Daran hat man sich gewöhnt: Henstedt-Ulzburg ist der Exot in Schleswig-Holstein. Trotz fast 28.000 Einwohnern halten die Politiker hartnäckig an der Bezeichnung "Gemeinde" fest. Das größte Dorf Schleswig-Holsteins, mit Garmisch-Partenkirchen zusammen sogar das größte Dorf Deutschlands - eigentlich reicht das schon an Besonderheiten.

Jetzt also auch der Ort mit den niedrigsten Gemeindesteuern im Land. Das ist zunächst einmal eine gute Nachricht. Wer zahlt schon gerne Steuern? Aber bei genauerer Betrachtung beißt sich der Hund hier selbst in den Schwanz: Weniger Steuern bedeuten weniger Gemeindeeinnahmen und weniger Landeszuweisungen. Weniger Geld in der Gemeindekasse kann nur durch erhöhte Sparsamkeit oder - notfalls - höhere Kredite ausgeglichen werden.

Weitere Kredite bedeuten höhere Schulden, höhere Sparsamkeit ist ehrenwert. Wenn aber Straßen nicht saniert werden, die Kanalisation nicht erneuert wird, weil kein Geld vorhanden ist, gibt es Alarm. Oder: Wenn die Bürger höhere Ausbaubeiträge zahlen, mehr Geld für das Ausleihen von Büchern hinblättern sollen, gibt es Protestaktionen bis hin zur Gründung von Bürgerinitiativen.

Auch vor Kommunalwahlen sollten die Gemeindepolitiker keine Angst vor unpopulären Entscheidungen haben. Eine moderate Erhöhung der Gemeindesteuern würde die Bürger kaum oder nur kurz erschrecken, Gewerbebetriebe würden keinen Bogen um die Gemeinde machen.