlich - gar nichts geplant wird. Bei der BImA stößt diese Idee auf wenig Gegenliebe. "Dem sind wir bereits deutlich entgegen getreten", sagt Raymund Karg. "Was nicht heißt, dass die BImA nicht bereit wäre, mit der Stadt über einen Verkauf zu verhandeln." Das wiederum müsste Bürgermeisterin Kristin Alheit freuen, die parallel zur Politik "ihre Arbeit tut" und dementsprechend in Kontakt mit der BImA steht. "Grundlage für den Kaufpreis müsste auf jeden Fall der Verkehrswert des Geländes sein, der durch ein aktuelles Gutachten zu ermitteln wäre", sagt Raymund Karg.

Hier kommt wieder die sich im Kreis drehende Katze ins Spiel: "Der Verkehrswert hängt von den Plänen für das Areal ab", erklärt Gert Wamsat vom Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Kreis Pinneberg. Je nachdem, welche Nutzung beschlossen würde, bewege sich der Preis wohl ganz grob und vorsichtig geschätzt zwischen 50 und 200 Euro pro Quadratmeter. Bei 37 Hektar macht das mindestens 18 Millionen Euro. Ein dicker Batzen für die Pleitestadt Pinneberg. Hinzu kämen die Kosten für die Erschließung des Geländes und die Investitionen in ein Verkehrskonzept.

Über das Thema Verkehrserschließung will sich derweil die Koalition pro Bildung keine Gedanken machen. "Ein so großes Projekt zu planen, ohne sich Gedanken um den Verkehr zu machen, finden wir sträflich", sagt Meike Oltmanns-Hase, Sprecherin der Bürgerinitiative Bieneh. "Wer Bildung und innovatives Gewerbe ansiedeln möchte, muss ein modernes Verkehrskonzept hin zum öffentlichen Nahverkehr inklusive Ausbau des Fahrradwegenetzes anbieten". Auf ein Verkehrschaos ließe sich wohl kein Bildungsträger oder Investor ein.

Dass sich endlich eine politische Mehrheit für Bildung in Eggerstedt gefunden hat, freut Meike Oltmanns-Hase, die seit Jahren für ein Bildungszentrum Eggerstedt kämpft. "Interesse am Standort Pinneberg gibt es reichlich", schließt die Rechtsanwältin aus vielen Gesprächen mit Bildungsträgern und Investoren. "Konkrete Aussagen konnte es aber ohne konkrete Pläne nie geben". Und dann kommt wieder dieser Satz: "Da hat sich bisher die Katze immer in den Schwanz gebissen."

Umgesetzt wird das, was die Politik entscheidet. Aktuell hat das Bildungskonzept für die Eggerstedt-Kaserne in Pinnebergs Westen beste Chancen auf Umsetzung, weil SPD, Bürgernahe und GAL & Unabhängige eine politische Mehrheit bilden. Wenn der Stadtentwicklungsausschuss am Dienstag, 10. November, dem Antrag zustimmt, muss die Ratsversammlung als letzte Instanz darüber beschließen. Die Ratsmitglieder hatten 2005 schon einmal einen Rahmenplan für das ehemalige Militärareal beschlossen und 2009 wieder aufgehoben.