Aus zwei favorisierten Bewerbungen, die in der engeren Wahl sind, wird am Wochenende ein Kandidat nominiert.

Kreis Pinneberg. Während an diesem Freitag wieder Hunderte von Menschen im Kreis ihre Unterschriften gegen eine Privatisierung der Regio-Kliniken abgaben, zieht Landrat Wolfgang Grimme das Bieterverfahren im Eiltempo durch. Waren gestern Morgen noch fünf Interessenten im Rennen, bleiben am Abend nur noch drei übrig: Die Sana Klinik AG mit Sitz in München gilt als gesetzt, in der engeren Wahl sollen noch die Manager der Regio-Kliniken, die sich selbst in das Unternehmen einkaufen wollen, und die Rhön-Kliniken AG sein. Ausgeschieden sind angeblich die Helios-Kliniken und die gemeinnützige Hamburger Albertinen-Krankenhaus-Gruppe. Die Gruppe UKE/K5, die die Uniklinik Eppendorf und ein Konsortium aus fünf kommunalen Krankenhäusern repräsentiert, schied bereits im Vorfeld aus.

Der Hauptausschuss des Kreises wurde gestern Abend informiert. Am Wochenende wird eine Findungsgruppe, zu der der Landrat sowie Vertreter der Anwaltskanzlei White & Case und der Warburg-Bank, Ärzte und sogar eine "Privatperson" (siehe Kasten auf dieser Seite) gehören, mit den beiden "Etappensiegern" weiter verhandeln. Am Montag soll dem Hauptausschuss der "Sieger" vorgestellt werden. Abstimmen dürfen die Politiker erst am Mittwoch im Kreistag.

Ein Verfahren, das die Opposition zur schwarz-gelben Mehrheit im Kreistag scharf kritisiert. SPD-Kreistagsfraktionschef Hannes Birke geht davon aus, dass auch im Kreistag noch kein unterschriftsreifer Vertrag vorliegt und in der Sommerpause weiterverhandelt wird. "Es ist ein Unding, dass der Kreistag über unvollständige Vorlagen abstimmen soll." Die Kreispolitiker übernähmen mit einem Ja die volle Verantwortung für etwas, was sie gar nicht überblicken könnten.

Ungeachtet der politischen Scharmützel und fieberhaften Verhandlungen läuft das Bürgerbegehren gegen eine Privatisierung der Regio-Kliniken weiter. Diverse Stadt- und Ortsverbände von SPD, Grünen und Linken haben sich gegen eine Privatisierung positioniert, ebenso der Pinneberger Stadtrat mit der Mehrheit von SPD, Bürgernahen, GAL und Unabhängigen.

Auf mehreren Wochenmärkten wurden Unterschriften gesammelt, in Uetersen etwa wurde der Infostand der Sozialdemokraten "fast überlaufen". Etwa 300 Bürger unterschrieben die Listen, andere nahmen noch weitere Listen mit, um im Freundeskreis zu werben. Rita Brammann (67): Als mein Schwager vor vier Wochen in die Pinneberger Klinik musste, musste er auf dem Flur liegen. Das war so voll dort, und die Krankenschwestern waren völlig überlastet. Wenn jetzt noch ein Krankenhaus geschlossen werden sollte, wird noch mehr Personal gespart und die Versorgung für uns in der Region noch schlechter."

CDU und FDP teilten gestern kurz vor Redaktionsschluss mit, dass den Regio-Kliniken Verluste in Höhe von 600 000 Euro jeden Monat drohen, wenn nicht unverzüglich gehandelt werde. Deshalb stoße bei ihnen die Forderung, die Suche nach strategischen Partnern für die Regio-Kliniken zu vertagen, auf Unverständnis. Jetzt "Däumchen zu drehen und abzuwarten, bis der Bericht des Landesrechnungshofes vorliegt", könne die Schließung von Klinikstandorten, Entlassungen von Mitarbeitern und den Verlust der Versorgungssicherheit zur Folge haben. Den Grund der enormen Verluste erläuterten CDU und FDP nicht.