Es ist beschämend für ein Unternehmen wie Lufthansa, dass langjährige Mitarbeiter in der Vorweihnachtszeit bei Minusgraden vor ihrem seit Jahrzehnten angestammten Arbeitsplatz am Schützenwall um ihren Job und ihre Existenz betteln müssen.

Seit Monaten hält das Unternehmen das Damokles-Schwert über den Norderstedter Mitarbeitern. Wann es niedersaust und die 300 Arbeitsplätze abrasiert, scheint nur noch eine Frage der Zeit. Unterdessen ergeht sich die Konzernspitze in mehr oder weniger konkreten Ankündigungen. Klare Aussagen für alle gibt es anscheinend nicht, geschweige denn kreative Ansätze, die Kostensituation zu entspannen - dafür aber ein Sparprogramm, dem das Management in Frankfurt den Namen "Globe" gab, was globalisiert und irgendwie schick klingt und doch nur verschleiert, dass es sich um eine pauschale Rauswurfrunde handelt. Die wirtschaftlichen Gründe für die Entlassungen am Schützenwall mögen ja schlüssig sein. Doch wie immer in solchen Situationen geht es auch um den Stil, mit dem solche unliebsamen Entscheidungen umgesetzt werden.

Viele Familien in Norderstedt und Umgebung werden von den Entlassungen massiv getroffen. Die einen können ihr Reihenhaus nicht mehr abbezahlen, andere ihre Schulden nicht mehr tilgen oder die Ausbildung der Kinder nicht mehr finanzieren. Für die Stadt Norderstedt und ihr Image als Top-Standort in der Metropolregion bleibt zu hoffen, dass Oberbürgermeister Grotes Optimismus in Bezug auf den Erhalt des Lufthansa-Standortes begründet ist. Wenn am Schützenwall die Lichter ganz ausgehen, wäre das ein empfindlicher Schlag ins Kontor.