Dr. Tobias Pottek verlässt das Klinikum Wedel und operiert künftig bei der Konkurrenz in Rissen. Wolfgang Sprenger, Geschäftsführer der Regio-Kliniken hat schon erste Sondierungsgespräche geführt.

Wedel. Die Klinik für Urologie am Krankenhaus Wedel soll erhalten bleiben. "Wir haben einen Haufen Geld in den Aufbau der Abteilung gesteckt, das werden wir nicht einfach so verbrennen", so Wolfgang Sprenger, Geschäftsführer der Regio-Kliniken. Er suche jetzt händeringend nach einem Nachfolger für den Urologie-Chefarzt Dr. Tobias Pottek, der seinen Wechsel in das Asklepios-Westklinikum Rissen verkündet hatte (die Pinneberger Zeitung berichtete).

Die am Mittwochmorgen erfolgten Kündigungen von Pottek und seinen beiden Oberärzten, die geschlossen zum Konkurrenten gehen, haben die Regio-Kliniken unvorbereitet getroffen. Das räumte Sprenger unumwunden ein, der jedoch keine schmutzige Wäsche waschen will. "Im Arbeitsleben ist das ein normaler Vorgang. Ich habe noch am Mittwochabend mit Herrn Pottek ein sachliches Gespräch geführt, wir werden uns auch weiterhin in die Augen sehen können." Ausdrücklich hob er die "hervorragende Arbeit" hervor, die der scheidende Chefarzt seit April 2007 beim Aufbau der Klinik für Urologie geleistet habe. Den Wechsel zum Asklepios-Konzern, den Pottek selbst mit neuen medizinischen Herausforderungen begründet hatte, kann Sprenger "durchaus verstehen".

"Die Suche nach einer Nachfolge hat jetzt für uns oberste Priorität." Erste Sondierungsgespräche seien noch am Mittwoch erfolgt. Wie schnell ein adäquater Ersatz verpflichtet werden kann, vermag Sprenger nicht zu sagen. Möglicherweise werde es zu einer Interimslösung kommen müssen "Zunächst wird aber Herr Pottek bis Ende August seinen Vertrag bei uns erfüllen." Die beiden Oberärzte würden noch länger in Wedel bleiben. Sprenger: "Die Personalabteilung hat das geprüft, die Oberärzte kommen so schnell nicht aus ihren Verträgen raus."

Die Klinik für Urologie, die sich um Erkrankungen der harnbildenden und -ableitenden Organe sowie der männlichen Geschlechtsorgane kümmert, wurde erst im September 2007 eröffnet. Im vorigen Jahr wurden 1000 Patienten behandelt, dieses Jahr sollten es laut den Planungen 1700 Kranke sein. Im Westklinikum Rissen praktizierten bisher lediglich zwei Belegärzte. Nach der Abwerbung von Pottek und seinem Team wird dort die Versorgung erheblich ausgebaut.

Eine Kampfansage an die Wedeler Nachbarn? Regio-Kliniken-Chef Sprenger sieht das nicht. "In der Region gibt es genügend Patienten." Entscheidend dürfte sein, wie die niedergelassenen Fachärzte im Kreis reagieren. Sie sind im Netzwerk Urologie Schleswig-Holstein Süd (NUSS) zusammengeschlossen - und haben maßgeblichen Anteil an der Einrichtung der Wedeler Klinik für Urologie und der Gründung des dortigen Norddeutschen Prostatazentrums gehabt. NUSS-Vorsitzender Matthias Bauermeister, den die Pinneberger Zeitung im Urlaub erreichte, bedauert den Weggang Potteks. "Wir sind davon völlig überrascht worden." Wie die Mediziner auf die neue Situation reagieren und wo sie künftig ihre Patienten hinschicken werden, müsse später geklärt werden. Dr. Ute von Hahn, die Vorsitzende des Gesundheitsnetzes Wedel, bezeichnete den Abgang der drei Mediziner als "schweren Schlag für das Klinikum". Von Hahn: "Ich hoffe, dass es sich davon erholt." Auch Bürgermeister Niels Schmidt sprach von einem Rückschlag. "Die Entwicklung zum Prostatazentrum hatte so Erfolg versprechend begonnen." Er wolle sofort nach der Rückkehr aus seinem Urlaub aktiv werden.