Der Vermieter Gerd Thormählen kündigt die Sanierung des Betonklotzes in Kaltenkirchen an. Das Wohnhaus verwahrlost.

Kaltenkirchen. Auf diese Nachricht haben die Bewohner des Großen Karls seit Jahren gewartet: Der berüchtigte Wohnblock am Flottmoorring in Kaltenkirchen soll saniert werden. "Ich habe den Bauingenieur Dieter Klünder beauftragt, ein Sanierungsgutachten für das Objekt Flottmoorring 56 und 58 zu erstellen", sagt Vermieter Gerd Thormählen.

Er steht seit Jahren wegen der zunehmenden Verwahrlosung des Mehrfamilienhauses unter wachsendem öffentlichen Druck. 200 Menschen leben in dem Gebäude. Der Gutachter soll prüfen, welche energetischen Maßnahmen erforderlich sind und wie der Brandschutz verbessert werden kann. Außerdem soll sich Klünder über die "Wohn-/Umfeldverbesserung" Gedanken machen. Wann die Arbeiten beginnen werden und wie viel sie kosten werden, ist noch offen. "Da das Gutachten noch nicht fertig ist, insbesondere die Kosten noch nicht alle erhoben wurden, kann ich das Ergebnis nicht vorwegnehmen", sagt Thormählen.

Seine Hausverwaltung mit Sitz in Horst bei Elmshorn hatte sich bislang an das Prinzip gehalten, niedrige Mieten zu verlangen, aber kaum zu investieren. Die Folge: In den vergangenen Jahren verwahrloste das Haus immer mehr. Weitere Schäden richteten einige Bewohner an, die Wände beschmierten, Lampen und Briefkästen demolierten und im Rausch in die Fahrstühle urinierten. Bei Facebook entstand eine Gruppe "Großer Karl", in der mehrfach nicht nur Thormählen, sondern auch manche Nachbarn für die unhaltbaren Zustände im Haus verantwortlich gemacht wurden.

Im Treppenhaus lauerte eine Todesfalle für Kinder

Seit Beginn dieses Jahres stellten die Behörden außerdem gravierende Sicherheitsmängel in dem Gebäude fest. Bei einem Brand musste das Gebäude bei dichtem Schneetreiben evakuiert werden. Die Feuerwehr fand bei den Löscharbeiten jede Menge leicht brennbaren Müll in den Gängen zur Fahrstuhltechnik.

Bei einer gemeinsamen Inspektion mit dem Ordnungsamt listete die Bauaufsicht des Kreises zahlreiche Mängel auf: Am Treppengelände fehlten an mehreren Stellen senkrechte Streben, sodass große Lücken entstanden, die für Kinder bei einem Sturz ins Treppenhaus zur Todesfalls hätten werden können. Außerdem fanden die Kontrolleure defekte Brandschutzeinrichtungen. In Lichtschaltern fehlten die Kunststoffabdeckungen, sodass die Kabel offen lagen. Bewohner des Hauses berichteten außerdem von regelmäßigen Ausfällen der Fahrstühle in dem elfgeschossigen Gebäude, defekten Klingeln und Gegensprechanlagen und demolierten Briefkästen. Inzwischen hat Thormählen die schlimmsten Mängel beheben lassen.

"Die Stadtverwaltung wartet jetzt auf das Sanierungskonzept", sagt Rathaussprecher Martin Poschmann. "Wir haben mit Herrn Thormählen vereinbart, dass er uns das Sanierungskonzept vorstellt, sobald es vorliegt." Der Vermieter kündigte an, die Arbeiten eng mit der Stadt abzustimmen.

Dass der umstrittene Vermieter Fördermittel beim Land beantragt, hält die Verwaltung für denkbar. Ob das Land jedoch zahlen wird, ist ungewiss. Thormählens Ruf als Vermieter ist nicht nur wegen der Zustände in Kaltenkirchen denkbar schlecht. Seine Hochhäuser in Uetersen, Elmshorn und Itzehoe, die er inzwischen abgestoßen hat, waren in einem ebenso desolaten Zustand wie der Große Karl.

Der fraktionslose Kaltenkirchener Stadtvertreter Torven Hartz hält die Ankündigung Thormählens, das Haus sanieren zu wollen, für eine Finte. "Für solche Maßnahmen hat er kein Geld und bekommt auch keines", sagt Hartz. Auch bei den Liegenschaften in Uetersen, Elmshorn und anderen Orten habe es zu Thormählens Strategie gehört, Zeit zu gewinnen, bis der öffentliche Druck nachlasse.

Verein Großer Karl will sich um die Bewohner kümmern

"Er hofft, dass die Sache einschläft", sagt Hartz. Er geht davon aus, dass bis zur Bürgermeisterwahl Anfang November sich kaum jemand um den Großen Karl kümmern werde. Hartz will demnächst mit Bewohnern des Hauses nach Elmshorn, um sich in den einstigen Thormählen-Objekten über die Sanierung und das Quartiersmanagement zu informieren. Hartz gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Großer Karl, der sich um die Bedürfnisse der Bewohner kümmern will. "Der Verein ist gedacht für die Aufgaben, die anstehen, wenn die Sanierung läuft", sagt Hartz. Zu den Aktivitäten zählt er beispielsweise Integrationsarbeit und Sprachkurse.