Auf Gutachten sollte man gut achten, aber Papier ist geduldig: Ganz im Gegensatz zu den Rellinger Politikern, die angesichts der seit Jahrzehnten ungelösten Probleme in der Ortsdurchfahrt jetzt ungeduldig werden.

Rellingen. Eckhard Schlesselmann (CDU) sagte es im Bauausschuss, dem er vorsitzt, unmissverständlich: "Wir müssen da jetzt endlich mal ran!"

Nicht nur bei den Kollegen aus allen Fraktionen, vor allem bei den staugeplagten Bürgern dürfte Schlesselmann mit seinem Appell offene Scheunentore einrennen. Der Aufruf geht zunächst in Richtung des zuständigen Verkehrsausschusses. Mittlerweile liegen den Politikern zwei Gutachten vor, in denen die aktuelle Staumisere beschrieben und Lösungsvarianten aufgezeigt werden. Die sollen zunächst in den Fraktionen debattiert und dann im Fachausschuss - vielleicht in einer Expertenrunde - weiter erörtert werden.

Eine Untersuchung im Auftrag des Landesbetriebs Straßenverkehr befasst sich mit dem überregionalen Bereich und bezieht auch Autobahnen und Nachbarkommunen mit ein (die Pinneberger Zeitung berichtete). Die für Rellingen erstellte Expertise sucht die Lösung des täglichen Verkehrskollapses in Varianten, die unterm Strich alte Hüte sind, aber nie realisiert wurden.

Das gilt für die Entlastung des Ortskerns vom Durchgangsverkehr ebenso wie für die vorgeschlagene veränderte Verkehrsführung. Sei es nun die abgeknickte Vorfahrt im Zuge Pinneberger Straße/Halstenbeker Weg in Richtung A 23 oder die Vorwegweisung auf weiträumige Umgehungsstrecken. In den Varianten ist natürlich auch die Einrichtung zusätzlicher Abbiegespuren im gordischen Knoten Hauptstraße/Tangstedter Chaussee wieder enthalten. Dazu müsste allerdings Grunderwerb getätigt werden. Auch Kreisverkehrsvarianten sind im Angebot.

Komplizierter noch als der Landkauf dürfte es werden, die sogenannten Straßenbaulastträger unter einen Hut zu bekommen. Da mischen sich die Zuständigkeiten von der Kreisstraße über die Landesstraße bis zum Gemeindeverkehrsweg.

SPD-Fraktionschef Helmut Tilgner drängt ebenso wie Schlesselmann auf eine zügige Umsetzung. Tilgner regt an, auch außerhalb etwa an der Einmündung Ellerbeker Weg/Gösselstieg Kreisverkehrslösungen in Betracht zu ziehen. Auf dieser Weise könnte der Fahrzeugstrom gebremst und Durchgangsverkehr aus dem Ortskern herausgehalten werden.

Aktuell rollen täglich bis zu 15 000 Fahrzeuge durch den Ortskern. Und der Stau von Pinneberg in Richtung Zentrum wird immer länger. Ein Teil des Problems ist allerdings hausgemacht. Seit der Verkehrsberuhigung im alten Ortskern weichen viele Autofahrer auf die Hauptstraße aus.