Im Rahmen der Aktionen zur interkulturellen Woche stellen wir Migranten vor. Heute: Familie Zherka aus dem Kosovo.

Pinneberg. Sport ist grenzenlos. Die Regeln sind international. Für Kastriot Zherka, heute 41, war das 1996 der Türöffner in ein neues Leben. Gemeinsam mit seiner Frau Lindita und Sohn Erik, damals drei, war er aus dem kriegerischen Kosovo geflohen. In Pinneberg und ganz besonders beim VfL fand er eine friedliche Heimat.

"Ich bin fantastisch aufgenommen worden, obwohl ich anfangs nur Englisch sprechen konnte", erinnert sich der sportliche Familienvater. Er hatte im Kosovo Sport studiert und als Basketball-Profi Geld verdient.

Seine Frau Lindita unterrichtete an einer Grundschule. Doch in ihrer Angst um Leib und Leben in der vom Bürgerkrieg aufgewühlten alten Heimat flüchteten sie nach Westeuropa.

Deutschland war eher zufällig das Land, in dem die Zherkas eine neue Heimat fanden. "Als englischsprachige Familie wären wir wahrscheinlich am Anfang in England besser zurechtgekommen", sagt die Ehefrau.

Doch von Deutschland hatten sie viel Gutes gehört: ein starkes Land mit starker Wirtschaft und liberalen Bürgern. In Pinneberg fanden sie tatsächlich viele Menschen, die sich um die kleine Familie kümmerten, ihnen zur Seite standen, im Diakonieverein wie in der Stadtverwaltung, und sie aufnahmen wie der Sportverein.

Und trotzdem waren die ersten Jahre in Deutschland wie die letzten im Kosovo die schlimmsten ihres Lebens. "Wie wir das geschafft haben, weiß ich nicht mehr", sagt Lindita Zherka. "Es war der Wille!" meint Sohn Erik, der in der elften Klasse des Theodor-Heuß-Gymnasiums lernt, Fußball beim SuS Waldenau spielt und für den Verein auch als Schiedsrichter im Einsatz ist.

"Die Sprache zu erlernen, ist das Wichtigste, um in einer Gesellschaft aufgenommen zu werden", sagt Kastriot Zherka, der im Verein und von Freunden nur "Oti" gerufen wird. Er lernte von früh bis spät und auch heute noch. "Wenn du dich nicht ausdrücken kannst, niemanden sagen kannst, wie du dich fühlst, wird das irgendwann viel zu belastend", sagt Lindita Zherka.

"Wir fühlen uns hier wohl", sagt die Mutter der Familie. Auch sie musste sich durchbeißen. Ihr Pädagogikstudium war in Deutschland nicht anerkannt worden. Erst nachdem sie einen Abschluss als staatlich anerkannte Erzieherin auf der Fachschule für Sozialpädagogik geschafft hatte, konnte sie in ihren alten Beruf zurückkehren: Sie arbeitet als zweite Lehrkraft an der Heidewegschule in Appen-Etz mit schwer behinderten Kindern. Und sie ist ehrgeizig: Jetzt will sie auch noch eine heilpädagogische Zusatzausbildung machen.

Der Familienvater spielt immer noch in der Basketballmannschaft des VfL. Hauptberuflich ist er als Lagerarbeiter tätig. Im Nebenjob kümmert er sich um das Waldenauer Dorfgemeinschaftshaus, wo die Familie auch wohnt. Dank seiner Erfahrung und Fitness lenkt er seit 13 Jahren ein Integrationsprojekt. Jeden Freitag trainiert er mit Jugendlichen, zumeist aus türkischen und russischen Familien. Auch Kastriot Zherka hat ein Ziel: Er will noch weiter in die Sozialarbeit reinwachsen. Gemeinsam wollen die drei eins: In Deutschland bleiben, in ihrer neuen Heimat.