Um mehr Menschen davon zu überzeugen, den Atomausstieg zu unterstützen, gründet Matthias Döring einen Solar-Stammtisch.

Kreis Pinneberg

Ausgerechnet die Wirtschaftskrise könnte dem Kreis Pinneberg einen Solarboom bescheren. "Nie waren die Zeiten günstiger für Privatleute und Unternehmer, ihre Dachflächen mit Fotovoltaikanlagen zu bestücken", so Matthias Döring. Die Banken erschwerten zurzeit die Finanzierung großer Solarparks im Mittelmeerraum. Deshalb sei das Angebot an Solar-Modulen auf dem Markt sehr hoch und dementsprechend preiswert: Der Preis der Module liege in diesem Jahr um 24 Prozent niedriger als 2008. Privatpersonen erhielten derzeit zudem bei den Banken günstige Kredite.

Ingenieur Döring hat sich die saubere Energieerzeugung mittels unbegrenzt vorhandenem Sonnenlicht zur Lebensaufgabe gemacht. 2005 baute er aufs Dach der Produktionshalle des familieneigenen Betriebes im Pinneberger Industriegebiet seine erste Anlage. 2008 kam aufs Nebengebäude eine zweite dazu, seit zwei Monaten speist Döring mit einer dritten Anlage Strom ins Netz. Inzwischen pflastern 123 Module die Firmendächer. Sie produzieren 23 000 Kilowattstunden im Jahr - genug um neun Familien zwölf Monate lang mit Strom zu versorgen.

Matthias Döring will mehr: "Mit dem sauberen Strom verdränge ich Kohle- und Atomstrom und trage so zum Klimaschutz und zum Atomausstieg bei", sagt der Familienvater. "Außerdem trägt die Wertschöpfung bei lokalen Handwerken zu mehr Arbeitsplätzen im Kreis bei." Sogar ein Plus bei der Gewerbesteuer sei möglich.

Die eigenen Dächer sind dem grünen Halstenbeker Kommunalpolitiker ausgegangen. Jetzt will er Bürger, Unternehmer und Verwaltungen davon überzeugen, ihre leeren Dächer für eigene Solaranlagen zu nutzen. "Eine Studie besagt, dass der Strombedarf im städtischen Bereich zu 30 Prozent durch Solarstrom gedeckt werden könnte, wenn die vorhandenen und geeigneten Dachflächen genutzt würden", so Döring. Zudem sichere es den Betreibern ein Nebeneinkommen. Jede eingespeiste Kilowattstunde vergütet der Staat derzeit mit 43 Cent.

Verbraucht der Betreiber seinen eigenen Sonnenstrom, wird noch mehr gezahlt. In der Branchenanalyse Fotovoltaik 2009 der Landesbank Baden-Württemberg heißt es, dass ab dem Jahr 2012 Solarstrom vom Dach in Deutschland billiger sein wird als der Strom aus der Steckdose. Bemerkenswert daran: Die Analyse stammt von Bankern und nicht aus der Solarbranche.

Falls trotz aller Vorteile Eigenheimbesitzern oder Unternehmen die Finanzierung einer Photovoltaikanlage zu teuer oder das Risiko zu hoch erschiene, würde Matthias Döring die Dachflächen für die Installation seiner Solarmodule gegen eine Beteiligung an der Einspeisevergütung pachten. Mit Aufbau, Wartung und Reparaturen hätten die Gebäudeeigentümer nichts zu tun, würden aber einen Beitrag zum Umweltschutz leisten, so Döring.

"Mir ist klar, dass für Laien das Thema immer noch kompliziert anmutet", sagt Döring. Deshalb will er einen Stammtisch als Forum und Infoportal für Solarfreunde gründen.

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