Spundwandteile zu kurz, Wasserleitung muss verlegt werden. Folge: Das Vorhaben ist acht Wochen hinter dem Zeitplan.

Rellingen

Eine Baustelle steckt voller Überraschungen. Davon können die Verantwortlichen für das Adlershorst-Projekt am Alten Markt in Rellingen ein Lied singen. Und die Anwohner stimmen gleich brummig mit ein. Bauverzögerungen, Umplanungen und ungünstige Witterungsbedingungen haben das Bauvorhaben für 27 Mietwohnungen und vier Gewerbeeinheiten immer wieder zurückgeworfen.

Der für Anfang April angekündigte Beginn des Erdaushubs für den Neubau auf dem ehemaligen Fischhaus-Areal ist auch schon wieder Schnee von gestern. Adlershorst-Chef Holger Reißweck hofft jetzt, dass in der kommenden Woche endlich mit dem Ausbaggern begonnen werden kann. Gegenwärtig werden noch die letzten Spundwände entlang der Straße Am Markt mit einer hydraulischen Presse in den Boden getrieben. Die fast geräuschlose Technik hat gegenüber dem sonst üblichen Rammen den Nachteil, dass bei unerwarteten Hindernissen wie großen Steinen das Setzen der Spundwand zusätzlich verzögert wird.

Eine weitere Überraschung gab es bei einer erneuten Begutachtung der Bodenverhältnisse. Die Folge der korrigierten Sachverständigen-Bewertung: Die ursprünglich 8,75 Meter langen Metallsegmente der Spundwand müssen nun elf bis 11,5 Meter lang sein, um genügend Stabilität für die Baugrube zu schaffen. Bereits versenkte Spundwandteile wurden verlängert, die neuen Segmente werden gleich in passender Länge in die Erde getrieben.

Weiteren Verdruss brachte eine kommunale Wasserleitung, die mittig unter der Baustelle verläuft und nun aufwendig verlegt werden muss. Die Gemeinde Rellingen hatte allerdings rechtzeitig auf das Wasserrohr hingewiesen.

Auch die hydraulischen Verhältnisse im Boden machen nach Angaben von Reißweck Ärger. So müssen drei Brunnen geschaffen werden, um erhöhten Grundwasserdruck abbauen zu können. "Sonst hätten wir da bald einen Teich", sagt Rellingens Bauamtschef Uwe Goldt. Der Wasserschwall soll nun in die Rellau abgeleitet werden.

Bereits Ende vergangenen Jahres hatte es einen zweiwöchigen Baustopp gegeben. Beim Setzen der Spundwände in unmittelbarer Nachbarschaft des "Kleinen Gesellschaftshauses" hatten sich Risse in dem unter Denkmalschutz stehenden Reetdachgebäudes gebildet.

Unterm Strich ist das Bauvorhaben jetzt um acht Wochen hinter dem Zeitplan zurück. Einen präzisen Fertigstellungstermin möchte Reißweck nicht nennen. War bislang von Mitte nächsten Jahres die Rede, heißt es nun "noch 2010". Über eine zügige Fertigstellung würden sich auch die Rathausmitarbeiter freuen. Denn die Gemeindebücherei soll in den Neubau umziehen und Platz für das notdürftig untergebrachte Standesamt und die Jugendpflege schaffen. Bissiger Kommentar von Bauausschusschef Eckhard Schlesselmann (CDU): "Man hat das Gefühl, als ob Adlershorst das erste Mal so ein Bauvorhaben durchzieht."