Katalin Jedtke führt ihr Team mit zwei Einzelsiegen im oberen Paarkreuz zum 6:4-Auswärtserfolg beim TuS Glane.

Nach 2 Stunden und 30 Minuten war es vorbei mit der Zurückhaltung: Bis zum Ausbruch der Gefühle hatten der TuS Glane und die Kaltenkirchener TS den 75 Zuschauern ein Tischtennis-Match mit spektakulären Ballwechseln präsentiert - und dann ließen die Niedersächsinnen ihren Emotionen freien Lauf.

Dass sie Tränen der Wut und Enttäuschung vergossen, lag allerdings nicht am 6:4-Erfolg der KT, die nach dem Sieg in die Bundesliga aufsteigen könnte, aber nicht will. Vielmehr machten die jungen Damen so ihrem Frust über den Rückzug des TuS Glane aus der 2. Bundesliga Luft. Da der Verein einen Kunstrasen-Fußballplatz bauen möchte, ist für den Tischtennis-Leistungsbereich kein Geld mehr vorhanden.

Michael Molatta, Manager und Trainer der Kaltenkirchener TS, verfolgte die Abschiedsvorstellung der Gastgeberinnen mit gemischten Gefühlen. "Klar, ich freue mich sehr darüber, dass wir unsere tolle Saison mit einem Sieg gekrönt und zum zweiten Mal nach 2007 die Vizemeisterschaft in der 2. Bundesliga gesichert haben. Andererseits bin ich aber auch traurig, dass nun ein Club, mit dem wir uns in den vergangenen Jahren viele packende Duelle geliefert haben, von der Bildfläche verschwindet."

Der TuS Glane ist übrigens nicht der einzige Verein, der seine Mannschaft aus der zweithöchsten deutschen Spielklasse abmeldet. Die DJK VfL Willich muss ebenfalls aufgeben, da sich der Hauptsponsor kurzfristig zurückgezogen hat.

Ein ähnliches Szenario ist in Kaltenkirchen nicht zu befürchten. Michael Molatta: "Es ist brandgefährlich, sich von einem einzelnen Geldgeber abhängig zu machen. Ich bin oft dafür belächelt worden, dass mein Konzept für die 2. Bundesliga auf dem Engagement vieler kleinerer Sponsoren basiert. Das ist manchmal zwar ein mühsames Geschäft, dafür aber ein vergleichsweise sicheres Konstrukt. Selbstverständlich kann es auch bei diesem Modell mal Probleme geben - aber die lassen sich im Normalfall dann auch wieder lösen."

Ein abschreckendes Beispiel aus der Region ist für ihn der kometenhafte Aufstieg und ebenso rasante Absturz des Tennisclubs Logopak Hartenholm, der sein Zweitliga-Team und alle anderen Mannschaften aus wirtschaftlichen Gründen vom Punktspielbetrieb abgemeldet hat.

"Ich war mehr als einmal neidisch darauf, was knapp zehn Kilometer von Kaltenkirchen entfernt auf die Beine gestellt worden ist", sagt Michael Molatta, "doch was waren die spektakulären Aktionen letztendlich wert? Die Vereinsverantwortlichen und die Sportler stehen nun vor einem Scherbenhaufen."

Um dies zu verhindern, wird Molatta auch in Zukunft streng darauf achten, dass die Tischtennissparte der KT nicht über ihre Verhältnisse lebt. Da passt es gut ins Bild, dass der 44-Jährige Katalin Jedtke, Jin-Sook Cords, Aida Astani und Bianca Dahlke nach dem Match in Glane ein Präsent von relativ geringem materiellen, aber hohem symbolischen Wert überreichte: "Ich habe jeder Spielerin eine Pandora-Kette mit einem grinsenden Frosch als Anhänger geschenkt. Das ist eine Anerkennung dafür, dass unsere vor der Saison von fast allen anderen Zweitliga-Vereinen als Abstiegskandidat gehandelte Mannschaft der Konkurrenz mit vorbildlichem Teamgeist ein Schnippchen geschlagen hat und am Ende sensationell Zweiter geworden ist."

Statistik

TuS Glane - Kaltenkirchener Turnerschaft 4:6 (14:19 Sätze/297:326 Bälle). Meyerhöfer/Stähr - Jedtke/Dahlke 11:9, 9:11, 11:7, 15:13; Martinkova/Sewöster - Cords/Astani 6:11, 10:12, 8:11; Meyerhöfer - Cords 5:11, 5:11, 11:8, 6:11; Martinkova - Jedtke 4:11, 9:11, 6:11; Wirdemann - Dahlke 7:11, 6:11, 8:11; Stähr - Astani 11:3, 11:7, 11:8; Meyerhöfer - Jedtke 7:11, 9:11, 6:11; Martinkova - Cords 15:13, 11:5, 11:9; Wirdemann - Astani 11:9, 13:11, 11:7; Stähr - Dahlke 9:11, 11:7, 8:11, 5:11.