Ein klassischer Lieferant von Vitamin C ist die Orange. Die Frucht enthält in etwa den Bedarf, den ein Erwachsener pro Tag benötigt.

Norderstedt. Kalt ist es geworden in den letzten Wochen; so kalt, dass Lasse Tamke sich heimlich freut, wenn die Sonne so gerade eben noch über den Häusern an der Rathausallee hervorlugt und dem erkälteten Markthändler ein wenig Wärme spendet. Die kalten Füße lässt sich der dick eingepackte Tamke allerdings nicht anmerken. Als zeigte das Thermometer noch wohlig warme Temperaturen preist er sein Obst und Gemüse an und verbreitet sommerliche Stimmung unter seinen Kunden, die sich wie immer zur Mittagszeit um seinen Stand auf dem Norderstedter Wochenmarkt drängeln.

Alles Notwendige, um ohne weitere Erkältungen durch den Winter zu kommen, hat Lasse Tamke eigentlich bereits beisammen; besonders seine Zitrusfrüchte sind ein echter Geheimtipp im Kampf gegen nass-kaltes Wetter.

Ein klassischer Lieferant von Vitamin C ist die Orange. Sie enthält in etwa den Tagesbedarf eines Erwachsenen. Lasse Tamke bekommt sie in diesen Wochen erstmals aus Spanien und nicht mehr nur aus Südamerika. "Und die spanischen Orangen sind halt immer noch die besten", sagt er und erläutert, worauf es sonst noch ankommt: Einige Orangen werden vor der Lagerung mit einem Gift behandelt, um sie haltbarer zu machen. Da das "Imazalil" in der Regel nur an der Schale zu finden ist und nicht in der Frucht, ist das meist kein Problem. "Allerdings schälen viele die Orange ja mit bloßen Händen, ohne sich danach die Hände zu waschen", sagt Tamke. "Wenn wir dann direkt danach auch noch mit den Händen essen, ist das schon problematisch." Deshalb achtet der 31-Jährige darauf, möglichst nur unbehandelte Ware an seinem Stand anzubieten. Da er die Südfrüchte anders als viele andere Dinge natürlich nicht selber auf seinem Bio-Hof im Alten Land anbauen kann, gelingt das nicht immer. Zurzeit seien aber beispielsweise seine spanischen Orangen nur mit natürlichem Bienenwachs behandelt. Dafür haben sie mit 65 Cent pro Stück aber auch einen stolzen Preis.

Verrückt waren Tamkes Kunden im letzten Jahr nach der rosafarbenen "Cara Cara"-Orange. Sie wird auch "Red-Navel" genannt und wird dank ihres roten Fruchtfleisches fälschlicherweise oft für eine Blutorange gehalten. Entdeckt wurde die Kreuzung aus den Sorten "Washington-Navel" und "Bucht-Navel" 1976 in Venezuela in der gleichnamigen Stadt. Ihr saftiges und besonders süßes Fruchtfleisch hat Tamkes Kunden so sehr betört, dass sie immer wieder direkt nach der Orange fragen. "Leider habe ich sie nie wieder bekommen", sagt er entschuldigend.

Nicht wie sonst aus Florida, sondern aus Mexiko kommen seine Grapefruits. "Da muss ich einmal außerhalb Europas einkaufen", sagt Tamke, in Spanien habe er schließlich noch nie eine leckere Grapefruit bekommen. Neben Vitamin C enthält die Grapefruit vor allem Natrium, das der Körper für die Muskeln und zur Regulierung des Wasserhaushaltes benötigt. Wer im Winter sportlich belastbar bleiben möchte, profitiert davon. Für Verwirrung sorgt die Unterscheidung von dem deutschen Wort Pampelmuse. Was bei uns als Pampelmuse bezeichnet wird, ist eine Grapefruit und damit die Kreuzung aus Pampelmuse und Orange.

Die wohl unbekannteste Zitrusfrucht in Lasse Tamkes Auslage ist die Kaki. "Die ist zuckersüß und echt lecker", sagt der Obstbauer. Ursprünglich kommt sie aus Asien, wo sie seit 2000 Jahren angebaut wird. Dort wird sie in den Monaten Oktober und November geerntet. In Israel baut man die etwas veränderte Sharon an, mittlerweile kennt man die auch in Spanien und Italien. Während die etwas herb schmeckende Kaki eine kugelige Form besitzt, ist die Sharon-Frucht an den Seiten abgeflacht und sieht aus wie eine gelbe Tomate. Lasse Tamke kauft seine Kakis stets ohne Kerne. "Mit Kernen würde sie wohl heutzutage keiner mehr kaufen" sagt er.

Den interessiertesten Kunden gibt Lasse Tamke noch einen Tipp mit auf den Weg: "Meine Saftorangen", sagt er geheimnisvoll, "sind eigentlich gerade viel zu billig für diese Jahreszeit." 2,20 Euro kosten zehn Stück bei ihm - und zwar das ganze Jahr über. Aufgrund der hohen Einkaufspreise macht er derzeit kaum Gewinn. "Aber das ändert sich zum Glück ja auch wieder", sagt er mit einem Lachen.