Die Norderstedter Schauspielerin Christine Wilhelmi spielt in der ARD-Telenovela “Rote Rosen“ die Professorin Dr. Dr. Regina Harzfeldt-Winter.

Hildegard Knefs Chanson "Für mich soll's rote Rosen regnen", treibt Professor Dr. Dr. Regina Harzfeldt-Winter die Tränen in die Augen. Tränen der tiefen Enttäuschung. Tränen der verratenen Liebe. Für die Klinikchefin ist die Welt gar nicht mehr rosenrot. Sondern tiefschwarz. Und das mitten im Telenovela-Film "Rote Rosen". Täglich ab 14.10 Uhr geht die Daily Soap über den ARD-Kanal. Bis zu 1,78 Millionen Zuschauer schalten den Film ein, mit steigender Tendenz.

Das aber tröstet die Professorin auch nicht. Sie verlässt ihren Ehemann, den charmanten, freiheitsliebenden Clemens Winter, zieht aus der gemeinsamen Wohnung ins Hotel und stürzt sich in ihre Arbeit. Nur Thomas Jansen (Gerry Hungbauer) erreicht sie noch, kann er sie aber auch vor dem drohenden Burnout schützen?

Christine Wilhelmi ist die Professorin, und sie spielt die Rolle der intellektuellen, leidenschaftlichen Forscherin und Klinikchefin mit viel Esprit, aber auch pragmatisch und mit liebenswerter Eleganz. Die Norderstedterin gibt der von der Liebe so schwer enttäuschten Ärztin den Nimbus einer Respektsperson, die ein Geheimnis umweht.

Für die Rolle der Professorin musste Christine Wilhelmi in diesem Jahr ihre alljährliche Theater-Produktion mit Norderstedter Jugendlichen absagen. "Das junge Kollektiv" stellt immer kurz vor den Sommerferien ein selbst entwickeltes Stück auf die Bühne der Aula des Coppernicus-Gymnasiums am Adenauerplatz in Norderstedt. "Ich bin meistens die ganze Woche hier am Set in Lüneburg, da wäre es schwierig gewesen, Termine für die Proben mit der Gruppe 'junges Kollektiv' zu finden" sagt Wilhelmi. Ist sie am Wochenende zu Hause in Norderstedt, steht sie alle zwei Wochen sonnabends im Hamburger Theater "Imperial" in "Polizeirevier Davidswache" als alternde Hure Rosi auf der Bühne.

Mit der Theatergruppe "Junges Kollektiv" hat Christine Wilhelmi erfolgreich Stücke entwickelt und auf die Bühne gebracht wie "Verabredung mit Unbekannten" (Mai 2006), "Ganz gewaltig" mit Szenen gegen Gewalt und Missbrauch (Juli 2007), für das es im Oktober 2007 den dritten Segeberger Kunst- und Kulturpreis gab, "Wenn der Sommer kommt" und "The Killer in me is the Killer in You, my Love" (Juli 2008), "Happy Slapping" (Juni 2010) und "Die Welt ist schön" (Juni 2011).

Meistens thematisiert die 49-jährige Mutter zweier Töchter Probleme der Jugendlichen wie Pubertät, Sexualität, Gewalt, Mobbing und Schulstress. "Wir setzen uns mit den Konflikten auseinander und wollen ergründen, was es heißt, für das Gute zu kämpfen", sagt Wilhelmi über ihre Theaterarbeit als Regisseurin des Jungen Kollektivs. Wilhelmi hat auch schon Norderstedts Amateurkabarett "kabarippchen" das Spielen gelehrt. Ob sie mit den Jugendlichen oder mit Erwachsenen arbeitet, für Wilhelmi ist gegenseitiger Respekt selbstverständlich.

Von kollegialem Respekt ist auch die Atmosphäre am Set in den Lüneburger ARD-Studios geprägt. Der Ton ist gelassen und bleibt es auch, wenn sich jemand bei der Probe zum fünften Mal verspricht, den falschen Szenenauf- oder -Abgang nimmt oder der Ton nicht stimmt.

