In der Rathaus-Galerie zeigt der Kunstkreis Norderstedt in einer Jahresausstellung die Vielfalt des selbst gestellten Themas “Verborgenes“.

Norderstedt. Was verbirgt sich hinter einem Bild? Welches Geheimnis hütet es? Wie viel Bilder stecken überhaupt in einem Bild? Oder dahinter? Was will der Maler vertuschen, wenn er ein Bild übermalt? Seine Sehnsüchte? Seine intimen Gedanken? Oder einfach nur Mal-Fehler? Die Mitglieder des Kunstkreises Norderstedt stellten sich dieser schwer zu packenden Thematik in der Jahresausstellung und setzten sich ein Jahr lang mit "Verborgenes" auseinander.

Das Ergebnis ist in der Galerie des Norderstedter Rathauses zu sehen und zeigt viele unterschiedliche Ansichten zum Thema. Einige Kunstkreis-Mitglieder übermalten schlichtweg Bilder oder legten verwischendes Weiß darüber, andere gingen dem Thema auf den Grund und regen die Betrachter an, sich mit dem Motiv auseinanderzusetzen.

In Gudrun Sommers "Stillleben" stecken die Überraschungen im Detail

Gudrun Sommer beispielsweise. Ihr Motiv "Stillleben" ist von der ersten Anmutung ein buntes Kaleidoskop von Farbflächen und Formen, Linien und Konturen. Doch im Detail stecken Überraschungen. Die Schlängel-Linien werden zu Flüssen, rote Farbflächen zu Häuser-Ensembles, blaue zu Seen, gelbe zu Sand und Strand. Beispielsweise. Es könnte aber auch einfach ein bunter Flicken-Vorhang sein, der ein anderes Bild verbirgt.

Die Vorhang-Idee realisierte Günther Radach mit seiner Installation "Verborgen" und hängte einen schwarzen Vorhang vor sein Bild. Auch Renate Krohn packt das Thema "Verborgenes" real an. In "Orient" dokumentiert sie, wie sich Frauen im Orient hinter einer Burka verbergen. Ihr Duktus ist leicht mit fein aufgetragener, diffuser Farbigkeit im Lichtkanon des Südens.

Helga Kessler erweist sich in ihrer Rohrfeder-Moorlauge-Zeichnung als intensive Beobachterin. Sie zeichnete das Gesicht einer alten Frau, die einerseits fragend in ihre Zukunft schaut, lässt ihr aber andererseits die Geheimnisse ihrer Vergangenheit.

Detlev-Carsten Schmidt hingegen hält es mit Annette Droste-Hülshoff und der Anfangszeile "O, schaurig ist's, übers Moor zu gehen" ihrer Ballade "Der Knabe im Moor". In seinem Acryl-Bild mit dem schlichten Titel "Im Moor" lässt er als Symbol für Verborgenes, Versunkenes und Versenktes eine Hand aus dem Brackwasser ragen.

Grusel zeigt auch Karin Jacob in ihrem Acryl-Bild "Verwehung", in dem der Wind scheinbar ein Skelett am Strand freigelegt hat, zudem eine technisch und kompositorisch solide Arbeit.

Ulrike Walla verbirgt vertikal gesetzte Farben mit gewischtem Weiß, Gisela Dransfeld übermalte eine alte Liebe mit Schwarz, und Reinhardt Lau verbirgt in seinem schemenhaft gemalten Sujet "Grenzbereich" grüne Pflanzen hinter rotem Gemäuer. Nur einigen Blättern gelingt der Durchbruch.

Marianne Werner nahm zerschlagenes, scheinbar altes Porzellan und formte es mit durchsichtigem Wachs zu einer Assemblage. Die Scherben scheinen in die Vergangenheit zu sinken ("Suche nach Fundstücken").

Herausragend in der Ausstellung ist Claudia Meybergs Acryl-Bild "Thierry"

Zu den Fotografen im Kunstkreis gehört Karin Jonas. Ihr Motiv "Blaue Tonne und roter Punkt" zeigt eine gut gestaltete Szenerie mit einem schneebedeckten Zweig, auf den sie den Fokus scharf stellte, um die blaue Tonne und einen roten Kreis dahinter unscharf erscheinen zu lassen. Eine solide Arbeit, die aber das Thema nur bedingt trifft.

Herausragend in der Ausstellung ist Claudia Meybergs Acryl-Bild "Thierry". Sie zeigt einen Jungen mit Kapuze, hockend über einem Abwasserkanal vor hohen weißgrauen, abweisenden Mauern, die Hände verdecken das Gesicht. Was verbirgt er? Was denkt, grübelt er? Was befindet sich hinter den Mauern? Sowohl die malerisch-plakative Umsetzung als auch die Szene treffen das Thema "Verborgenes" auf den Punkt.

"Verborgenes": Bis 24. März, montags, dienstags, donnerstags von 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr, sonntags von 15 bis 18 Uhr, in der Rathaus-Galerie, Rathausallee 50, in Norderstedt. Eintritt frei.