Tosender Applaus beim Konzert des Symphonischen Blasorchester Norderstedt. Kühle Atmosphäre im Kulturwerk stieß auf Unmut.

Norderstedt. "Den Ton iiim Orcheeeeeeeester gibt seit zehn Jahren aaaaaaan, Bernhard mit seinem Taaaaaaktstock, wie kein and'rer es kaaan...", sang das Publikum im ausverkauften großen Saal der "TriBühne" und fand es wunderbar. 800 Konzertgäste winkten mit Leuchtstäbchen, ließen Luftballons knallen und feierten Bernhard Volk, der seit zehn Jahren das Symphonische Blasorchester Norderstedt unter seinem Stab hat. Volk lächelte gerührt, nippte am Sekt, um nach der Publikums-Hymne wieder zum Taktstock zu greifen und mit dem prachtvollen Pomp & Circumstance von Edvard Elgar ebenso prachtvolle Töne aus "seinem" Orchester zu locken.

Meisterschaft an den Instrumenten, Kreativität, Humor und Witz prägten das Konzert Jahresausklänge am Vor-Silvesterabend des Symphonischen Blasorchesters (SBN), und sie toppten damit nicht nur ihre vorherigen Jahresausklänge, sondern auch die Stimmung des Silvesterkonzerts mit den Hamburger Kammersolisten.

Das Silvesterkonzert fand zum ersten Mal im Kulturwerk am See statt

Das fand zum ersten Mal im Kulturwerk am See statt. Das Publikum monierte überwiegend die kühle Atmosphäre. Nichts, höchstens der Schriftzug "Silvesterkonzert", der über der Bühne hing wie eine Kindergeburtstags-Deko, erinnerte an den Anlass des Konzerts. An vier Säulen hinter der Bühne hingen zwei einsame Luftballons, nicht etwa pro Säule, sondern insgesamt. Nur Schlagwerker Andreas Suworow schmückte seine Instrumente und versprühte gute Laune.

Auch im Foyer: Keine Deko, nicht einmal am Getränke-Ausschank. "Wir sollten nicht schmücken, Anweisung von ganz oben", bekam zu hören, wer fragte, warum es denn nicht wenigstens etwas silvestrig sei. Veranstalter ist das städtische Kulturbüro, die Schelte aber geht zu Lasten des Kulturwerks.

"Im Festsaal am Falkenberg war es gemütlicher", sagte Helga Lewandowski, 74, aus Winsen an der Luhe. "Die kühle Atmosphäre passt nicht zu diesem Konzert", sagte Marianne Kreipe, 72, aus Norderstedt. "Das Silvesterkonzert sollte in der 'TriBühne' stattfinden, das Kulturwerk finde ich auch toll, nur nicht für dieses Konzert", sagte Heide Muschick, 73, aus Norderstedt. Eddy Münch, Präsidium Schleswig-Holsteinischer Fußballverband, sagte hingegen: "Ich liebe die Atmosphäre im Kulturwerk!"

Nicht so gut kam Tenor Josef Schnurr an. Er quälte sich etwas durch seine Partien, kam zu früh auf die Bühne, setzte zu früh ein und mutete sich, im Duett mit Sopranistin Darlene Ann Dobisch, die Champagner-Arie zu. Dobisch war nicht viel besser aufgelegt, zu kokett, wo sie nur singen sollte, zu süßlich, wo Esprit angesagt wäre (Zigeunerbaron: "Wer uns getraut"). Superb dagegen Mareile Haberlands Querflöten-Solo mit Bachs berühmter Badinerie, ebenso das Trompeten-Solo von Ilie Muntean. Souverän spielte Orchesterleiter Stefan Czermak ein Mozart-Rondo. Endlich den Saal in Schwung aber brachte Andreas Suworow mit seinem furios gespielten Galopp für Xylophon und Orchester aus "Erinnerung an Zirkus Renz" von Gustav Peter. Der Mann sprüht vor Humor und liebt, was er tut. Mit dem unvermeidlichen Radetzky-Marsch verabschiedeten die Kammersolisten ihr Publikum ins neue Jahr. Das aber war teilweise schon unterwegs zum Parkplatz.

Ganz anders das Publikum des SBN. Es wurde gejubelt, vor Freude mit den Füßen getrampelt, drei Zugaben wurden eingefordert. Das Konzert stand unter dem Motto Europa, und das Programm war konsequent gestaltet. Erst kam Old Europe mit russischer Seele, Wiener Schmäh mit Blasmusik und Londoner Schmiss, dann das neue Europa. So manch Anekdote machte gute Laune, auch wenn Moderator Daniel Frühwirth mit Kalauern, Albernheiten und den wildesten Behauptungen aufwartete. Claudia Heinrichs und Larissa Speidel spielte kleine Szenen und verteilten Tulpen (aus Amsterdam). Und dann gab es auch beim SBN noch den unvermeidlichen Radetzky-Marsch.