"Achtung für die Probe!" heißt es. Scheinwerfer und Mikrofone an langen Stangen schwenken in die Szene im Hotel "Drei Könige". Oberkellner Alfred in exakt sitzender, weißer Weste trifft auf Mick, den Hotelangestellten. Beide beschweren sich beieinander über unsinnige Aufträge der Hotelleitung. Rolf Nagel spielt Alfred, Tobias Rose ist Mick. Die Szene wird mehrfach wiederholt, bevor Christine Wilhelmi als Frau Professor und Hotelgast auftreten kann. Mit einer handfesten Beschwerde: "Der Abfluss meiner Dusche leidet unter Obstibation." Wie bitte? Köchin Carla Saravakos (Maria Fuchs), die die Beschwerde der Ärztin entgegen nimmt, ist irritiert. Doch Frau Professor kann auch anders: "Der Abfluss ist verstopft."

Auch diese Szene wird mehrfach geprobt, immer mit der gleichen Ruhe, bis nach der Generalprobe und einem "Schön, so können wir es machen" des Regisseurs Gerald Distl die Ansage kommt "Wir starten bitte die Maz - Achtung - und bitte!" Regisseur Distl lässt noch einen kleinen Auftritt nachdrehen, dann ist diese Szene der Folge 1349 im Kasten.

Gedreht werden die Folgen immer zwei Monate vor dem Sendetermin. Zwei Wochen vor dem Dreh erhält das Schauspiel-Team die Drehbücher. Die Autoren arbeiten im ersten Stock der Studios, eine Etage über den Zimmern, die als Büro der Klinikchefin Harzfeldt-Winter, als Hotel "Drei Könige", als Babyzimmer, Blumengeschäft, Schlafzimmer, Küche liebevoll bis ins Detail eingerichtet sind.

"Ich habe mich sehr gefreut, in dieser Staffel der Telenovela mitwirken zu können", sagt Christine Wilhelmi. Im November absolvierte sie das Casting, seit Februar wird gedreht. Zum Glück studiert Wilhelmis 22-jährige Tochter Lena in Lüneburg Kulturwissenschaften. "Ich durfte bei ihr einziehen, das ist sehr praktisch", sagt Wilhelmi. Abends trifft sie sich manchmal mit Kolleginnen und Kollegen auf einen Wein in der Lüneburger Altstadt. Doch am Wochenende fährt sie nach Hause, nach Norderstedt.

Bis Ende September soll die jetzige Staffel "Rote Rosen" im Kasten sein. Ob die Figur der Professor Harzfeldt-Winter in der Folge-Staffel wieder auftaucht, oder ob sie erst einmal auf Forschungsreise geht, wird nicht verraten.

"Ich bin offen für alles, und jede Rolle hat etwas Besonderes", sagt Wilhelmi. Ob tragische Rollen oder Komödien, ob intellektuelle Professorin oder alternde Hure, sie ist eine gestandene, sehr wandlungsfähige Schauspielerin.

Beim ersten Lesen des Drehbuchs zu "Rote Rosen" hat sie die Figur der Klinikchefin auf sich wirken lassen und versucht, ihr nahe zu kommen. "Schon beim Lesen sehe und spüre ich, welches Leben, welches Schicksal die Figur haben, wie sie sich bewegen, welche Aura sie umgeben könnte", sagt Wilhelmi. Und: "Ich hole sie zu mir ran, sie ist im ersten Moment spröde, doch ich will ihr Wärme geben und zeigen, dass sie zu tiefen Emotionen fähig ist." Das gelingt der Schauspielerin mit fein dosiertem Gefühl, einer großen Portion Gelassenheit und dem sicheren Gespür für wirkungsvolle, aber nicht aufdringliche Szenen.

Wer Christine Wilhelmi als Professorin Dr. Dr. Regina Harzfeldt-Winter am Set erleben möchte, zu Sonntag, 26. August, lädt das ARD-Studio "Rote Rosen" zum Tag der offenen Tür in die Studios an der Lilienthalstraße 1 (Gewerbegebiet Hafen) in Lüneburg ein. Auf dem Programm steht eine bunte Bühnenshow, Besichtigung der Studio-Sets, Autogrammstunden mit den Schauspielern, Kostümverkauf, Tombola und ein Fanartikel-Shop. Der "Rote Rosen"-Fantag findet von 11 bis 17 Uhr statt. Der Reinerlös des Eintritts wird gespendet.