Mensa-Talk: Die Jungwähler fanden ihre Gesprächspartner sympathisch. Nur die Antworten müssten knapper sein.

Pinneberg. Wie wollen Sie die Schulden abbauen? Welchen Standpunkt vertreten Sie in der Energiepolitik? Wie geht es mit der Bildung in Deutschland weiter? Viele Fragen prasselten gestern zwischen Fleischsalatbrötchen und Orangensaft auf vier Bundestagskandidaten des Kreises Pinneberg ein: Ole Schröder (CDU), Ernst Dieter Rossmann (SPD), Olaf Klampe (FDP) und Valerie Wilms (Die Grünen) waren der Einladung der Integrierten Gesamtschule IGS in Thesdorf zum politischen Mittagessen gefolgt, hatten sich in der Mensa unter 70 Elftklässer gemischt, um im Vorfeld der Bundestagswahl aktuelle politische Themen zu bereden.

Valerie Wilms den geforderten Ausstieg aus der Atomenergie erläutern. Olaf Klampe sollte seine Haltung zur Kernkraft und zum FDP-Konzept einer Marktwirtschaft darlegen. Ernst Dieter Rossmann bemühte sich zu erklären, wie der Staat künftig die Schulden in den Griff kriegen will, und Ole Schröder erklärte, warum die Entwicklung moderner Technologien für Deutschland so wichtig sei. Eine Stunde wechselten die vier Politiker von einem Tisch zum nächsten, gaben ihr Bestes - aber für die Ansprüche der vorbereiteten Schüler nicht genug. "Die haben viel drum herum geredet", so Russel Bryan (18). "Kurz und knappe Antworten wären besser gewesen", urteilte auch Perishan Bal (18). "Es war schwer zu erkennen, ob die Politiker ihre eigene Meinung oder die ihrer Partei wiedergeben", so Sara Marin (18).

Ihr Wahlverhalten hätten die Gespräche während des politischen Mittagessens nicht beeinflusst, meinte Anneke Witt (18), die wie die meisten ihrer Mitschüler im September zum ersten Mal zur Bundestagswahl gehen und auch einen Abgeordneten des Kreises Pinneberg für den Bundestag wählen wird.

Alles in allem seien die Vier aber ganz sympathisch, so das abschließende Urteil der Schüler. Und: Nach dem persönlichen Kontakt in so lockerer Runde erschienen ihnen die Politiker sehr viel menschlicher und nicht mehr so weit entfernt.

Die vier Politiker hätten zwar unterschiedliche Standpunkte zu politischen Themen, aber meist gute Argumente. Das helfe, sich eine politische Meinung zu bilden.

Die Idee zum politischen Mittagessen in der IGS hatte Referendarin Inke Neumann. "Eine Podiumsdiskussion hielt ich für ungeeignet, da reden die Politiker meist zu lange. Im persönlichen Gespräch müssen sie sich kürzer fassen", so die angehende Lehrerin der Fächer Deutsch, Wirtschaft und Politik. Der Versuch sei auf jeden Fall gelungen. "Wir wollen den Charakter der Veranstaltung weiter nutzen. Das politische Mittagessen könnte bei uns zu einer festen Einrichtung werden. Zum Thema Bildung, Energie oder vielleicht auch mal zur Steuerpolitik."