Die Gaststätte im neuen Vereinshaus am Ochsenzoll wurde am Dienstag eröffnet. Licht durchflutete Atmosphäre, viel Glas und Stahl.

Norderstedt. Es heißt "Anno 1887". Wer die Raute im Herzen hat, weiß jetzt schon Bescheid. Am Dienstag wurde die Gastronomie mit dem Gründungsjahr des Hamburger Sportvereins im Namen eröffnet. Und zwar im nagelneuen Vereinshaus des HSV am Ochsenzoll an der Ulzburger Straße.

Ohne dem legendären Lindenhof zu nahe treten zu wollen, der über Jahrzehnte die Profis wie auch die Amateure im HSV bewirtet hat - jetzt steht die ehemalige Kult-Kneipe irgendwie klein und hässlich neben dem neuen, lichten "Anno 1887". Die holzlastige Gemütlichkeit der 70er-Jahre weicht der Licht durchfluteten Lifestyle-Atmosphäre mit viel Glas und Stahl, wie sie zeitgemäß ist im 21. Jahrhundert.

Hinter dem laufend in unterschiedlichen Farben leuchtenden Tresen steht Christof Sens, 49. "Ich bin der Wahnsinnige, der den Job hier angenommen hat", sagt er und lacht schallend. Man merkt: Der Mann hat richtig Bock auf die Pacht. "Ich denke, die Räume sind ganz toll gelungen. Wir haben hier eine tolle Atmosphäre geschaffen", sagt Sens. Er will den Tennisspielern, den Kickern und allen anderen Sportlern im HSV eine saisonale, leichte Küche bieten. "Bei uns gibt es keine Erdbeeren im November", sagt Sens. Kulinarische Traditionalisten finden bei ihm selbstverständlich auch die Curry-Wurst und das Schnitzel auf der Karte. "Aber alles selbst gemacht. Wir panieren noch von Hand!", sagt der Wirt. Sens war auch schon in der "alten Tennis-Butz" der Mann hinterm Tresen - bis das Vereinshaus abbrannte. Jetzt sei es, sagt Christof Sens, als würde er wieder nach Hause zurückkehren.

"Dass wir uns dieses neue Vereinshaus geleistet haben - obwohl wir es uns eigentlich gar nicht leisten können -, ist ein klares Bekenntnis des HSV zum Ochsenzoll und zu Norderstedt", sagt Eröffnungsgast Carl-Edgar Jarchow, Vorstandsvorsitzender des HSV. Die Kosten seien mit einer Million Euro im Rahmen geblieben, ein Gutteil davon eine Spende von HSV-Aufsichtsrat Alexander Otto.

Der wertete die Eröffnung der Gastronomie und des Vereinshauses als wichtigen Meilenstein für den Amateursport innerhalb de HSV. "Das ist doch mal eine richtig gute Nachricht vom HSV, die es in letzter Zeit eher selten gab", sagt der Chef der Einkaufszentrums Entwicklungsgesellschaft (ECE). Er erinnerte an die "Wundermannschaft" des HSV, die 1960 sensationell die dritte Meisterschaft nach Hamburg holte. "Damals wollten alle Jugendspieler zum Ochsenzoll. So muss es wieder werden. Da müssen wir Borussia Dortmund und Bayern München im Bereich Jugendarbeit noch einiges nachmachen", sagt Otto.

Im "Anno 1887" finden Fußballer und Tennisspieler übrigens jeweils ihre eigenen Gasträume, sowohl drinnen wie draußen. Was wie strikte Trennung aussieht, soll in Wahrheit aber alle Sparten des Vereins zusammenführen. Alexander Otto: "All die verschiedenen Sportarten des HSV kommen von nun an wieder an einem Ort zusammen. Das schafft eine Einigkeit, damit wir alle zusammen an einem Strang ziehen."