Ob Schlagloch, kaputte Laterne oder eisiger Fußweg: Ab Januar kommunizieren in Norderstedt Bürger und Stadt per Smartphone.

Norderstedt. Jeder hat sich schon mal über eine defekte Straßenlaterne, über schlechten Winterdienst oder eine sinnlose Ampelschaltung aufgeregt. Doch nur die wenigsten Bürger raffen sich auf und melden den Missstand bei den Zuständigen in der Stadtverwaltung. Die IT-Spezialisten der Hamburger Firma Axcentro haben eine Lösung entwickelt, wie Bürger und Verwaltung elektronisch miteinander kommunizieren können. Über eine Anwendungssoftware für Mobiltelefone, eine sogenannte App.

"HalloHier!" nennt Axcentro das virtuelle Angebot. In 49 Stadtverwaltungen in ganz Deutschland wird sie bereits angewandt. Ab dem 15. Januar wird es die App für Norderstedt geben.

Wer sich das kostenlose Dienstprogramm auf sein Mobiltelefon lädt, kann Probleme im Stadtgebiet mit ein paar Klicks in übersichtlichen Menüs direkt an die zuständige Stelle in der Stadtverwaltung senden. Wer zum Beispiel beim Spielen mit den Kindern auf dem Spielplatz ein defektes Spielgerät entdeckt, überquellende Mülleimer oder Hundedreck im Sandkasten, der kann ein Foto davon machen und dieses samt Beschreibung an das Betriebsamt schicken. Die Behörde bekommt sämtliche Anfragen übersichtlich in einem "Verwaltungscockpit" im Internet aufgelistet, kann die Anfragen zielgerichtet bearbeiten und spart sich den zeitaufwendigen Telefonkontakt mit dem Bürger. Axcentro erstellt für alle Städte im Internet eine Übersichtskarte, in der sämtliche Meldungen im Stadtgebiet angezeigt werden, inklusive Bearbeitungsgrad, von rot wie unbearbeitet bis grün wie erledigt.

"Wir sehen uns als Schnittstelle zwischen Bürger und Verwaltung", sagt Axel Janssen von Axcentro, der die Projektleitung von "HalloHier!" in Hamburg macht. Seine Firma bietet Stadtverwaltungen auch die Einrichtung der zentralen Behördennummer 115 an, über die sämtliche Anfragen an die Stadtverwaltung gebündelt werden können. Die "HalloHier!"-App sei für beide Seiten ein Gewinn, sagt Janssen. "Der Bürger möchte mit seinem Anliegen wahrgenommen werden und wissen, ob die Stadt das Problem erkannt hat und bearbeitet." Die Stadtverwaltung kann dem Bürger Rückmeldung geben, kann Zuständigkeiten klären, sich als schneller Dienstleister und Problemlöser beweisen oder den Bürger einfach nur einbinden in das oft komplizierte Verwaltungshandeln.

Der Bürger will nur wissen, ob die Stadt sich um sein Anliegen kümmert

Beispiel Baustelle: Wenn der Bürger auf Anfrage mitgeteilt bekommt, dass nur deswegen dort gerade nicht gearbeitet wird, weil der Frost, der Regen oder sonst eine Komplikation die Arbeiten unmöglich macht, dann legt sich der Ärger meistens wieder schnell. "Manchmal reicht es dem Bürger schon, wenn er erfährt, dass sich die Stadt kümmert", sagt Janssen.

Für Norderstedt wollte Axcentro angeblich kostenlos eine individuelle Norderstedt-Version der App entwickeln. Im Sommer gab es eine intensive Entwicklungsphase in Zusammenarbeit mit dem Norderstedter Betriebsamts-Chef Martin Sandhof und der IT-Abteilung des Rathauses. "Von der Idee waren wir zunächst völlig überzeugt", sagt Stadt-Sprecher Hauke Borchardt. Und Betriebsamts-Chef Sandhof ist immer noch begeistert von der Grundidee: "77.000 Augen in der Stadt sehen mehr als nur die Augen der Betriebsamtsmitarbeiter." Mit der Rückmeldung der Bürger über Apps könne das Betriebsamt seine Qualität kontrollieren. Sandhof sieht das ganz sportlich: "Das wäre ei spannender Weg, um den Leuten zu zeigen, wie super wir sind."

Unzählige Anbieter wollen Apps für die Stadtverwaltung programmieren

Doch es habe sich am Ende der Entwicklungsphase herausgestellt, dass die Norderstedt-App doch nicht ganz so kostenlos gewesen wäre, wie es Axcentro in Aussicht gestellt hatte. "Wir hätten Lizenzen für die einzelnen Mitarbeiterplätze kaufen müssen, die mit der Bearbeitung der Bürgeranfragen beschäftigt gewesen wären", sagt Borchardt. Deswegen habe sich die Verwaltung entschlossen, Abstand von der Idee zu nehmen. Wenn es um kostenpflichtige Dienstleistung gehe, müsse die Stadt - wie bei allen anderen Aufträgen auch - den Markt der Anbieter prüfen und dürfe sich nicht auf einen Anbieter festlegen. "In jeder Woche rufen vier bis fünf IT-Firmen bei uns an, die eine App für uns programmieren wollen", sagt Borchardt.

Nun startet die "HalloHier!"-App im Januar ohne Norderstedt-Logo und eine engere Einbindung der Stadt. Axcentro wird die Anfragen der Bürger über die üblichen Meldewege in die Fachämter kanalisieren. Ob sie dort aufgenommen, bearbeitet und somit gleich behandelt werden wie auch Telefonanrufe, E-Mails oder Briefe an die Stadtverwaltung, das kann Borchardt nicht sagen: "Ich weiß nicht, wie wir mit Daten umgehen sollen, die wir von Dritten geliefert bekommen."