Manfred Ritzek, Vorsitzender der Europa-Union Norderstedt, hält die Bewahrung des Friedens für die Grundlage allen Handelns

Hamburger Abendblatt:

Die Europäische Union ist für viele Menschen ein abstrakter Begriff. Wie wirkt sich die Europa-Politik auf den Normalbürger aus?

Manfred Ritzek:

Wenn auch von vielen als selbstverständlich empfunden, sosind die Wahrung des Friedens zwischen allen 28 Staaten der Europäischen Union, die Friedensbemühungen außerhalb der Europäischen Union sowie der politische Einsatz für Freiheit, Demokratie, Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit eine ungeheure Stärke und Herausforderung für das politische Handeln. Auch wenn der Normalbürger das kaum spürt, weil diese Werte so selbstverständlich erscheinen, sind sie Grundlage für alles Handeln für die Menschen. Und das Handeln ist konkret in Teilbereichen des Lebens erkennbar. Die EU fordert die Einhaltung von Lebensmittelqualitäten, sie fordert und überprüft Produkte für den täglichen Bedarf auf Sicherheit und Verträglichkeit, sie hat für alle EU-Länder den Notruf 112 eingeführt, in Norderstedt hat sie die Gestaltung des Landesgartenschaugeländes unterstützt, co-finanzierte Bildungsprojekte spielen in den Schulen eine Rolle. Die Aufzählung kann unbegrenzt fortgesetzt werden.

Wie kann Europapolitik für die Bürger verständlicher werden?

Ritzek:

Durch konkrete Informationen vor Ort, durch Einladungen zu Veranstaltungen mit Europa-Themen. Wichtig ist eine stärkere Berichterstattung in den Medien, insbesondere über lokale Europa-Aktivitäten. Die Europa-Union zum Beispiel ist eine Bürgerinitiative für Europa in Norderstedt. Sie ist die Mittlerin zwischen Bürgern und den europäischen Institutionen mit ganz „normalen“ EU-Themen.

Wie sehen Sie die Zukunft Europas?

Ritzek:

Positiv, weil die Gemeinschaft von 28 Ländern mit fast 500 Millionen Einwohnern, mit der Vielfalt der Kulturen und Sprachen, mit dem Willen zu Solidarität eine ungeheure Stärke der Europäischen Union ist, die alle Schwierigkeiten zwischen den Ländern lösen wird.

Was sind die größten Errungenschaften der EU?

Ritzek:

Die Bewahrung des Friedens. Für sehr wichtig halte ich auch die Reisefreiheit. Und auch die Bildungsprogramme, die den Jugendlichen sehr gute Chancen geben, in anderen EU-Ländern die Ausbildung anzutreten.

Wie soll die EU mit dem Thema Migration umgehen?

Ritzek:

Es müssen rechtliche und soziale Aspekte beachtet werden, wobei unterschieden werden muss zwischen Migration von Flüchtlingen, von Asylanten und von Bürgern aus anderen EU-Ländern. Eine Willkommenskultur muss in den Ländern entwickelt werden, die Platz lässt für rechtskonformes Verhalten.

Wie groß sollte die EU noch werden?

Ritzek:

Eine Vergrößerung der EU sollte für Jahre kein Thema sein. Besser ist es, die bestehenden vielfältigen Probleme der jetzigen EU besseren Lösungen zuzuführen. Die viel zu hohe Jugendarbeitslosigkeit in einigen EU-Ländern, die teilweise ungeordneten Haushalte, die Migrationsströme, die Verschmutzung der Meere, der Klima- und Umweltschutz – das sind Herausforderungen, die Vorrang vor Ausdehnung haben.