Die Schenefelder Sven N. (29) und Ina K. (32) haben beim Internet-Auktionshaus Ebay agiert - und bundesweit mehr als 700 Kunden betrogen.

Schenefeld/Pinneberg. "Schenefeld-Mark" und "Herthaboy2008": Unter diesen beiden Pseudonymen haben die Schenefelder Sven N. (29) und Ina K. (32) beim Internet-Auktionshaus Ebay agiert - und bundesweit mehr als 700 Kunden betrogen. Für ihr kriminelles Tun erhielt das Pärchen jetzt die Quittung: Das Schöffengericht Pinneberg verurteilte den arbeitslosen Schausteller zu zwei Jahren und zehn Monaten Gefängnis, seine Freundin muss 26 Monate hinter Gitter.



Beide legten vor Amtsrichter Martin Woywod ein umfassendes Geständnis ab - und konnten auf diese Weise höhere Strafen abwenden. Allerdings droht beiden noch ein "Nachschlag": So sind weitere, von dem Pärchen in Hamburg und Berlin verübte Betrugsfälle noch offen. In der Bundeshauptstadt waren Sven N. und Ina K. bei einer Warenübergabe von einem Lockvogel der Polizei verhaftet worden.


Beide hatten ihre Betrugsserie in Hamburg begonnen und waren, nachdem sie dort mit Haftbefehlen gesucht wurden, in Schenefeld untergetaucht. Nachdem ihnen dort der Boden zu heiß wurde, verlagerten sie die Aktivitäten nach Berlin.


In Schenefeld hatten sie sich unerkannt über einen Untermietvertrag in einem Mehrfamilienhaus eingenistet. Und dort spielte ihnen der Zufall in die Hände: Aus dem Briefkasten des (inzwischen verzogenen) Nachbarn stahlen sie das Schreiben einer Bank, das Kontoeröffnungsunterlagen sowie eine dazugehörige EC-Karte enthielt. Dank dieser Unterlagen legten sie einen Ebay-Account auf den Namen des Nachbarn an.


In der Folge bestellten sie bei Versandhäusern Waren, ohne die Rechnungen zu begleichen. Die Gegenstände (meist Bücher, Spielsachen, CDs oder DVDs) wurden dann bei Ebay angeboten und den Käufern schnell und unkompliziert ins Haus geliefert.


Dafür gab es gute Bewertungen. Als dieses erreicht war, eröffneten Sven N. und Ina K. auf einen Schlag mehr als 100 Auktionen. Sie strichen das Geld ihrer Kunden ein. Auf die versprochenen Lieferungen warteten die vergeblich. Die getätigten Geschäfte lagen zumeist im ein- und zweistelligen Euro-Bereich. Offenbar war das Pärchen davon ausgegangen, dass viele der Betrogenen bei geringen Summe keine Anzeige erstatten würden.


715 Betrugsfälle listete die Anklageschrift auf, die alle zwischen dem 20. März und dem 30. Juni 2008 von Schenefeld aus begangen wurden. Die Kripo Pinneberg hatte 1500 von dem Pärchen getätigte Geschäfte überprüft. Für alle, die geantwortet und sich als Geschädigte registriert haben, gibt es Hoffnung, zumindest Teile ihres Geldes wiederzusehen. Laut Auskunft der Staatsanwaltschaft Itzehoe hat die Berliner Polizei bei Sven N. und Ina K. einen fünfstelligen Betrag sichergestellt, der aus der Betrugsserie stammt. Er wird nicht ausreichen, den Schaden - im Pinneberger Prozess lag die Summe bei 35 000 Euro - zu begleichen. Allerdings soll nach Abschluss des Verfahrens eine anteilige Entschädigung erfolgen.