Büdelsdorfer Baufirma IBG Holding GmbH stellt Insolvenzantrag. Manfred Sellhorn weiß nicht mehr, wie es jetzt weitergehen soll.

Henstedt-Ulzburg. Vor zwei Jahren wurde mit dem Bau des Einfamilienhauses am Milanweg begonnen - aber inzwischen ist der Rohbau zu einer Ruine verkommen. Dahinter steckt eine Geschichte, die jedem Bauherren zum Wahnsinn treiben würde: Pleiten, Pech und Pannen haben den Hausbau für Manfred Sellhorn zu einem ganz besonderen Erlebnis gemacht. Die Baugesellschaft hat am Freitag beim Amtsgericht Neumünster Insolvenzantrag gestellt.

Auf dem elterlichen Grundstück am Milanweg wollte sich Manfred Sellhorn ein Haus im Friesenstil bauen lassen. Er entschied sich nach Empfehlung von Freunden, die IBG Haus in Büdelsdorf mit dem Projekt zu betrauen. Im August 2010 war Baubeginn, aber schon sehr schnell stellte der freiberufliche Vertriebsleiter eines großen Unternehmens fest, dass der Bau nur sehr schleppend vorankam. "Es dauerte oft bis zu vier Wochen, bis Handwerker eintrafen, um neue Gewerke in Angriff zu nehmen." Weil Manfred Sellhorn zeitlich nicht unter Druck stand, setzte er sich nicht sofort mit der Baufirma in Verbindung. Erst im März 2011 ging es weiter. Aber nicht wirklich: Der Fliesenleger vollendete sein Werk nicht.

So ging es weiter: Die Verblendung musste wieder heruntergerissen werden, weil sie handwerklich nicht in Ordnung war. Eine halbe Wand musste wieder entfernt werden, Maurer kamen für anderthalb Tage, dann verschwanden sie auf Nimmerwiedersehen. Die Bauleiter wechselten, niemand fühlte sich zuständig, Versuche, mit der Baufirma in Kontakt zu treten, scheiterten. Als es eines Tages doch klappte, wird versprochen, dass die Maurer wieder antreten - nichts passiert. Die Firma räumte Zahlungsschwierigkeiten ein. "Es gab Tage, da hätte ich in die Tischkante beißen können", sagt Manfred Sellhorn.

Anfang September meldete sich die IBG Haus schriftlich bei dem Henstedt-Ulzburger. In den letzten zehn Wochen sei an einem tragfähigen Konzept gearbeitet worden. "Kern des Konzeptes ist es, alle erforderlichen Maßnahmen bereitzustellen, die Bauvorhaben unserer Kunden so schnell wie möglich fertigzustellen", schreibt Geschäftsführer Marc Pohlke. "Wir haben nun einen zielführenden Weg gefunden, auf dem uns insbesondere unsere Hausbank, unsere Industrie- und Handelspartner und natürlich unser neuer Bau-Partner nach allen Kräften unterstützen. Wir werden jetzt alle Energien wieder dafür einsetzen, unsere Aufgaben zu erfüllen." Es werde an einer Fortsetzungsplanung für jedes einzelne Bauvorhaben gearbeitet. "Sie werden definitiv in den nächsten Tagen darüber informiert, wie es bei ihrem Bauvorhaben weitergeht."

Auf diese Information wartet Manfred Sellhorn bis heute. Er wird vergeblich warten: Die Büdelsdorfer IBG Holding GmbH hat nach Informationen des "Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages" gestern Insolvenz angemeldet. Über weitere sieben Anträge, die Untergesellschaften des Unternehmens betreffen, sei noch nicht entschieden worden. Hunderte von Bauprojekten in mehreren Bundesländern sollen auf Eis liegen. Betroffen sind vor allem private Bauherren.

Wie es für Manfred Sellhorn weitergehen soll, ist unklar. Fest steht: Die gesamte Außenfassade mit dem verrotteten Dämmmaterial muss wieder heruntergerissen werden. Kredite musste er für den Hausbau nicht aufnehmen.

Wer die IBG Haus in Büdelsdorf telefonisch erreichen will, landet zunächst in der Warteschleife. Wenn sich nach einigen Minuten eine Mitarbeiterin meldet, kann sie nicht weiterhelfen: Geschäftsführer Pohlke ist angeblich ständig mit jemandem im Gespräch. "Heute wird es nichts mehr", ist die stereotype Antwort. Mehrere Versuche des Hamburger Abendblatts, eine Auskunft zu bekommen, scheiterten.

Bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein in Kiel liegen einige Beschwerden über die IBG Haus vor. Michael Herte, Referent für Finanzdienstleistungen, kennt einen etwa eine Woche alten Brief, in dem das Unternehmen die finanzielle Rettung in Aussicht stellt. Er weiß aus ähnlich gelagerten Fällen, dass die Arbeit von den Handwerkern in der Regel eingestellt wird, weil das jeweilige Bauunternehmen die Subunternehmer nicht mehr bezahlen konnte. "Wenn der Rohbau steht, sieht es schlecht aus; bei einer Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens sind die Bauherren auf sich alleine gestellt."

Michael Herte sagt, wie sich Bauherren vor diese Situationen schützen können: Im Vertrag müsse eine Bauherrenbürgschaft eingetragen sein, mit der sichergestellt werde, dass unabhängige Dritte, in der Regel also Banken, dafür eintreten, dass die Bauleistung vollständig erbracht wird. "Das ist die einzige Möglichkeit, einen Bau abzusichern."