Norderstedt/Hamburg. Ein Werbespruch mit recht rustikalem Humor prangte 26 Jahre lang an einer Häuserwand an der Grindelallee. Jetzt ist er plötzlich weg.

Die Zeiten ändern sich, aber eine Sache blieb sehr viele Jahre lang gleich. Wenn man in Hamburg auf der Grindelallee in Richtung Dammtorbahnhof unterwegs war, las man an der Wand eines mehrgeschossigen Hauses kurz hinter dem Musikclub Logo diesen Werbeslogan:

„Sie hassen Ihren Job. Sie hassen Ihre Frau. Sie hassen Ihr Auto. Den Wagen nehmen wir: Kiesow.“

Der eine oder andere wird im morgendlichen Berufsstau ein bisschen hinter seinem Lenkrad gegrinst haben. Für manchen war es vielleicht sogar eine Bestätigung für sein tatsächlich eher trübes Arbeits- und Privatleben. Menschen, die den politisch nicht allzu korrekten Slogan am liebsten übermalt hätten, wird es auch einige gegeben haben.

Plötzlich Beiersdorf statt Kiesow

„Sie hassen ihren Job. Sie hassen Ihre Frau. Sie hassen Ihr Auto. Den Wagen nehmen wir: Kiesow.“ Dieser Werbespruch des Norderstedter Unternehmens war von 1998 bis 2024 an dem Haus an der Grindelallee 1 in Hamburg zu lesen.
„Sie hassen ihren Job. Sie hassen Ihre Frau. Sie hassen Ihr Auto. Den Wagen nehmen wir: Kiesow.“ Dieser Werbespruch des Norderstedter Unternehmens war von 1998 bis 2024 an dem Haus an der Grindelallee 1 in Hamburg zu lesen. © HA | HA

Über den Slogan lachen oder sich ärgern kann man jetzt beides nicht mehr. Denn die Häuserwand ist seit Kurzem frisch gestrichen und anstelle des Kiesow-Spruchs steht dort eine Werbung von Beiersdorf: „Hamburg, die schönste Stadt der Welt. Kein Wunder bei der Pflege“. Darunter werden einige Produkte des Cremeherstellers empfohlen.

An der Wand des Mehrfamilienhauses an der Grindelallee 1 steht jetzt eine Reklame von Beiersdorf.
An der Wand des Mehrfamilienhauses an der Grindelallee 1 steht jetzt eine Reklame von Beiersdorf. © HA | Claas Greite

Was ist da los? Wurde der Kiesow-Slogan ausgemustert, vielleicht sogar vom Unternehmen selbst? Geschäftsführer Tim Kiesow sagt auf Nachfrage: „Leider lag das nicht in unserer Hand.“ Seinem Unternehmen sei der Mietvertrag für die Werbefläche, der seit 1998 bestand, zum 1. Juli 2019 gekündigt worden, „wohl aufgrund von Eigentümerwechsel.“ Kiesow weiter: „Einen neuen Kontakt für Gespräche haben wir nicht bekommen.“

„Schade! Da ging eine Ära zu Ende!“

Die Werbung habe dann aber offenbar noch lange an der Wand gestanden, bis sie nun entfernt wurde. Dass sie nicht mehr da ist, hatte man bei Kiesow gar nicht gewusst. „Schade, da ging eine Ära zu Ende“, sagt Tim Kiesow. „Gerne hätten wir die Fläche weiterhin genutzt.“

Die Immobilie an der Grindelallee 1, ein fünfgeschossiges, unter Denkmalschutz stehendes Haus aus dem Jahr 1872, wechselte 2018 den Besitzer. Das Haus gehört nun einer „privaten Eigentümergruppe“, wie Anna Bruhn sagt, Geschäftsführende Gesellschafterin der Liwian Ventures GmbH. Bruhn ist zuständig für Vermietung und Vermarktung der Immobilie. Das Haus, das im sanierungsbedürftigen Zustand übernommen wurde, soll grundlegend aufgewertet werden, für Wohnen und Gewerbe. Aktuell wird es saniert und unter dem Titel „Grindel.One“ beworben, dazu gibt es auch eine eigene Webseite. Dort wird auch Beiersdorf als „neuer Werbepartner“ begrüßt.

Beiersdorf freut sich über prominente Fläche

Warum Beiersdorf – und nicht mehr Kiesow? Wurde der alte Werbespruch vielleicht als unpassend für das Projekt Grindel.One empfunden? Anna Bruhn sagt dazu nur: „Der alte Vertrag war nach vielen Jahren beendet und man hat sich für Beiersdorf als neuen Mieter der Fläche entschieden.“

Mehr aus Norderstedt

Bei Beiersdorf ist man froh über die neue Werbepartnerschaft: „Wir freuen uns, in unserer Heimatstadt an so prominenter Stelle auf die wundervollen Produkte unseres Hauses hinweisen zu können“, sagt eine Sprecherin des Hamburger Unternehmens. Der Spruch sei im Unternehmen selbst entwickelt worden und werde auch an vielen anderen Stellen angewendet, etwa auf den Lastwagen von Beiersdorf.

Kiesow Norderstedt: Kultige Spots noch online

Wie lange die Werbepartnerschaft mit den Eigentümern des Hauses an der Grindelallee währt, ob dort nun für ein weiteres Vierteljahrhundert ein- und der selbe Spruch zu lesen sein wird, ist freilich nicht absehbar. Vielleicht ändert sich das eines Tages ja noch mal wieder – und Kiesow bekommt noch mal eine Chance auf ein Comeback. Dort wäre man nicht abgeneigt: „Sofern sich die Möglichkeit ergäbe, die Fläche erneut zu mieten, wären wir sicher daran interessiert“, sagt Tim Kiesow.

Einstweilen bleiben allen, die die Kiesow-Sprüche von früher vermissen, ja auch noch die alten Kino-Werbespots mit Titeln wie „Manta-Spoiler“ und „Alles klar, Baby“. Die kann man nämlich jederzeit auf der Webseite des Norderstedter Unternehmens schauen, unter der Rubrik „kultige Werbespots“.