Verein Selenogradsk organisiert regelmäßig Touren in den Partnerkreis. Gäste sind fasziniert von atemberaubender Natur und der Gastfreundschaft der Russen.

Selenogradsk/Pinneberg. Den Karton mit Videokassetten packt Gabriele Kascha am Pinneberger Bahnhof eigenhändig in den großen Kofferraum des Busses. Kinderfilme von "König der Löwen" bis Benjamin Blümchen eignen sich hervorragend, um russischen Kindern die deutsche Sprache näherzubringen - nur eines der vielen Projekte, die der Verein Selenogradsk in Russland unterstützt.

Wie die Vorsitzende des Vereins sind die meisten Reisenden schon mehrfach im ehemaligen Cranz gewesen, haben bei den Urlaubsreisen des Vereins vielfältige Verbindungen zur russischen Bevölkerung aufgebaut. Wer noch nicht da war, ist vor allem auf die legendäre Gastfreundschaft gespannt - und wird nicht enttäuscht. Was diese Fahrt so einzigartig macht, ist der Kontakt zu den Menschen. Alle Reisenden werden in russischen Gastfamilien untergebracht, die "Veteranen" werden schon bei der Ankunft mit großem Hallo auf dem örtlichen Schulhof von "ihren" Familien in die Arme geschlossen. So manches Zimmer ist geräumt für die Gäste aus Deutschland, der Tisch sowohl am Morgen und am Abend reich gedeckt. Sogar ein halbes Hähnchen mit Bratkartoffeln soll es zum Frühstück gegeben haben. Ein zünftiges Lunchpaket zu den Ausflugsfahrten versteht sich da fast von selbst.

Die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten dieser dünn besiedelten Region sind einzigartig. Faszinierend ist die Kurische Nehrung, deren litauischer Teil mit Hexenberg und Thomas-Mann-Haus die Gruppe schon auf der Hinfahrt in den Bann zog. Ein Blick von der Epha-Düne beispielsweise zeigt die unberührte Natur in ihrer ganzen Pracht - nicht wenige Naturliebhaber fürchten allerdings, dass die Idylle aufgrund monumentaler Baupläne von Moskauer Investoren Schaden nehmen könnte. Überhaupt ist die abgeschieden Exklave in den Fokus reicher Russen geraten. So kann Swetlogorsk (Rauschen) mittlerweile mit modernsten westlichen Badeorten konkurrieren - auch von den Preisen: Immobilien sollen auf Blankeneser Niveau liegen. Ein krasser Gegensatz zu vielen Städten, in denen alte Häuser verfallen und sowjetischer Plattenbau noch an der Tagesordnung sind. Doch auch bei den tristen Wohnblocks tut sich was. Ins Stadtbild Selenogradsks beispielsweise ist Farbe eingezogen, immer mehr Mauern verlieren das stumpfe Grau. Wunderbar macht sich das von einem Privatinvestor eröffnete "Hotel Cranz". Überhaupt scheint der Name Cranz in aller Munde. Erstaunlich: Auf großen Plakatwänden prangen alte deutsche Fotos und Postkartenmotive der Stadt, eines sogar mit dem Datum 1936.

Die Ausflüge in die Umgebung Selenogradsks bergen neben einigen erholsamen Stündchen am Ostseestrand Bildungsurlaub pur. Vom wachsenden Einfluss der russischen orthodoxen Kirche, die immer mehr Kirchen für sich beansprucht, über den Besuch der Vogelwarte Rybatschi (Rossitten) bis zur Besichtigung des Gestüts Georgenburg, das dank der Investition von Privatleuten Trakehner-Zucht fortsetzt - die Eindrücke dieser Tour sind enorm. Unerreicht bleibt allerdings die Gastfreundschaft der Russen, die in einem "Abend der Freundschaft" im Hotel Cranz einen "offiziellen" Höhepunkt findet.

Der Termin der nächsten Sommerfahrt nach Selenogradsk steht schon fest, und zwar vom 22. Juli bis 2. August 2010. Informationen unter Telefon 04121/923 85 und über das Internet.

www.selenogradsk.de