Bei Hempels und anderen Warenhäusern gibt es Gebrauchtes zu günstigen Preisen

Norderstedt . Es ist Mittwochmorgen, 9.45 Uhr. Hempels öffnet erst in 15 Minuten, aber schon jetzt rütteln einige Damen und Herren etwas ungeduldig an der Eingangstür. Um 10 Uhr stürmen dann die ersten Kunden herein, zehn Minuten später ist der Parkplatz vor dem Gebäude an der Stormarnstraße in Norderstedt gefüllt.

Keine Frage: Hempels ist ein Magnet. "Ein gutes Geschäft für alle" steht auf dem Prospekt - und damit liegen die Verantwortlichen ganz offensichtlich goldrichtig: Ein gutes Geschäft für die Käufer, und ein gutes Geschäft für die Stadt Norderstedt, den Betreiber des Gebrauchtwarenhauses an der Stormarnstraße.

Robert Brexner stürzt sich sofort auf den Tisch mit den Langspielplatten aus Vinyl. Die Musik der 60er- und 70er-Jahre hat es ihm angetan. Er findet einen ganzen Stapel und zahlt einen Euro pro LP. Das ist erschwinglich - und manchmal kann zwischen all den James-Last- und Kai-Warner-LPs auch ein richtiger Schatz gehoben werden. Pech allerdings, dass auch professionelle Schallplattenhändler regelmäßig auftauchen, um mal zu schauen, welche Dachbodenschätze hier abgeliefert und verkauft werden. Kellerschätze hingegen sind fragwürdig - die muffeln meistens. Alle paar Tage wird das Sortiment ausgetauscht.

Bis zu 180 Kunden zählt Geschäftsführer André Klinger pro Tag. Je näher das Weihnachtsfest rückt, desto mehr werden es. "Wir sind Fans von gestern" lautet ein Slogan des Kaufhauses Hempels, mit dem die Stadt Norderstedt ganz offenbar einen Glücksgriff getan hat.

Insgesamt 15 Mitarbeiter, davon vier aus den Norderstedter Werkstätten, kümmern sich um die Kunden, die hier Secondhand-Ware aller Art suchen und meistens auch finden. Möbel, Lampen, Elektrogeräte aller Art, Bilder, Nippes, Bekleidung, Kinderspielzeug und vieles mehr. Es herrscht permanente Flohmarkt-Atmosphäre in der Halle, so mancher Schatz kann hier von aufmerksamen Kunden ohne Weiteres gehoben werden.

Rund 3000 Euro lassen die Kunden Tag für Tag in dem besonderen Kaufhaus. Das ist mehr als Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote erwartet hatte. Tendenz: Steigend. Grotes Ehefrau Doris zum Beispiel versorgt sich hier, wie viele andere auch, mit Büchern. Nach dem Lesen landen sie wieder bei Hempels und können dort für einen Euro noch einmal verkauft werden. Und Bücherregale gibt es gleich dazu.

Dabei verdient die Stadt nicht nur, sondern profitiert auch auf andere Weise: "Dinge, die normalerweise auf dem Sperrmüll landen würden, gelangen wieder in den Wirtschafts-Kreislauf", sagt André Klinger. Das Kaufhaus ist ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung Norderstedts.

Auf 1700 Quadratmeter Ladenfläche stehen ständig etwa 50.000 Artikel zur Auswahl. Anfängliche Befürchtungen, die Ware könnte ausgehen, haben sich nicht bestätigt. Grote: "Es gibt ständig Nachschub."

Viele Norderstedter nutzen die Möglichkeit, ausrangierte Haushaltsgegenstände abzugeben. Dafür gibt es kein Geld, aber sie sind die Sachen los und können mit dem schönen Gefühl nach Hause gehen, anderen vielleicht noch eine Freude zu machen. An drei Tagen in der Woche werden gut erhaltene Möbel innerhalb des Stadtgebietes auch abgeholt. Wohnungsentrümpelungen aber gehören nicht zum Angebot von Hempels. Das Kaufhaus ist keine Resterampe und kein Möbellager.

Weil natürlich nicht alle abgelieferten Möbel erstklassig erhalten sind, wird in der Stadtverwaltung gerade überlegt, ob für Mitarbeiter und Kunden Kurse für die Möbelaufbereitung angeboten werden sollten.

Das Projekt Hempels ist zunächst für zwei Jahre ausgelegt, aber Martin Sandhof, Amtsleiter im städtischen Betriebsamt, möchte das besondere Kaufhaus gern auf Dauer etablieren. Die Anfangserfolge lassen ihn durchaus hoffen, dass es damit klappt. Frei nach dem Motto: "Hempels: Erste Klasse aus zweiter Hand.

Gebrauchtwarenhaus Hempels in Norderstedt, Stormarnstraße 34-36, Telefon: 040/535 95 800. E-Mail: info@hempels-norderstedt.de . Internet: www.hempels-norderstedt.de . Verkauf montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, sonnabends von 10 bis 15 Uhr. Warenannahme montags bis donnerstags von 9 bis 15.30 Uhr, freitags von 9 bis 12.30 Uhr. Haltestelle der Buslinie 493 im Gewerbegebiet Stonsdorf am Langenharmer Weg, Haltestellen der Buslinien 293 und 393 an der Theodor-Storm-Straße und am Stormarnkamp.