Das Gauner-Pärchen kassierte den vollen Kaufpreis, lieferte die angebotene Ware dann aber nicht aus. Zu den Geschädigten zählen viele Kunden, die im Online-Auktionshaus Ebay Waren orderten.

Schenefeld. Von Schenefeld aus hat ein Betrügerpärchen agiert: Nach sechsmonatigen Ermittlungen konnten bundesweit mehr als 700 Opfer des 29 Jahre alten Mannes und seiner drei Jahre älteren Freundin ermittelt werden. Zu den Geschädigten zählen viele Privatpersonen, die im Online-Auktionshaus Ebay Waren orderten, bezahlten und diese nie erhielten.

Der Schausteller und seine arbeitslose Freundin waren, nachdem sie in Hamburg wegen Betrugs per Haftbefehl gesucht wurden, in Schenefeld untergetaucht. Dort hatten sie sich per Untermietvertrag in einem Mehrfamilienhaus eingenistet - und dort spielte ihnen der Zufall in die Hände. Aus dem Briefkasten des (inzwischen weggezogenen) Nachbarn stahlen sie ein Schreiben seiner Bank über eine Kontoeröffnung. Mit den Daten und der vorgefundenen EC-Karte war es für sie ein leichtes, auf den Namen des Ex-Nachbarn ein Account bei Ebay anzulegen.

In der Folge orderte das Pärchen bei Online-Versandhäusern Waren - häufig DVDs, CDs und Bücher. Die Rechnungen wurden nicht bezahlt. Diese Gegenstände verkauften die Schenefelder über Ebay weiter. "Weil sie die Waren schnell und zuverlässig lieferten, bekamen sie dort sehr gute Bewertungen", so Kripo-Kommissar Heiko Räsch.

Dann, von einem Tag auf den anderen, änderte das Pärchen die Taktik: Sie eröffneten gleichzeitig mehrere 100 Auktionen. Die Käufer, geblendet von guten Bewertungen, überwiesen den geforderten Preis - und warteten vergeblich auf ihre Waren. "Es handelte sich insbesondere um Geschäfte im ein- sowie zweistelligen Euro-Bereich", so Räsch weiter. Offenbar mutmaßten die Täter, dass ihre Opfer bei einem relativ geringen Schaden auf eine Anzeige verzichten würden. Dieser Plan ging auch auf. Zunächst kamen bei der Polizei nur wenige Strafanzeigen an. Schnell war den Beamten jedoch klar, dass sie es mit Serientätern zu tun hatten. Während der Ermittlungen stieß die Kripo dann auf das Mehrfamilienhaus in Schenefeld - und nahm, nachdem der echte Kontoinhaber als Täter ausschied, die betrügerischen Nachbarn ins Visier.

Die waren inzwischen nach Berlin umgezogen - und hatten dort ihre Masche fortgesetzt. Auf den Namen ihres dortigen Untervermieters wurde ein neuer Ebay-Account eingerichtet. Wiederum wurden zunächst Waren von Versandhäusern bezogen, um diese dann online zu verkaufen. Schließlich wurde ein Polizist als Lockvogel eingesetzt, der zu einer verabredeten Warenübergabe kam und das Pärchen festnehmen konnte.

"Wir haben von Ebay die Daten von 1500 Geschäften erhalten, die von den beiden getätigt worden sind. Wir haben dann alle Käufer angeschrieben und um Rückmeldung gebeten", so der Kripo-Sachbearbeiter Räsch weiter. Insgesamt waren sieben Kripo-Leute mit dem Fall betraut. Die bisher bekannte Schadenshöhe beläuft sich auf 35 000 Euro. Das Pärchen, das seinen Lebensunterhalt auf diese Weise bestritt, ist geständig und sitzt in Berlin in Haft. Derzeit bereitet die Staatsanwaltschaft Itzehoe die Anklageschrift vor. Beiden droht wegen gewerbsmäßigen Betruges eine mehrjährige Haftstrafe.